Instruments for access to financing – Förderprogramm „Solar Invest”

Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gegenstand: Finanzielle Rahmenbedingungen (Factsheet D3.1) Beschreibung: Förderprogramm „Solar Invest“ Datum: 20.11.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Freistaat Thüringen Beteiligte Partner: Projektpartner, Experten, regionale Akteure Kurzbeschreibung der Maßnahme: Entwicklung eines Konzepts für die Anpassung des bestehenden Förderprogramms „Solar Invest“ Ausgangssituation Die derzeitig auf nationaler Ebene verfügbaren Förderprogramme für Wärmenetze mit erneuerbaren Energien wie der Solarthermie sind sehr gut und umfassend. Insbesondere mit der KfW-Förderung „Erneuerbare Energien Premium“ sowie dem Programm „Wärmenetze 4.0“ stehen Fördermittel für die Installation von solarthermischen Anlagen und auch Wärmenetzen zur Verfügung. Mit der Änderung des KWKG können künftig auch Zuschläge für den Einsatz der Solarthermie in Kombination mit Biomasse beantragt werden. Regionale Förderprogramme können die bestehenden nationalen Programme jedoch gut ergänzen, insbesondere im niederschwelligen Bereich. Mit „Solar Invest“ besteht für den Freistaat Thüringen bereits seit dem Jahr 2016 ein Programm zur Förderung der Nutzung der Solarenergie. Schwerpunkt des Förderprogramms war bisher neben Investitionen in thermische und elektrische Energiespeicher vor allem die Technologie der Photovoltaik. Ein besonderes Augenmerk galt der Förderung von Mieterstromprojekten auf der einen Seite und Aktivitäten von Genossenschaften auf der anderen Seite. Für das Jahr 2018 standen Mittel in Höhe von 4,68 Mio. Euro zur Verfügung, die insbesondere für Investitionen in Photovoltaikanlagen abgerufen wurden. Für das Jahr 2019 stehen Mittel in Höhe von 4,75 Mio. Euro bereit. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Eckdaten der bestehenden Förderrichtlinie “Solar Invest”:  Antragsberechtigt sind zum Beispiel natürliche Personen, Kommunen und deren Eigenbetriebe, Zweckverbände, Kommunale Unternehmen, kleine und mittelständische Unternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften, Bürgerenergiegenossenschaften, …  Gefördert werden Investitionen in Photovoltaikanlagen zur eigen- oder Direktversorgung bzw. Photovoltaikanlagen mit Energiespeichersystemen – aber auch Neuinvestitionen, Ersatzinvestitionen in oder Erweiterungen von Stromspeichern und Wärmespeichern (Warmwasser-, Kältespeicher, Power-to-heat-Anlagen).  Thermische Energiespeicher mit Solarthermie müssen eine Deckungsrate von 60% erreichen.  Investitionen werden mit bis zu 40% gefördert, die maximale Zuwendungshöhe des nichtrückzahlbaren Zuschusses beträgt 100.000,00€ Mit der Möglichkeit zur Förderung von thermischen Langzeitspeichern ist das Programm auch für den Einsatz der Solarthermie von Bedeutung. Ziele Vor dem Hintergrund der Erarbeitung des Thüringer Klimagesetzes, der Integrierten Energie- und Klimastrategie sowie der Landeswärmestrategie, welche die besondere Bedeutung der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien hervorheben, soll in Zukunft der Einsatz der erneuerbaren Energien für die Wärmebereitstellung noch intensiver gefördert werden. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Projekts SDHp2m ein Konzept zur Anpassung der bestehenden Förderrichtlinie „Solar Invest“ erarbeitet. Dabei soll der Fokus auf eine Intensivierung von Investitionen in Solarthermieanlagen auf der einen Seite und Wärmenetze mit erneuerbaren Energien auf der anderen Seite verstärkt werden. Maßnahmen und Aktivitäten Im Zuge der Erarbeitung des neuen Förderkonzepts wurde zunächst eine intensive Analyse der Ausgangssituation angestellt. Dazu wurden bestehende nationale und regionale Förderprogramme aufgelistet und hinsichtlich der Fördergegenstände, der Zielgruppen, der Förderhöhe, der Förderkonditionen usw. kategorisiert. Gleichzeitig wurde eine Analyse der regionalen Rahmenbedingungen sowie der Projektumsetzungsprozesse für den Einsatz der erneuerbaren Wärmeversorgung angestellt. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Über zielgruppenspezifische Abfragen für verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten und Diskussionen mit Projektpartnern konnten Fördergegenstände, Zielgruppen und Förderkonditionen identifiziert werden, um die das bestehende Programm erweitert werden soll. Weiterhin fließen Ergebnisse aus verschiedenen Fachveranstaltungen in die Erarbeitung des Änderungskonzepts der Richtlinie ein. Hürden und Möglichkeiten Mit dem Förderprogramm „Solar Invest“ liegt in Thüringen ein umfassendes Förderprogramm zur Nutzung der Solarenergie als Ergänzung zu nationalen und regionalen Förderprogrammen, welche Investitionen in Solarkollektoren und die Verlegung von Wärmenetzen bereits unterstützen, vor. Während die notwendige Verschneidung des Programms „Solar Invest“ mit bestehenden Förderprogrammen daher intensiv diskutiert werden musste, kann mit verschiedenen Fördergegenständen die Initiierung von Projekten zum Einsatz erneuerbarer Energien auch für die Wärmeversorgung über Wärmenetze unterstützt werden. Ergebnisse Ein erster Entwurf eines Konzepts zur Änderung der bestehenden Richtlinie konnte erarbeitet werden. Dieses zielt darauf ab, künftig auch Beratungsleistungen zum Einsatz erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung zu fördern. Auch Investitionen in thermische Energiespeicher, die im Zusammenhang mit Wärmenetzprojekten stehen, sollen künftig im Rahmen der Förderung berücksichtigt werden. Es wird zudem diskutiert, auch Hausanschlussstationen zu fördern. Weiterhin sollen auch Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit vor Ort zur Steigerung der Anschlussraten an das Wärmenetz gefördert werden. Im Hinblick auf den Einsatz von Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern sollen technische Überprüfungen bestehender Anlagen und Konzeptentwicklungen für Betreibermodelle aber auch Machbarkeitsstudien gefördert werden. Die Überarbeitung des Förderprogramms „Solar Invest“ mit Blick auf den Einsatz erneuerbarer Energien für Wärmenetze ist bereits beschlossen. Über die Umsetzung des erarbeiteten Konzepts muss jedoch noch abgestimmt werden. Zudem muss eine Abstimmung auf das kürzlich veröffentlichte Förderprogramm des TMIL, in dessen Rahmen Investitionen für die Verlegung von Wärmenetzen in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern gefördert werden, erfolgen. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gewonnene Erkenntnisse Da über das entwickelte Konzept noch abgestimmt werden muss, liegen noch keine Ergebnisse vor. Das Konzept wurde jedoch unter Berücksichtigung vieler Anregungen regionaler Akteure entwickelt und stellt eine Ergänzung bestehender nationaler und regionaler Förderprogramme dar. ┘ The sole responsibility for the contents of this publication lies with the authors. It does not necessarily reflect the opinion of the European Union. Neither the European Commission nor the authors are responsible for any use that may be made of the information contained therein. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Instruments for market support – Thüringer Solarrechner

Solar district heating Instruments for market support Development of a web-based software application Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Gegenstand: Thüringer Solarrechner Beschreibung: Entwicklung einer webbasierten Software “Thüringer Solarrechner” Datum: 20.11.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Thüringen, Deutschland (A-Region) Beteiligte Partner: Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA), Geoplex GIS GmbH Kurzbeschreibung der Maßnahme: Entwicklung einer webbasierten Software, “Thüringer Solarrechner” Ausgangssituation Entsprechend den Zielen des Koalitionsvertrages strebt Thüringen an, bis 2040 seinen Energiebedarf bilanziell durch einen Mix aus 100% regenerativen Energien selbst decken zu können. Nicht nur im Stromsektor, auch im Wärmebereich sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Der verstärkte Um- und Ausbau der Fernwärme und die Einbeziehung erneuerbarer Energien wie der Solarthermie werden hierbei einen erheblichen Beitrag leisten. Eine Untersuchung des regionalen Wärmeversorgungssystems, das unter anderem von Wärmenetzen geprägt ist, hat gezeigt, dass die Potentiale der Biomasse in Thüringen nahezu erschöpft sind – jene der Solarthermie jedoch unzureichend genutzt werden. Derzeit ist in Thüringen eine solarthermische Pilotanlage die in ein Wärmenetz integriert ist in Jena-Pößneck in Betrieb, während andere solare Nah- und Fernwärmeprojekte konzeptioniert und verschiedene Machbarkeitsstudien zur Integration erneuerbarer Energien in die Wärmeversorgung mit Wärmenetzen erarbeitet werden. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) verfolgt verschiedene Aktivitäten um die Marktbereitung erneuerbarer Energien und solarer Nah- und Fernwärme zu unterstützen, z.B. mit der Entwicklung des Thüringer Solarrechners, einer webbasierten Software, durch die Geoplex GIS GmbH. Solar district heating Instruments for market support Development of a web-based software application Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Ziele Die solare Strom- und Wärmeproduktion in Thüringen soll gesteigert werden. Aus diesem Grund wird der Thüringer Solarrechner entwickelt, der verschiedenen Nutzergruppen bei der Identifizierung von Potentialen für die Nutzung der Solarenergie dienen soll. Konkret können mit Hilfe des Thüringer Solarrechners mögliche Flächen für die Installation von Solarthermiekollektoren oder Photovoltaikmodulen identifiziert werden. Grundlage für die Ermittlung solcher Potentiale sind wirtschaftliche Betrachtungen und eine Ermittlung des Solarertrages für jede Dach- und Freifläche in Thüringen. Diese Berechnungen basieren auf den Daten der jeweils jüngsten Laserscanbefliegung Thüringens im Auftrag des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (TLVermGeo). Im Hinblick auf die Solarthermie können mit Hilfe des Thüringer Solarrechner nicht nur für Dachflächen, sondern auch für Freiflächen Wirtschaftlichkeits- und Ertragsberechnungen durchgeführt werden. Freiflächen können manuell über die Einzeichnung eines Polygons für eine Betrachtung ausgewählt werden. Die Belegung dieser Flächen mit Solarthermiekollektoren erfolgt automatisch, kann jedoch manuell angepasst werden. So können einzelne Module der Fläche zugefügt oder entfernt werden. Auch eine Verschiebung der Module ist möglich. Zudem kann der Kollektortyp (Flachkollektor oder Vakuumröhrenkollektor) für die Belegung der Fläche ausgewählt werden. Anschließend werden der Solarertrag und die Investitionskosten berechnet und die Ergebnisse können ausgedruckt und als PDF-Dokument abgerufen werden. Auf Grund seines umfangreichen Funktionsumfangs (Berechnungen für Solarthermie oder Photovoltaik auf Dach- oder Freiflächen) richtet sich der Thüringer Solarrechner auch an verschiedene Zielgruppen: Insbesondere mit der Bewertung von Dachflächen für die Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik richtet sich der Thüringer Solarrechner an private Gebäudeeigentümer, Unternehmen, die öffentliche Hand und Wohnungsbauunternehmen. Die Bewertung von Freiflächen zur Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik ist in erster Linie für Stadtwerke, Genossenschaften, Planungs- und Projektierungsunternehmen, Betreiber von Gewerbegebieten und andere Unternehmen mit geeigneten nicht betriebsnotwendigen Flächen konzipiert. Maßnahmen und Aktivitäten Der Thüringer Solarrechner wurde Ende Mai 2018 veröffentlicht. Zuvor wurde eine Beta-Version automatisiert und manuell geprüft. Es wurde ein umfangreiches Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit für Mai und Juni 2018 in Kooperation mit der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA) entwickelt, das darauf abzielte, potentielle Nutzer und Multiplikatoren über die Entwicklung des Thüringer Solarrechners zu informieren. Dieses Konzept beinhaltet Solar district heating Instruments for market support Development of a web-based software application Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). zum Beispiel die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Workshops, das Drucken von Flyern und Broschüren sowie die Präsentation des Thüringer Solarrechners online und auf Messen. Darüber hinaus wurde das Konzept des Thüringer Solarrechners bereits bei verschiedenen SDHp2m- Veranstaltungen im Jahr 2018 vorgestellt. Hürden und Möglichkeiten Die Etablierung eines kostenlosen webbasierten Softwaretools zur Identifizierung von Flächen für die Installation von großen Solarthermieanlagen kann bei der Nutzung der existierenden Solarthermiepotentiale in Thüringen hilfreich sein. Dazu ist es notwendig, potentielle Nutzer und Multiplikatoren über die Veröffentlichung des Thüringer Solarrechners und dessen Nutzungsmöglichkeiten zu informieren. Zudem ist es wichtig, Akteure bei der Nutzung des Thüringer Solarrechners zu unterstützen. Aus diesem Grund wird der Thüringer Solarrechner mit der Servicestelle Solar bei der Thüringer Energie- und GreenTech Agency (ThEGA) verknüpft, die praktische Unterstützung z.B. für Kommunen, Bürger und Unternehmen bei der Identifizierung von Flächen für die Nutzung von Solarthermie und Photovoltaik und zu Finanzierungs- und Betreibermodellen anbietet. Ergebnisse Der Thüringer Solarrechner wurde nach einer Testphase im Mai 2018 veröffentlicht. Bereits in kürzester Zeit nach der Veröffentlichung konnten etwa 20.000 Zugriffe auf den Solarrechner verzeichnet werden. Zusammen mit der Servicestelle Solar stellt der Thüringer Solarrechner ein zentrales Element für die Unterstützung der Akteure vor Ort bei der Initiierung, Planung und Umsetzung von Solarprojekten dar. Der Thüringer Solarrechner ist abrufbar unter: www.solarrechner-thueringen.de Gewonnene Erkenntnisse Die Rückmeldung Thüringer Akteure zum Thüringer Solarrechner war bisher ausschließlich positiv. ┘ Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Instruments for policy and legal framework – Best Practice Guide für SDH Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen

Solar district heating Instruments for policy and legal framework Best Practice Guide für SDH Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Thema: Verbesserung der regionalen und politischen Rahmenbedingungen Beschreibung: Best Practice Guide mit Empfehlungen für die Politik für SDHFlächenentwicklung und die Doppelnutzung / Multikodierung von Flächen Datum: 15.11.2018 Autor/innen: Simona Weisleder und Christian Maaß, Hamburg Institut Dokument Download: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung Region: Metropolregion Hamburg Beteiligte Partner: HIR Hamburg Institut Research Kurzbeschreibung: Die Flächenbereitstellung stellt ein großes Hindernis für die Umsetzung von SDH in urbanen Räumen dar. Es sind politische Instrumente erforderlich, um Barrieren zu überwinden und neue Konzepte, wie die Multikodierung von Flächen zu stärken. Der Best Practice Guide zeigt Möglichkeiten auf, wie SDH mit zahlreichen Doppelnutzungen realisiert werden kann. Es werden Empfehlungen für politische Instrumente zur Erleichterung solcher Lösungen entwickelt. Ausgangssituation Die Metropolregion Hamburg beheimatet in Norddeutschland ca. 5 Millionen Menschen und umfasst 28.500 km2 in vier Bundesländern (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern). In allen vier Bundesländern der Metropolregion gibt es zahlreiche Wärmenetze. Das größte Fernwärmenetz liegt in der Freien und Hansestadt Hamburg mit über 400.000 angeschlossenen Wohneinheiten. Die Metropolregion weist eine hohe wirtschaftliche Prosperität auf und eine kontinuierlich wachsende Bevölkerung, was zu einer enormen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt für Wohnung- und Gewerbe führt. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 1: Landkreise der Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern in der Metropolregion Hamburg (Quelle: Metropolregion Hamburg). Mit Projekten wie der Solarsiedlung Bramfeld (Karlshöhe), der HafenCity West und dem Energiebunker Wilhelmsburg ist die Stadt Hamburg ein Vorreiter bei der Etablierung von SDH. Der Anteil von Erneuerbaren Energien in Wärmenetzen und insbesondere der Anteil von SDH ist jedoch nach wie vor sehr gering. Die Entwicklung von SDH-Projekten scheitert oft am Flächenmangel. In Ballungszentren wie der Metropolregion Hamburg wird die Fläche für viele andere konkurrierende Zwecke wie Wohnen, Verkehrsinfrastruktur, Industrie und Handel, Naturschutz oder - in den ländlichen Regionen - für die Landwirtschaft benötigt. Unter diesen Umständen zögern die Stadtplaner, Flächen für SDH festzulegen. Es könnte die Umsetzung von SDH erleichtern, wenn die knappen Flächen parallel für andere Zwecke genutzt werden könnten. Beispiele für solche Doppelnutzungen sind nur in Ansätzen in der Metropolregion Hamburg zu finden. Die SDH-Flächenentwicklung und die doppelte Nutzung von Flächen für SDH und andere Zwecke werden bisher im nationalen und regionalen Planungsrecht oder anderen politischen Instrumenten kaum berücksichtigt. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Beispiele aus vielen Regionen der EU zeigen, dass Lösungen für die SDH-Flächenentwicklung und für Doppelnutzungen – sogenannte Multikodierung von Flächen - gefunden werden können. Die Ermittlung der Potenziale für eine solche Flächenentwicklung ist eine der Schlüsselmaßnahmen, die im strategischen Aktionsplan der Metropolregion Hamburg im Rahmen des SDHp2m Projektes identifiziert wurde. Ziele Der SDHp2m Aktionsplan für die Metropolregion Hamburg nennt sechs relevante Kategorien für die Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen für SDH: 1. Landwirtschaftliche Produktionsflächen 2. Naturschutz- und Wasserschutzgebiete 3. Belastete/ kontaminierte Flächen oder Industriegebiete 4. Große Infrastruktureinrichtungen 5. Große Dachflächen 6. Flächen entlang von Verkehrswegen Einige Erfahrungen können von der Flächenbereitstellung für große Photovoltaikanlagen übertragen werden, wo bereits Mehrfachkodierung häufiger ist, z.B. auf großen Parkdecks, als Lärmschutz und auf Gewächshäusern. In einigen Fragen ist es jedoch notwendig, die speziellen technischen Rahmenbedingungen der Doppelnutzung mit solarthermischen Anlagen zu untersuchen, z.B. das hydraulische System bei sehr langgestreckten und schmalen Anlagen entlang von Verkehrswegen oder auch Sicherheitsfragen, wie der Umgang mit heißen Flüssigkeiten in den Kollektoren auf Parkdecks. Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele für SDH-Projekte aus der EU zu identifizieren, mögliche Chancen für ähnliche Projekte in der Metropolregion Hamburg zu identifizieren und Politikinstrumente zu formulieren, die die Entwicklung von SDH-Projekten in diesen Bereichen fördern. Maßnahmen und Aktionen In einem ersten Schritt wurden Best-Practice-Beispiele für die verschiedenen möglichen Entwicklungsbereiche gesichtet und analysiert. Zweitens wurde analysiert, ob, wo und wie diese Beispiele auf die Situation in der Region Hamburg übertragen werden können. Konkrete Möglichkeiten für die Projektentwicklung wurden teilweise in Fallstudien untersucht. Abschließend wurden Empfehlungen für die Politik formuliert um SDH weiter voranzubringen. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Barrieren und Möglichkeiten 1) Entwicklung der Doppelnutzung für landwirtschaftliche Produktion Die Solarthermieanlagen dänischen Vorbilds werden hauptsächlich in ländlichen Gebieten oder in der Nähe von kleinen und mittelgroßen Städten gebaut. In Großstädten gibt es bisher kaum Anlagen, vor allem wegen hoher Immobilienpreise und der hohen Flächenkonkurrenz. In Deutschland ist bei SDH-Projekten im ländlichen Raum der Wettbewerb um landwirtschaftliche Nutzungen von entscheidender Bedeutung. Die Biomasseproduktion stellt eine wichtige Einkommensquelle für die Bauern dar. Vergleicht man die Energieausbeute bei Biomasse mit der der Solarthermie, so ist diese allerdings um einen Faktor von 40-50% besser.  Best Practice Beispiele Das Beispiel des Forschungsprojektes "AGRO PV"1 untersucht, ob die landwirtschaftliche Produktion mit der Energieproduktion kombinierbar ist - dies könnte auf solarthermische Lösungen übertragen werden. Die Projektidee des Hamburg Instituts für Solare Nachbarschaftsgewächshäuser verbindet Solarthermie mit dem Trend des „Urban Gardenings“ und stärkt nachbarschaftlichen Gemeinsinn. Abbildung 2: Projektidee Solare Nachbarschaftsgewächshäuser(Quelle: Hamburg Institut) 1 www.agrophotovoltaik.de Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Im Stadtteil Hamburg-Harburg hat das kürzlich fertiggestellte "Integrierte Quartierskonzept" für den Bereich "Südöstliches Eißendorf / Bremer Straße" die Möglichkeit untersucht, solarthermische Wärme in das Wärmenetz einer lokalen Wohnungsgenossenschaft zu integrieren. Das Konzept schlägt mögliche Standorte vor, die sich für eine Freiflächen-Solarthermieanlage eignen würden. Heute werden die Flächen für Erdbeeranbau und Kleingärten genutzt. Eine Option zur Umsetzung könnte an dieser Stelle das Konzept der Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser sein. Abbildung 3: Projektvorschlag für Solare Nachbarschaftsgewächshäuser in Hamburg-Harburg (Quelle: Geoportal Hamburg) 2) Entwicklung einer Doppelnutzung für Naturschutz- und Hochwasserschutzgebiete mit SDH  Best Practice Beispiel Crailsheim2 ist eines der überzeugendsten Best-Practice-Beispiele einer SDH-Anlage und der Einbindung von Naturschutzaspekten. Durch die Integration der großen Solarthermieanlage auf der Südflanke eines Lärmschutzwalls mit einem ökologischen Gesamtkonzept ist die Fläche zu einem Ort mit hohem Erholungswert geworden und bietet vielen heimischen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum - ein "Hot Spot" für seltene Arten konnte geschaffen werden. Mit dieser Maßnahme wurden wertvolle "Öko- 2 http://solar-district-heating.eu/Portals/0/NewFolder/BroschüreCrailsheimEN.pdf Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Punkte" gesammelt und dementsprechend finanzielle Mittel, die die SDH-Anlage noch wirtschaftlicher machen. In Châteaubriant3 in Frankreich wurde eine SDH-Anlage in einem Hochwasserschutzgebiet errichtet. In Graz ist die Planung für das BIG SOLAR GRAZ Projekt in einem Wasserschutzgebiet in einem weit fortgeschrittenen Stadium und soll ab 2019 realisiert werden. Beide Projekte zeigen, dass es von Vorteil sein kann, SDHProjekte auf Flächen zu planen, in denen es keine Flächenkonkurrenzen mit der Entwicklung von Wohnungsbau oder andere Bauprojekten gibt. Sie zeigen auch, dass es möglich ist, SDH-Projekte in Koexistenz mit der Erhaltung der natürlichen Gegebenheiten zu entwickeln.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Der Ansatz für die Entwicklung von SDH-Projekten mit dem Naturschutz ist richtig und vielversprechend und sollte auch in der Metropolregion Hamburg weiter verfolgt werden. Durch die enorm starke Bautätigkeit in der Region werden die Flächen für gesetzlich nötigen Ausgleichsmaßnahmen im urbanen Raum sehr knapp. Wenn durch die Flächenentwicklung bei SDH mit dem Naturschutz wertvolle „Ökopunkte“ gesammelt werden können, kann das ein wichtiger Faktor sein. Die ökologische Aufwertung von z.B. ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzten Fläche könnte ein Geschäftsmodell für Landwirte werden. 3) Entwicklung von belasteten oder kontaminierten Flächen oder Industriegebieten für SDH Nach den vorliegenden Erfahrungen scheint der rechtliche Rahmen für die Entwicklung von SDH-Projekten auf belasteten Flächen ausreichend zu sein. Es gibt zahlreiche umgesetzte Projekte, konkrete Projektentwicklungen und Machbarkeitsstudien. Unter Berücksichtigung der speziellen Rahmenbedingungen beim Bau auf belasteten oder kontaminierten Böden ist SDH generell möglich.  Best Practice Beispiel Es gibt dazu zahlreiche Beispiele in Deutschland, z.B. in Senftenberg4. Im August 2016 wurde auf einer rekultivierten Deponie in der Stadt Senftenberg die bisher größte solarthermische Anlage Deutschlands in Betrieb genommen. Mit einer Kollektorfläche von 8.300 m² ist sie gleichzeitig eine der weltweit größten Anlagen mit Vakuumröhrenkollektoren und die erste Anlage in Deutschland, die in ein klassisches Fernwärmenetz einspeist. In der "Solarhauptstadt" Graz feierte man 2017 die Einweihung des ersten Bauabschnitts des sogenannten HELIOS-Projekts mit 2.000 m2 auf einer ehemaligen Mülldeponie. 3 http://www.mairie-chateaubriant.fr/medias/2018/01/DP-inauguration-centrale-solaire-14bd.pdf 4 http://ritter-xl-solar.com/en/applications/district-heating/senftenberg-ger/ Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Auch in Städten wie Hamburg mit einer wachsenden Bevölkerung und derzeit rund 1,8 Mio. Einwohnern und einer daraus resultierenden starken Konkurrenz um Flächen, gibt es Potenziale für SDH. Der Hamburger Hafen ist der zweitgrößte in Europa und die Elbe muss jedes Jahr von der Hamburg Port Authority (HPA) ausgebaggert werden, um die Fahrrinnentiefe für den Containerschiffsverkehr sicherzustellen. Große Hafenschlickdeponien existieren, einige sind bereits rekultiviert und einige werden laufend in Betrieb bleiben. Erste Gespräche mit HPA fanden statt, um die Option einer multikodierte Nutzung auf diesen Flächen für SDH zu ermöglichen. Abbildung 4: Hafenschlickkhügel in Hamburg (Quelle: HPA) 4) Entwicklung von Flächen bei großen Infrastruktureinrichtungen für SDH Ähnlich dem Konzept der doppelten Nutzung von großen Dachflächen für SDH lohnt es sich, ein Flächenscreening durchzuführen, um Optionen zu identifizieren, die bisher nur monofunktional für große Infrastruktureinrichtungen wie Parkplatz- oder Industrieanlagen genutzt werden.  Best Practice Beispiel In Graz5 bekam ein Parkdeck eines privaten Unternehmens ein komplett neues Dach, um Schatten für die parkenden Autos zu bieten, bei dem eine Solarthermieanlage integrierte wurde. 5 https://www.klimafonds.gv.at/assets/Uploads/Projektberichte/2015/Solare-Groanlagen-2015/B368386-Solare-Groanlagen-publizierbarer- Zwischenbericht.pdf Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert In Thailand6 wurde über einem Produktionsbereich einer der größten Thunfischkonservenfabriken eine Solarthermieanlage realisiert.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Das Hamburger Institut hat zwei konkrete Ideen für potenzielle SDH Flächen entwickelt: ein Parkdeck und Klärbecken. Im Rahmen eines energetischen Quartiers-Energiekonzeptes in Hamburg-Harburg entstand die Idee, das Parkdeck eines zentral gelegenen Einkaufszentrums mit ca. 11.000 m² für SDH zu überdachen. Die gewonnene Solarwärme könnte in ein neues Wärmenetz eingespeist werden. Abbildung 5: Projektidee des Hamburg Institus in Hamburg-Harburg und ein gebuates Beipsiel in Neckarsulm (Quelle: Geoportal Hamburg + Solites) Auf der Suche nach großen Flächen für SDH entwickelte das Hamburger Institut die Idee, eine Solarthermieanlage über mehreren großen Klärbecken zu realisieren. Die Kläranlage Hamburg-Dradenau verfügt über große Nachklärbecken, die durch eine Stahlkonstruktion mit Solarthermiekollektoren überbaut werden könnten. Die Konstruktion würde über eine Länge von 9,5 m die Last in die Betontrennwände jedes Beckens abtragen. Alle Nachklärbecken zusammen haben eine Gesamtfläche von ca. 53.000 m². 6 http://denmark.dk/en/green-living/sustainable-projects/the-danish-clean-tech-sector-sunmark Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 6: Projektidee des Hamburg Instituts beim Klärwerk in Hamburg-Dradenau (Quelle: HSE) 5) Entwicklung großer Dachflächen für SDH  Best Practice Beispiel In Europa gibt es zahlreiche Beispiele für große SDH-Anlagen auf Dächern. Einige der gebauten Projekte werden im Best-Practice-Guide näher betrachtet. Zu den Beispielen im Ausland gehören Anlagen auf Gewerbedächern wie z.B. in Wels7 (Österreich). In Hamburg wurden Anlagen auf Dächern von Wohn- und Geschäftsgebäuden in der HafenCity8 (West) auf der Grundlage eines Landesgesetzes realisiert, das für die Immobilienentwicklung eine rechtsverbindliche Regelung zur Bereitstellung eines Mindestwärmeanteils mit Erneuerbaren Energien einforderte. Der Energiebunker9 in Hamburg-Wilhelmsburg ist ein weiteres bekanntes Best-Practice-Beispiel und der Ausgangspunkt für ein neu gebautes SDH-Netz in einem Bestandsquartier.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Die vorhandenen Beispiele zeigen, dass SDH-Anlagen auf großen Dachflächen realisierbar sind und dass es rechtliche Möglichkeiten gibt, um SDH auf Dächern zu einem verbindlichen Bestandteil der Immobilienentwicklung zu machen. Es gibt jedoch nach wie vor Barrieren, die die Kommunen von der Umsetzung solcher regulatorischen Maßnahmen abhalten: Insbesondere Solarthermie auf Dächern ist - im Vergleich zu auf fossilen Brennstoffen basierenden DH, Freiflächen-Solarthermie oder im Vergleich zur Einzelheizung mit Erdgas oder Öl - relativ teuer. Wenn Solarthermieanlagen auf sehr großen Dachflächen vor dem Bau mit einer integrierten Gebäudeplanung mit gedacht werden, können diese Kosten deutlich gesenkt 7 http://ritter-xl-solar.com/en/applications/district-heating/wels-austria/ 8 http://hafencity.com/upload/files/files/Waermeversorgung_HafenCity.pdf 9 https://www.iba-hamburg.de/en/projects/energiebunker/projekt/energy-bunker.html Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert werden. Abhängig von möglichen staatlichen Förderung kann dann SDH mit anderen Heizlösungen wettbewerbsfähig sein. Es könnte daher ein vielversprechender Ansatz sein, darauf hin zu wirken, Synergien mit der anhaltend starken Neubautätigkeit großer Gewerbegebäude zu nutzen. Ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden gilt, ist der Wettbewerb mit der Photovoltaik auf Dächern. Bislang sind die wirtschaftlichen Vorteile für den Betrieb einer großen PV-Aufdachanlage oft höher als der Betrieb einer SDH-Anlage, während die technischen und rechtlichen Barrieren für Dach-Solarthermie höher sind als für PV. Eine Möglichkeit, die verfügbare Fläche für Solarenergie zu erhöhen, ist das Baurecht. Speziell die Einführung einer Bauverordnungspflicht, die bei der Errichtung von Gewerbebauten mit großen Dachflächen (z.B. von 250 oder 500 qm Dachfläche mit einer geeigneten Ausrichtung nach Süden, Osten oder Westen), die Verpflichtung zur gleichzeitigen Errichtung einer Solarthermie oder PV-Anlage auf einem Mindestanteil des Daches beinhaltet. Es wäre auch denkbar, aber weniger umfassend, eine Pflicht festzulegen, nach der diese Gebäude statisch so ausgelegt werden müssen, dass die nachträgliche Installation einer Solaranlage ohne nennenswerte bauliche Eingriffe möglich ist (entsprechende Baustatik, Verankerungspunkte für die Anlage sowie von Leerrohre für Leitungen). 6) Entwicklung von Flächen entlang von Verkehrswegen für SDH 7) Best Practice Beispiel Anhand von Best-Practice-Beispielen entlang von Verkehrswegen evaluiert das EU-Life-Projekt "NOISUM"10 dieses Thema. Das Hauptziel des Projekts war es, innovative Lärmschutzwände für SDH zu entwickeln. Speziell angepasste Solarthermiekollektoren wurden in einem Pilotprojekt an einer großen Verkehrstrasse für den Straßen- und Schienenverkehr installiert und evaluiert. Das Projekt zeigt, dass es funktioniert, den Lärmpegel im Straßen- und Schienenverkehr in europäischen Städten erheblich zu senken. Gleichzeitig entsteht durch den Lärmschutz eine attraktivere Nahumgebung und Erneuerbare Energie können für das lokale Energienetz bereitstellt werden. Die Entwicklung eines Projekts in einer deutlich größeren Dimension könnte sehr interessant sein. Gerade in den wachsenden Städten ist die Verdichtung der Stadt entlang der Mobilitätsinfrastrukturen mit neuen Siedlungen virulent und der Lärmschutz spielt eine wichtige Rolle. Ein Beispiel aus den Niederlanden in Almere11 zeigt, dass SDH in die Stadt- und Landschaftsplanung integriert werden kann - mehr noch, SDH kann als Wahrzeichen und kreatives Element fungieren. 10 https://noisun.wordpress.com/2015/02/05/noisun-nagra-steg-narmare-varen/ 11 http://www.crrescendo.net/almere_noorderplassen.html Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Es lohnt sich die Entwicklung der PV-Branche zu beobachten, bei der das Gesetz in Deutschland für einen festgelegten Korridor entlang der Verkehrsstraßen die Möglichkeit der Ausweisung von PV-Flächen vorsieht.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Als logistischer Knotenpunkt in Norddeutschland mit dem Hafen gibt es viele Verkehrswege in und um Hamburg. In den nächsten Jahren werden in der Metropolregion mehrere neue Straßenprojekte geplant und umgesetzt, wie z.B. Autobahn A 26 (Hamburg), Autobahn A 20 (Bad Segeberg) oder die Westumgehung Pinneberg, bei denen das Thema Lärmschutz virulent wird. Abbildung 7: West-Umfahrung in Pinneberg im Bau – Fertigstellung bis 2019 (Quelle: Google Maps). In verschiedenen großen Stadtentwicklungsprojekten spielt der Lärmschutz eine wichtige Rolle, z.B. bei einem der neuesten Projekte in Hamburg: Oberbillwerder, wo in den nächsten 5 bis 20 Jahren ein Stadtteil mit rund 7.000 Wohneinheiten und 5.000 Arbeitsplätzen entlang einer Bahnlinie entstehen wird. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 8: Gewinner der Masterplanverfahrens für Oberbillwerder in Hamburg (Quelle: ADEPT ApS mit Karres en Brands Landschapsarchitecten b.v. & Transsolar Energietechnik GmbH) Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Ergebnisse Man kann einen grundsätzlichen politischen Willen, SDH in Deutschland zu fördern, festhalten. Es gibt dementsprechend auch attraktive Förderbedingungen. Dennoch ist die Entwicklung von SDH aufgrund anderer Hindernisse sehr schleppend:  Mangel an wirtschaftlichem und rechtlichem Druck Die politischen Entscheidungsträger müssen dringend über die Regulierung der Verwendung fossiler Brennstoffe im Wärmesektor intensiver diskutieren. Mögliche Instrumente könnten Einschränkungen für neue dezentrale Heizanlagen mit fossilen Brennstoffen (wie in Dänemark) oder feste Quoten für Erneuerbare Energien in der Wärmeversorgung sein. Darüber hinaus würden höhere Steuern auf Erdgas und Heizöl dazu beitragen, dass Erneuerbare Energien wettbewerbsfähig werden.  Flächenkonkurrenz zur PV SDH konkurriert mit PV um die knappe Ressource Fläche. Während PV an vielen Orten weit entfernt von den Städten umgesetzt werden kann, ist SDH von Flächen abhängig, die in der Nähe der Verbraucher, der Wärmesenken, verfügbar sind. Um diesen Konflikt zu lösen, sollte es einen Planungsprozess auf regionaler oder kommunaler Ebene geben, der bestimmt, welche Gebiete für SDH ausgewiesen werden sollten. Dies könnte in kommunalen Wärmeplänen (wie in Dänemark) geschehen.  Regulierung und Transparenz In einigen Regionen ist der Ruf der Fernwärme aufgrund von Verbraucherbeschwerden über Preise oder fehlende Transparenz relativ negativ. Das mangelnde Vertrauen der Verbraucher kann ein Hindernis sein für die Erweiterung oder den Neubau von Wärmenetzen. Dies könnte durch eine strengere Preis- und Transparenzpolitik sowie die Einführung einer Preisregulierung durch die Kommunen geändert werden.  SDH ist immer noch nicht als eine Lösung hinreichend bekannt Die Politik sollte die Vorteile von Solarthermieanlagen als kostenstabile, nachhaltige und erneuerbare Option für Wärmenetze mehr kommunizieren und fördern. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Öffentliche Wahrnehmung: SDH ist "hässlich" und verschandelt Natur und Landschaft Die Politik muss deutlicher machen, dass Energie-/ Wärmeproduktion Fläche benötigt - besonders für die Wärmeversorgung, wo die Produktion in der Nähe des Verbrauchs stattfinden muss. Fossile Brennstoffe haben seit Jahrzehnten Natur und Landschaft geprägt - und tun es noch immer - meist nicht vor unserer Haustür, sondern in anderen Regionen und Ländern. SDH bietet die Möglichkeit integrierter Konzepte, bei denen die Wärmeproduktion mit dem Naturschutz einhergeht - belegt durch Projekte wie Crailsheim. Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sollten solche Konzepte stärken, vermehrt umsetzen und die Diskussion über eine neue Sicht auf eine landschaftsintegrierende Energieerzeugung anregen. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Erkenntnisse Das Konzept der multikodierten Flächen für SDH ist ein vielversprechender Ansatz und es gibt ein großes und vielfältiges Potenzial. In vielen Fällen können großmaßstäbliche Projekte auf diesen Flächen wettbewerbsfähige Preise erzielen, selbst wenn zusätzliche Kosten anfallen. Manchmal kann die Multikodierung als "Türöffner" für das Thema verwendet werden und manchmal bleiben die Projekte Einzellösungen. Der Ansatz zeigt aber auch deutlich, dass SDH integrierte und interdisziplinäre Arbeitsgruppen erfordert, um den Abwägungs- und Aushandlungsprozessen der verschiedenen Akteure und Interessen gerecht zu werden. SDH-Projekte auf multikodierten Flächen können eine wichtige Ergänzung vor allem in urbanen Räumen zu den "Plug & Play" Lösungen für landwirtschaftliche Flächen darstellen, wie sie aus kleinen und mittelgroßen Städten in Dänemark bekannt sind. Für größere Städte und Flächen in dicht besiedelten Regionen könnten multikodierte Flächen ein Mittel sein, die Akzeptanz für SDH-Projekte zu erhöhen und die Produktion von erneuerbarer Wärme in der erforderlichen Menge und mit einem erschwinglichen Preisniveau zu steigern. ┘ Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den Autoren. Es spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wider. Weder die Europäische Kommission noch die Autoren sind verantwortlich für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Instruments for market support – Mieterwärmemodelle

Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gegenstand: Marktbereitung Beschreibung: Mieterwärmemodelle Datum: 20.11.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Freistaat Thüringen Beteiligte Partner: Projektpartner, Experten, regionale Akteure Kurzbeschreibung der Maßnahme: Solarthermie in Mehrfamilienhäusern / Mieterwärme - Erstellung eines Arbeitskonzepts zur Intensivierung der Investitionen in solarthermische Anlagen für die Warmwasser- und Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern Ausgangssituation Thüringen kann einen Beitrag zum international vereinbarten Klimaschutz leisten. Damit dies gelingt, ist es wichtig die Wärmewende als essentiellen Teil der Energiewende zu verstehen. Um die Treibhausgasreduktionspotentiale, die der Wärmesektor für eine Wärmewende leisten kann, nutzen zu können, verfolgt Thüringen eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite soll der Wärmebedarf generell reduziert werden, während auf der anderen Seite der Anteil der erneuerbaren Energien und der effizienten Technologien an der Wärmebereitstellung langfristig steigen soll. Eine Untersuchung des Energieversorgungssystems Thüringens durch die Fachhochschule Nordhausen und die EKP Energie-Klima-Plan GmbH hat gezeigt, dass dieses heute neben Fernwärmesystemen auch von dezentralen Gas- und Ölfeuerungsanlagen dominiert wird aber insgesamt sehr heterogen ist. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass bereits im Jahr 2010 der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung größer war, als dies für den bundesdeutschen Durchschnitt der Fall war. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärmeerzeugung lag in Thüringen im Jahr 2015 bei 21,5%. Der größte Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien wird in Deutschland durch die Nutzung von Biomasse bereitgestellt deren Potentiale aber in Thüringen bereits nahezu erschöpft sind. Im Gegensatz Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 dazu werden die Potentiale anderer erneuerbarer Energien, wie der Solarthermie und der Geothermie, noch nicht umfänglich genutzt. Daher und auf Grund der Besiedelungsstruktur Thüringens mit einem hohen Anteil ländlicher Regionen bietet die Kombination der Biomasse mit der Solarthermie in Wärmenetzen einen vielversprechenden Ansatz um den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung zu steigern. Darüber hinaus sind die Thüringer Städte durch Mehrfamilienhausbebauungen geprägt, wo eine Installation von Solarkollektoren auf den Dachflächen eine gute Möglichkeit darstellt die Solarthermie auch in Städten in Wärmenetze zu integrieren. Etwa 75% der bestehenden Mehrfamilienhäuser sind bereits an ein – öffentliches oder gesellschaftseigenes – Wärmenetz angeschlossen. Der weitere Bestand der Mehrfamilienhäuser ist oftmals mit einem Anschluss an ein Gasnetz versehen. Da eine Phase der intensiven Bestandssanierungen bereits 20 bis 25 Jahre zurückliegt, ist mit neuerlichen umfassenden Gebäudesanierungen in der kommenden Zeit zu rechnen. Ziele Vor dem Hintergrund der Erarbeitung des Thüringer Klimagesetzes, der Integrierten Energie- und Klimastrategie sowie der Landeswärmestrategie, welche die besondere Bedeutung der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien hiervorheben, soll in Zukunft der Einsatz der erneuerbaren Energien für die Wärmebereitstellung in Thüringen weiter intensiviert werden. Für den Einsatz der großflächigen Solarthermie stellt sich insbesondere in Städten die Frage nach Flächen für die Installation der Anlagen, wobei Mehrfamilienhäuser z.T. über große ungenutzte und verbrauchsnahe Dachflächen verfügen. Aus diesem Grund soll auf eine Aktivierung der Investitionen für solarthermische Anlagen für Mehrfamilienhäuser abgezielt werden. Mit dem Mieterstrommodell existiert in Deutschland bereits ein Betreibermodell, bei dem Mieter vom Einsatz erneuerbarer Energien für die eigene Stromversorgung direkt profitieren können. Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Anteile zur Miete wohnender Personen, steigender Kosten für die Wärmeversorgung und der Tatsache, dass die Wärmeversorgung damit auch eine große soziale Komponente aufweist, wurden die Möglichkeiten zur Umsetzung eines analogen „Mieterwärmemodells“ sowie den generellen Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern beleuchtet. Maßnahmen und Aktivitäten Im Zuge der Erstellung eines Arbeitskonzepts, das Grundlage für weitere Aktivitäten des TMUEN zum Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern darstellen soll, wurde zunächst eine intensive Analyse der Ausgangssituation angestellt. Dazu wurden die regionalen Rahmenbedingungen des Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Mehrfamilienhausbestandes sowie nationale und regionale gesetzliche Vorgaben zur Wärmeversorgung, aber auch verfügbare Förderprogramme, analysiert. Zudem wurden die Ergebnisse zielgruppenspezifischer Arbeitstreffen hinsichtlich dieser Aspekte ausgewertet und zusammengefasst. Parallel dazu fand ein intensiver Austausch mit Projektpartnern sowie mit weiteren Experten zu diesem Thema statt. Letztlich konnten die gewonnenen Erkenntnisse über die Möglichkeiten zur Intensivierung von Investitionen in solarthermische Anlagen für die Warmwasser- und Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern als Arbeitspapier zusammengefasst werden. Zudem wurden zwei Konzepte für Folge-Fachveranstaltungen erarbeitet. Hürden und Möglichkeiten Die Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren sowie verschiedenen Experten zum Thema der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern gestaltete sich sehr ertragreich. Insgesamt zeichnete sich eine große Bereitschaft aller involvierten Akteure ab, zu diesem Thema künftig intensiver zusammen zu arbeiten um den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern zu steigern. Für den Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern konnten verschiedene organisatorische, aber auch technische Hemmnisse, identifiziert werden. Während technische Hemmnisse wie eine zu geringe Tragfähigkeit der Dachflächen mitunter ein (ökonomisches) Ausschlusskriterium für den Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern darstellen, können verschiedene organisatorische Hemmnisse intensiv diskutiert werden. Eine besondere Betrachtung verlangen dabei künftig noch Fragen nach dem Betreibermodell und damit zusammenhängend auch steuerrechtliche Aspekte unter Berücksichtigung der Vorgaben der Heizkostenverordnung. Installieren Wohnungsgenossenschaften eine solarthermische Anlage, sind die entstehenden Kosten zu maximal 11% jährlich auf die Miete umlegbar. Gleichzeitig können die solaren Wärmegestehungskosten nicht nach Verbrauch abgerechnet werden. Mit dem Verkauf von Wärme nehmen Wohnungsgesellschaften dann zudem den Status eines Versorgers ein und entsprechende steuerrechtliche Vorgaben müssen berücksichtigt werden. Aus diesem Punkten ergibt sich das „Investor- Nutzer-Dilemma“. Ein Abrechnungsmodell besteht noch nicht. Für den Einsatz solarthermischer Anlagen empfiehlt sich insbesondere der Neubau. Mit der Anforderung an hohe Gebäudestandards ist auch eine entsprechende Gebäudetechnik verbunden, welche auf Grund niedriger Heizungsvorlauftemperaturen den Einsatz der Solarthermie begünstig. Für den Bestandsbau wiederum ist der Einsatz der Solarthermie oft mit weiteren (kosten)intensiven Anpassungsmaßnahmen verbunden, weshalb ein Einsatz im Bestandsbau von den Akteuren nicht favorisiert wird. Dennoch existieren Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 bundesweit verschiedene Projekte, welche belegen, dass ein Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern auf vielfältige Weise – auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – möglich ist. Ergebnisse Es konnte ein Arbeitspapier zusammengefasst werden, das den aktuellen Stand wiedergibt, Hürden und Möglichkeiten auflistet und weitere Ansätze zur zukünftigen Arbeit am Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern beschreibt. - Der Einsatz solarthermischer Anlagen in Mehrfamilienhäusern ist möglich. Ein Mieterwärmemodell könnte dazu beitragen, Mieter von stark steigenden Heizkosten zu entlasten und gleichzeitig den Wert einer Immobilie steigern. - Kernfrage dabei ist die Finanzierung der solarthermischen Anlage. - Ein gängiges Abrechnungsmodell besteht noch nicht und ist abhängig von steuerrechtlichen Vorgaben sowie Regelungen der Heizkostenverordnung. - Diskutiert wurde neben dem Mieterwärmemodell auch der Ansatz der „Flatrate-Miete“, bei der pauschal die Kosten für die Wärmeversorgung – unabhängig vom Verbrauch – vom Vermieter auf die Kaltmiete aufgeschlagen werden. Eine Umsetzung wird angestrebt, insbesondere vor dem Hintergrund der Sektorenkopplung. - Weiterhin rückte bei der Frage nach einem Betreibermodell als mögliche Lösung die Variante des Contractings in den Vordergrund, bei der regionale Versorger wie Stadtwerke den Betrieb der solarthermischen Anlage übernehmen. Eventuell könnte auf diese Weise auch der Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärmeversorgung gesteigert werden. Eine intensive Zusammenarbeit zu diesem Thema ist notwendig. Zudem konnten zwei Konzepte für Fachveranstaltungen für die Akteure vor Ort erarbeitet werden, deren Ziel zum einen das „capacity building“ zu technischen und organisatorischen Aspekten des Einsatzes erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung ist, das aber auch darauf abzielt weiterhin eine Umsetzung von Projekten zur Solarthermie in Mehrfamilienhäusern / Mieterstrommodelle zu erleichtern. Letztlich konnte das Thema Contracting / Solarthermie in Mehrfamilienhäusern bei einem SDH-Workshop diskutiert werden, an dem etwa 30 regionale Akteure teilnahmen. Insgesamt konnte mit der Erarbeitung des Arbeitskonzepts eine Sensibilisierung für das Thema erzielt werden. Auch eine weitere Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren dazu ist geplant. Da parallel zu den Aktivitäten zu Solarthermie in Mehrfamilienhäusern auch an der Erarbeitung eines Konzepts für das Förderprogramm Solar Invest gearbeitet wurde, konnten auch dort Aspekte aus den Arbeiten zum Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern berücksichtig werden. Beispielsweise ist angedacht, eine Förderung zur technischen Überprüfung / Anpassung bereits bestehender Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern in das Programm mit aufzunehmen. Auch Machbarkeitsstudien zum Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern sollen künftig gefördert werden. Gewonnene Erkenntnisse Die Wärmewende mit erneuerbaren Energien bedarf der Zusammenarbeit verschiedenster Akteure. Insbesondere im Bereich der Mehrfamilienhäuser sind die Rahmenbedingungen auf Grund der nationalen Gesetzeslage sehr anspruchsvoll. Gleichzeitig ist das Potential für den Einsatz der Solarthermie für die Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern und auch die städtische Fernwärmeversorgung sehr groß. Aus diesen Gründen sollte weiter an diesem Thema gearbeitet werden. Insbesondere die künftig zu erwartenden gesetzlichen Änderungen auf Bundesebene werden dabei von entscheidender Bedeutung sein, wobei sich Thüringen künftig weiterhin für den Einsatz der erneuerbaren Energien stark machen wird. ┘ The sole responsibility for the contents of this publication lies with the authors. It does not necessarily reflect the opinion of the European Union. Neither the European Commission nor the authors are responsible for any use that may be made of the information contained therein. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Solare Nah- und Fernwärme in Thüringen

1 SDHp2m … from policy to market Regulatorische und marktunterstützende Maßnahmen für die Mobilisierung von Investitionen in erneuerbare Wärmenetze in europäischen Regionen und Ländern Solare Nah- und Fernwärme in Thüringen Regionalbericht über Maßnahmen zur Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen, Finanzierungs- und Fördermaßnahmen sowie der Marktbereitung Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). 2 Informationen: Herausgeber: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Mit Unterstützung des Hamburg Instituts Kontakt: Beethovenstraße 3, 99096 Erfurt Aktualisierung: Mai 2018 Deliverable: D3.3 und D4.3 Status: Öffentlich Projektwebseite: www.solar-district-heating.eu Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. 3 Inhalt Vorwort ................................................................................................................................................... 5 Was Thüringen antreibt........................................................................................................................... 6 Klimaschutz mit solarer Nah- und Fernwärme ........................................................................................ 8 Wärmenetze als Plattformen .............................................................................................................. 9 Wirtschaftlichkeit ................................................................................................................................ 9 Versorgungskonzepte und Einbindung von Solarthermieanlagen in Wärmenetze ............................ 9 Wärmenetze in Quartieren und Städten ....................................................................................... 10 Wärmenetze in kleinen Städten und ländlichen Regionen ........................................................... 10 Herausforderungen ........................................................................................................................... 10 Das Projekt SDHp2m – Solar District Heating … from policy to market ................................................ 11 Alles beginnt mit einer Analyse der Ausgangssituation ........................................................................ 12 Nationale Rahmenbedingungen ........................................................................................................ 12 Thüringer Rahmenbedingungen ........................................................................................................ 14 Regionale Experten: Die Akteursgruppe „solare Nah- und Fernwärme“ .............................................. 15 Aufgaben der Akteursgruppe ............................................................................................................ 15 Zusammensetzung der Akteursgruppe ............................................................................................. 15 Sitzungen und Fachexkursion der Akteursgruppe............................................................................. 16 Auf dem Weg zu mehr solarer Nah- und Fernwärme – Maßnahmen und Aktivitäten ........................ 18 Regulatorische Maßnahmen ............................................................................................................. 18 Thüringer Klimagesetz ................................................................................................................... 18 Integrierte Energie- und Klimaschutzstrategie .............................................................................. 20 Förderprogramme ......................................................................................................................... 21 Informations- und Fachveranstaltungen ....................................................................................... 23 Marktunterstützende Maßnahmen .................................................................................................. 25 Broschüre „Zukunft Sonne!“ ......................................................................................................... 25 Thüringer Abwärmekataster und Thüringer Solarrechner ............................................................ 26 Servicestelle Solar .......................................................................................................................... 27 Konferenzen .................................................................................................................................. 27 Netzwerktreffen ............................................................................................................................ 29 Ausblick in eine sonnige Zukunft ........................................................................................................... 30 Quellen und Links .................................................................................................................................. 31 4 5 Vorwort Nachdem die Klimaveränderungen international und national spürbar werden und unsere Umwelt bedrohen, ist zügiges Handeln unabdingbar. Thüringen leistet dazu gemäß dem Ansatz think global – act local seinen Beitrag. Während das Thema der Energiewende mittlerweile in aller Munde ist, werden bereits große Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor erzielt. Auch der Wärmesektor bietet als schlafender Riese große Potentiale für die Energiewende. Um diese und andere Potentiale zu heben, bedarf es einer gezielten Energie- und Klimapolitik auch auf Länderebene. So spielt im Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz, das eine Festschreibung von Reduktionskorridoren für die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 vorsieht, das Thema der Wärmeversorgung eine große Rolle. Thüringen engagiert sich unter anderem im EU Horizon 2020-Projekt SDHp2m – Solar District Heating … from policy to market, welches auf einen Ausbau der solaren Wärmenetze in neun europäischen Regionen zielt, für die Wärmewende. Im Projekt SDHp2m arbeiten in den neun europäischen Partnerregionen (Thüringen und Hamburg in Deutschland, Steiermark in Österreich, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Masowien in Polen, Varna in Bulgarien, Västra Götaland in Schweden, Aosta und Veneto in Italien) 15 internationale Projektpartner aus den Bereichen Politik, Markt und Forschung zusammen. Um einen solchen kontinuierlichen Prozess auch in anderen Regionen zu unterstützen, beteiligt sich Thüringen am Wissens- und Erfahrungsaustausch. So sind in dieser Broschüre die Aktivitäten Thüringens zur Unterstützung der solaren Nah- und Fernwärme vor Ort vorgestellt und Handlungsmöglichkeiten beschrieben, die auch in anderen Regionen Deutschlands – unter Berücksichtigung der jeweiligen Ausgangsbedingungen – Anwendung finden können. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Dr. habil. Martin Gude Abteilungsleiter Energie und Klima im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz 6 Was Thüringen antreibt Die Folgen des Klimawandels, die international und national mittlerweile bereits spürbar werden, bedrohen unsere Umwelt. Um dem entgegenzuwirken, wurde auf internationaler Ebene in Paris im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft erstmals ein Klimaabkommen beschlossen, welches eine Minderung und letztlich eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts vorsieht. Um diese Ziele zu erreichen, ist es notwendig, dass die Vertragsstaaten Ihren jeweiligen Beitrag leisten. Die föderale Struktur Deutschlands ermöglicht es, dass auch auf Bundesländerebene richtungsweisende Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele umgesetzt werden. So wird derzeit zum Beispiel der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz, welches erstmals verbindliche Ziele für eine Treibhausgasminderung auch auf lokaler Ebene vorsieht, im Parlament beraten. So möchte Thüringen seinen Beitrag zum Erreichen der internationalen Klimaschutzziele leisten und in der Entwicklung der Energiewende ein Vorreiter sein. So sieht der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz die Festschreibung von Reduktionskorridoren für die Emission von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 vor. Bis 2030 sollen – ausgehend vom Basisjahr 1990 – die Treibhausgase um 60 bis 70%, bis zum Jahr 2040 um 70 bis 80% und bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95% reduziert werden. Außerdem soll das Energieversorgungssystem bis zum Jahr 2040 bilanziell auf 100% erneuerbare Energien umgestellt werden. Im Rahmen der Erarbeitung einer Integrierten Energie- und Klimaschutzstrategie sowie einer darin verankerten Wärmestrategie sollen konkrete Maßnahmen entwickelt werden um diese Ziele erreichen zu können. Abbildung 1: Zielkorridore für die Treibhausgasemissionsminderung in Thüringen nach dem Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz - eigene Darstellung Konkret müssen – um die Klimaschutzziele erreichen zu können – die beiden Säulen der Energiewende berücksichtigt werden. Neben der Stromwende muss also auch eine Wärmewende fokussiert werden, da insbesondere im Wärmesektor große Treibhausgaseinsparpotentiale liegen. Um diese Potentiale zu heben, verfolgt Thüringen 7 eine Doppelstrategie. So soll nicht nur der Wärmebedarf gesenkt, sondern auch den Anteil der erneuerbaren Energien und der Einsatz effizienter Technologien für die Wärmeversorgung gesteigert werden. Mit Blick auf das bestehende Energieversorgungssystem ist in Thüringen die Ausgangssituation für eine regionale Energiewende aus verschiedenen Gründen vorteilhaft: • Es existieren keine Kohle- oder Kernkraftwerke • Öl und Erdgas werden zu fast 100 % importiert • Strom wird zu 50 % importiert • Die Versorgungsunternehmen sind überwiegend in öffentlicher Hand • Es gibt einen hohen Anteil an Wärmenetzen Mit 23,6% wies Thüringen bereits im Jahr 2010 laut dem Energiemonitoring für Thüringen aus dem Jahr 2013 einen deutlich höheren Anteil erneuerbarer Energien im Wärmebereich auf als der Bundesdurchschnitt. Mit 96,5% stellt die Biomasse dabei den größten Anteil. Wie jedoch das Energiemonitoring für Thüringen ebenfalls zeigte, sind die Potentiale der Biomasse für die Wärmeerzeugung in Thüringen bereits nahezu ausgeschöpft - jene der Solarthermie und der Geothermie zum Beispiel jedoch noch unzureichend genutzt. Abbildung 2: Thüringen – Quelle: http://www.city-cover.com/Thueringen/Karte/karte-thueringen.png Bereits im Jahr 2014 wurde daher in Thüringen die Solarthermie-Initiative gestartet, welche auf einen Ausbau der Solarthermie abzielt und im Rahmen derer unter Einbindung von Wissenschaftlern, Experten und Unternehmen die Möglichkeiten zur Übertragung und Nutzung bestehender Erfahrungen speziell unter Thüringer Bedingungen diskutiert wurden. Mit der Teilnahme am Vorhaben SDHp2m intensiviert das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) seine Arbeit für eine regionale Wärmewende und fokussiert den Ausbau von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien wie der Solarthermie. 8 Klimaschutz mit solarer Nah- und Fernwärme Wärme aus Sonnenenergie - kurz Solarthermie - ist eine moderne und etablierte Form der klimafreundlichen erneuerbaren Energien, die in den letzten Jahren immer stärker zum Einsatz kommt. Mit Hilfe der Sonnenenergie kann sowohl warmes Wasser als auch Heizwärme umweltfreundlich bereitgestellt werden. Neben stabilen Wärmegestehungskosten bietet der Einsatz der Solarthermie weitere Vorteile, zum Beispiel ist sie • erneuerbar, • emissionsfrei und • flächeneffizient. Solarkollektoren können als Aufdach- oder Freiflächenanlagen installiert werden. Und neben der herkömmlichen Nutzung für die Warmwasserbereitung bzw. Heizungsunterstützung ist auch eine Anbindung großflächiger Solarthermieanlagen an ein Wärmenetz möglich. Dieser Ansatz ist z.B. in Dänemark bereits weit verbreitet und findet zunehmend auch in Deutschland Beachtung und Anwendung. Abbildung 3: Übersichtskarte der solaren Nah- und Fernwärme in Deutschland – Quelle: Solites 9 Wärmenetze als Plattformen Generell bieten Wärmenetze als infrastrukturelles Element eine gute Möglichkeit über die Biomasse hinaus auch andere erneuerbare Energien wie Solarthermie, Geothermie, Umweltwärme oder auch industrielle Abwärme in die regionale Wärmeversorgung einzubinden. Als Plattformen stellen sie eine Schlüsseltechnologie zur Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung in Städten, Quartieren oder ländlichen Regionen dar. In Kombination mit zentralen Wärmespeichern lassen sich so auch fluktuierende Energieträger in der Wärmeversorgung verlässlich nutzen und z.B. die solaren Deckungsgrade steigern. Abbildung 4: Wärmenetze als Plattforum zur Einbindung verschiedener Wärmeströme - Quelle: Hamburg Institut Wirtschaftlichkeit Neben CO2-Einsparungen bietet eine Einbindung der Solarthermie in Wärmenetze auch den Vorteil der Kostenstabilität für die Wärmeversorgung vor Ort. Da insbesondere fixe Investitionskosten anfallen, sind die Wärmegestehungskosten ab dem ersten Betriebstag stabil. Und so stehen der hohen Kapitalintensität von Investitionen in Wärmenetze mit erneuerbaren Energien auch die Vorteile großer Planungssicherheit und stabiler Wärmegestehungskosten gegenüber. Versorgungskonzepte und Einbindung von Solarthermieanlagen in Wärmenetze Wärmenetz-Versorgungskonzepte können sich auf ländliche Regionen (Energiedörfer), größere Städte oder Stadtquartiere beziehen und unterscheiden sich von Fall zu Fall – je 10 nach regionalen Rahmenbedingungen. Grundsätzlich kann bei der Integration von Solarthermie in Wärmenetze jedoch zwischen einer zentralen und einer dezentralen Einbindung unterschieden werden. Während bei der zentralen Einbindung die Solarthermieanlage in der Nähe der Heizzentrale liegt und direkt dort in das System einspeist, kann bei einer dezentralen Einbindung die Solarthermieanlage auch an einer anderen Stelle im Wärmeversorgungssystem liegen. Dennoch gilt es, Wärmeverluste beim Transport der solaren Wärme zu vermeiden und für eine Installation von Solarkollektoren eigenen sich so insbesondere Flächen in Verbrauchsnähe. Wärmenetze in Quartieren und Städten Zum einen begünstigen hohe Wärmebedarfsdichten in Städten einen wirtschaftlichen Einsatz von erneuerbaren Energien in der Wärmeversorgung. Da insbesondere die Wärmenetzverlegungskosten einen großen Einfluss auf die Wärmegestehungskosten haben, begünstigt zum anderen das Vorhandensein von Wärmenetzen niedrige Wärmegestehungskosten. Durch die Einbindung großflächiger Solarthermie können zum Beispiel Brennstoff- und damit CO2-Einsparungen erzielt werden. Auch in Neubau- oder Sanierungsgebieten kann quartiersweise eine Wärmeversorgung über Wärmenetze mit erneuerbaren Energien wie der Solarthermie erfolgen. Ein hoher Gebäudestandard kann niedrige Netztemperaturen zulassen, was wiederum eine Einbindung der Solarthermie begünstigt. Werden auch saisonale Wärmespeicher integriert, können hohe solare Deckungsgrade erzielt werden. Wärmenetze in kleinen Städten und ländlichen Regionen Auch in kleinen Städten und ländlichen Regionen kann sich eine Wärmeversorgung über solare Wärmenetze anbieten. Interessant ist dort oftmals die Kombination von Biomasseheizwerken und Solarthermieanlagen, so dass die Wärmeversorgung zu sehr großen Teilen auf erneuerbaren Energien beruhen kann. Herausforderungen Während mit großflächigen Solarthermieanlagen bereits konkurrenzfähige Wärmegestehungskosten erzielt werden können, stellt die Verfügbarkeit von Flächen für die Installation der Solarkollektoren eine besondere Herausforderung dar. Anders als bei der Nutzung von Photovoltaik ist es für die Nutzung von Solarthermie von Vorteil, wenn die Solarkollektoren in der Nähe der zu versorgenden Wärmesenke installiert werden um Wärmeverluste über die Netze zu minimieren. 11 Das Projekt SDHp2m – Solar District Heating … from policy to market Das EU Horizon 2020-Projekt SDHp2m (Solar District Heating … from policy to market) zielt auf einen Ausbau der solaren Wärmenetze in neun europäischen Regionen (Thüringen und Hamburg in Deutschland, Steiermark in Österreich, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Masowien in Polen, Varna in Bulgarien, Västra Götaland in Schweden, Aosta und Veneto in Italien). Konkret werden in den Projektregionen regulatorische und marktunterstützende Maßnahmen für erneuerbare Wärmenetze entwickelt und implementiert. Essentieller Teil des Projekts ist keine investive Förderung sondern eine Unterstützung regionaler Akteure bei der Umsetzung von Projekten. Dazu arbeiten in den neun europäischen Regionen 15 internationale Projektpartner aus den Bereichen Politik, Markt und Forschung zusammen. Abbildung 5: Deckblatt des Projektfaltblatts – abrufbar unter http://solar-district-heating.eu/Portals/3/SDH-Leaflet_2016_D.pdf 12 Alles beginnt mit einer Analyse der Ausgangssituation Nationale Rahmenbedingungen Die Bundesrepublik Deutschland hat über 82,5 Millionen Einwohner/innen und besteht aus 16 Bundesländern. Im November 2016 verabschiedete die Bundesregierung den Klimaschutzplan 2050. Damit ist Deutschland eines der ersten Länder, die die im Pariser Abkommen geforderte Klimaschutzlangfriststrategie erstellt und bei der UN vorgelegt haben. Deutschlands Langfristziel ist es, bis zum Jahr 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden. Die Energiewende in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte – wenn man nur den Strombereich betrachtet. Hier liegt der aktuelle Anteil der Erneuerbaren Energien bei rund 35%. Der Wärmebereich rückt langsam in den Fokus – noch liegt hier der Anteil bei nur 13%. Fernwärmenetze sind als Infrastrukturelement zur kostengünstigen und flexiblen Integration von Erneuerbaren Energien in das Energiesystem gut geeignet. Der Transformationsprozess dieser Infrastruktur ist eine der großen Herausforderungen für die Wärmewende in den nächsten Jahrzehnten. Es gibt mehr als 1.500 Fernwärmenetze in Deutschland. In nur etwa 40 großen Netzen findet 85% des Absatzes statt. Das heißt vor allem die großen städtischen Netze sollten in den Fokus genommen werden. Doch auch Nahwärmenetze, z.B. in ländlichen Regionen bieten eine gute Möglichkeit den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung zu steigern. Der rechtliche Rahmen zur Integration der Erneuerbaren Energien in die Fernwärme ist in Deutschland noch unterentwickelt. Aufgrund mangelnder Besteuerung fossiler Brennstoffe haben diese einen hohen Kostenvorteil gegenüber erneuerbaren Energien, die in der Regel mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden sind. Ein ordnungsrechtlicher Rahmen zur Förderung Erneuerbarer Fernwärme ist nur rudimentär vorhanden. Es bestehen auf Bundesebene keine Verpflichtungen zum Einsatz von Erneuerbaren Energien im Gebäudebestand. Eine entsprechende Verpflichtung im Neubau ist auf einen 10%-Anteil begrenzt, der zudem auch durch den Einsatz von Effizienztechnologien ersatzweise erbracht werden kann. Fernwärmenetzbetreiber sind weder direkt noch indirekt veranlasst, einen Mindestanteil an erneuerbaren Energien in ihre Systeme zu integrieren. Das Förderungsrecht ist zudem stark auf die konventionelle Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf Basis fossiler Brennstoffe ausgerichtet. Für viele Versorger bietet die Förderung dieser Anlagen nach wie vor die besten Bedingungen, so dass Investitionen weiterhin verstärkt eher entsprechende Anlagen als in die erneuerbare Fernwärme-Erzeugung fließen. Durch die letzte Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs- 13 Gesetzes und die Einführung von Ausschreibungen von „innovativer KWK“ wurden jedoch auch Erneuerbare Energien förderungsfähig, wodurch neue Impulse erwartet werden. Das deutsche Planungsrecht bietet ausreichende Möglichkeiten, um solarthermische Großanlagen umzusetzen. Verbesserungen sind jedoch insbesondere auf der Ebene der Landesplanungsgesetze wünschenswert, um eine hinreichende Flächenkulisse für quantitativ relevante Erzeugungsbeiträge bereitstellen zu können. Ebenso existiert in Deutschland noch keine rechtlich verbindliche kommunale Wärmeplanung, so dass auch in den meisten Kommunen bislang keine entsprechenden konzeptionellen Überlegungen oder planerische Festsetzungen getroffen wurden. Die Fördersituation in Deutschland ist zurzeit sehr komfortabel. Verschiedene Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bieten lukrative Zuschüsse an (u.a. KfW 273, 432). www.kfw.de Die nationale Klimaschutzinitiative NKI fördert mit Klimaschutzkonzepten und Klimaschutzteilkonzepten die Erstellung von Konzepten. www.klimaschutz.de Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat unlängst ein Förderprogramm aufgelegt, was erstmalig einen systemischen Ansatz zur Wärmewende fördern soll: Wärmenetze 4.0. http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Waermenetze/waermenetze_node.html Für die Planung und die Umsetzung von Wärmenetzen und Produktionsanlagen für erneuerbare Wärme existieren in den Bundesländern verschiedene Arten der Förderung. Die Förderprogramme der Länder werden in vielen Fällen teilweise durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Auf kommunaler Ebene der von den Stadtwerken können auch weitere Fördermittel bereitstehen. Bei der Betrachtung der Förderungen ist zu beachten, dass eine Förderung des Bundes (z.B. KfW Erneuerbare Energien – Premium) den Landesförderungen vorausgeht. Des Weiteren sind bei jedem spezifischen Projekt die genauen Förderbedingungen und die Beihilfegrenzen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung (AGVO) zu beachten. 14 Thüringer Rahmenbedingungen Zu Beginn des Projekts SDHp2m wurden, wie auch für alle anderen Projektregionen, die Grundlagen für einen Einsatz von Solarthermie in Wärmenetzen in Thüringen untersucht. Laut dem Gebäudereport Thüringen aus dem Jahr 2012 und dem Energiemonitoring für Thüringen aus dem Jahr 2013 existieren viele die solare Nah- und Fernwärme begünstigende Rahmenbedingungen, u.a. die folgenden: • Die Siedlungsstruktur Thüringens ist von ländlichen Regionen geprägt • Ein- und Zweifamilienhäuser nehmen etwa 60% und Mehrfamilienhäuser etwa 40% der Wohnfläche in Thüringen ein o Ein- und Zweifamilienhäuser werden überwiegend mit Gas beheizt, wobei ca. 75% der Heizkessel vor dem Jahr 2000 eingebaut wurden o Ca. 50% der Fläche in den Mehrfamilienhäusern wird fernwärmebeheizt • Im Jahr 2012 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärme ca. 14% • Im Jahr 2010 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung bereits 23,6%, wovon Biomasse mit 96,5% den Hauptanteil stellte • Die regionalen Potentiale der Biomasse sind nahezu ausgeschöpft • In Thüringen bestehen große, bisher ungenutzte Potentiale für einen Einsatz von Solarthermie und Geothermie Diese Betrachtungen zeigen, dass die Rahmenbedingungen für einen Einsatz erneuerbarer Energien in Wärmenetzen sowohl in ländlichen Regionen als auch in Städten vielversprechend sind. So wurde auch bereits im Jahr 2014 die Thüringer Solarthermie-Initiative gegründet, deren Ziel ein verstärkter Ausbau der Solarthermie auch in Wärmenetzen in Thüringen ist. Aktuell ist in Thüringen eine Solarthermieanlage, die in ein Fernwärmenetz einspeist, in Betrieb. Die Vakuumröhrenkollektoren der Pilotanlage sind mit einer Kollektorfläche von 99m² auf dem Dach eines Betriebsgebäude der Stadtwerke Jena installiert und speisen die Wärme direkt in das Fernwärmenetz ein. Abgesehen von diesen ersten Betriebserfahrungen werden in Thüringen verschiedene Machbarkeitsstudien, die auch das Thema Solarthermie in Wärmenetzen berücksichtigen, erarbeitet. Darüber hinaus sind weitere Projekte in der Konzeption. Im Folgenden werden die Aktivitäten des TMUEN beschrieben, die zum einen auf eine Unterstützung der laufenden Aktivitäten zu Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien in Thüringen und letztlich auf eine Intensivierung des Ausbaus der solaren Nah- und Fernwärme abzielen. 15 Regionale Experten: Die Akteursgruppe „solare Nah- und Fernwärme“ Im Projekt SDHp2m ist es vorgesehen, dass jede teilnehmende Region eine Akteursgruppe „Solare Nah- und Fernwärme“ ins Leben ruft. Auch in Thüringen wurde diese Akteursgruppe zu Beginn der Projektlaufzeit im Jahr 2016 gegründet. Aufgaben der Akteursgruppe Aufgabe der Akteursgruppen ist es, die jeweiligen regionalen Projektpartner, konkret das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz bei der Durchführung des EU-Projekts SDHp2m zu unterstützen und zu beraten. Grundsätzliches Ziel des Projekts SDHp2m ist eine Umsetzung von marktunterstützenden Maßnahmen um Investitionen in Projekte zu Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien anzuregen, sodass eine praxisnahe Beratung durch Experten sehr hilfreich ist. Doch auch unabhängig von der Notwendigkeit einer praxisnahen Beratung zur Umsetzung von unterstützenden Maßnahmen vor Ort bietet die Einrichtung einer Akteursgruppe eine sehr gute Möglichkeit für einen perspektivreichen Fachaustausch. Zum Beispiel kann eine Akteursgruppe in den folgenden Bereichen Unterstützung leisten: • Analyse der Ausgangssituation in Bezug auf die Rahmenbedingungen für Solarthermie in Wärmenetzen • Mitwirkung bei der Entwicklung einer Strategie und eines thematischen Aktionsplanes • Empfehlung/Initiierung konkreter Maßnahmen mit dem Ziel, die Nutzung der Solarthermie in Wärmenetzen zu forcieren, • Stellungnahme zu Projekten und Vorhaben • Unterstützung bei der Veröffentlichung der Projektergebnisse Zusammensetzung der Akteursgruppe Thüringens Akteursgruppe zum Thema solare Nah- und Fernwärme umfasst ca. 15 Mitglieder und setzt sich aus regionalen Experten und Entscheidungsträgern zusammen. Repräsentiert sind regionale Vertreter aus Forschungseinrichtungen, von Energieversorgern, Energiegenossenschaften und aus der Wohnungswirtschaft, sowie Planer und Vertreter von Kommunen, des VKU, der IHK, ThEEN e.V. und der ThEGA. Um eine faire und transparente Besetzung der Akteursgruppe zu gewährleisten, wurde eine Bekanntmachung über die 16 Konstituierung der Akteursgruppe auf der Webseite des TMUEN veröffentlicht sowie ein Rundschreiben an alle relevanten Akteure gesandt. Sitzungen und Fachexkursion der Akteursgruppe Insgesamt sollen in der Projektlaufzeit 5 Sitzungen der Akteursgruppe abgehalten werden und das Projekt in den Phasen der Vorbereitung und der Umsetzung begleiten. Diese werden durch den regionalen Projektpartner organisiert und vorbereitet. Bisher fanden drei Sitzungen und eine Fachexkursion der Thüringer SDHp2m-Akteursgruppe statt. In der ersten konstituierenden Sitzung im April 2016 wurde eine inhaltliche Einführung zur solaren Nah- und Fernwärme gegeben und das Projekt SDHp2m vorgestellt. Auch Aufgaben, Zusammensetzung und Arbeitsweise der Akteursgruppe wurden besprochen und in einer Geschäftsordnung festgehalten. Zudem wurden die geplanten Aktivitäten des TMUEN im Rahmen des Projekts SDHp2m erläutert. Um auch den Mitgliedern der Akteursgruppe die Möglichkeit zur fachlichen Fortbildung anzubieten, wurde die zweite Sitzung der Akteursgruppe im März 2017 mit einer Fachexkursion kombiniert. In Zusammenarbeit mit der ThEGA konnte eine Fachexkursion zu derzeit in Deutschland größten in Betrieb befindlichen Solarthermieanlage nach Senftenberg angeboten werden. Dort gaben Anlagenbetreiber und Kollektorhersteller Einblicke in die Entstehungsgeschichte und die Betriebserfahrungen der im Jahr 2016 in Betrieb genommenen Anlage. Auch das Solarkollektorfeld konnte von den Exkursionsteilnehmern besichtigt werden. Im zweiten Teil der Veranstaltung widmete sich die zweite Sitzung der regionalen Akteuresgruppe den strategischen Fragen zur SDHp2m-Projektumsetzung. So wurden bisherige Projektergebnisse vorgestellt und weitere mögliche Aktivitäten des TMUEN diskutiert. Auch positiv bewertet wurde die Kombination der dritten Sitzung der Akteursgruppe mit einem Fachworkshop zu „Förder-und Finanzierungsmöglichkeiten von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien“ im Januar 2018, bei dem auch zwei Coaching-Vorträge durch das Hamburg Institut gehalten wurden. So sollen auch die folgenden Sitzungen der Akteursgruppe mit Veranstaltungen zum Thema der solaren Nah- und Fernwärme kombiniert werden um einen Fachbezug der Projektarbeit zu gewährleisten. Die letzte Sitzung der regionalen Akteursgruppe im Winter 2018 soll sich insbesondere der Frage widmen, wie nach Projektende die Aktivitäten zur Unterstützung der solaren Nah- und Fernwärme auf Landesebene gestaltet werden können. 17 Abbildung 6a,b und c: Exkursion und 2. Sitzung der regionalen Akteursgruppe Thüringen 18 Auf dem Weg zu mehr solarer Nah- und Fernwärme – Maßnahmen und Aktivitäten Regulatorische Maßnahmen Neben der Umsetzung marktunterstützenden Maßnahmen, die weiter unten in diesem Dokument erläutert werden, verfolgt Thüringen auch verschiedene Aktivitäten um verbesserte Rahmenbedingungen für einen Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmeversorgungssystem zu etablieren. Diese werden im Folgenden beschrieben. Thüringer Klimagesetz Im Jahr 2017 wurde vom TMUEN ein Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz erarbeitet, welcher von der Landesregierung diskutiert, positiv bewertet und im Januar 2018 dem Landtag für eine weitere Diskussion und Beschlussfindung übergeben wurde. Der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz, welcher seit Februar 2018 im Landtag in den Fachausschüssen beraten wird, könnte einen essentiellen Teil der Thüringer Energie- und Klimapolitik hinsichtlich der Themen erneuerbare Energien und auch solare Nah- und Fernwärme bilden. Der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz beinhaltet, u.a. die folgenden Eckpunkte: • Reduktionskorridore für den Ausstoß von Treibhausgasen um 80 bis 95% bis 2050 im Vergleich zu den Emissionen im Jahr 1990 • Umstellung des Energieversorgungssystems auf bilanziell 100% erneuerbare Energien bis 2040 • Vorbildfunktion der öffentlichen Verwaltung, insbesondere im Hinblick auf die Klimaneutralität der Landesregierung bis 2030 • Entwicklung regionaler Klimakonzepte, Wärmeanalysen oder Wärmekonzepte in Kommunen • Entwicklung von Versorgungskonzepten durch regionale Versorger • Umsetzung eines klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 • Etablierung von Klimaanpassungsmaßnahmen Das Klimagesetz zielt unter anderem auf die Treibhausgaseinsparpotentiale des Wärmesektors ab. Diese Potentiale können jedoch nur in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren gehoben werden: Laut dem Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz können 19 Kommunen daher Wärmeanalysen anstellen und Wärmeversorgungskonzepte erarbeiten. Kommunen und Landkreise können ihre Klimaschutzkonzepte aktualisieren oder derartige Konzepte neu entwickeln, welche wiederum Aspekte der nachhaltigen Wärmeversorgung vor Ort berücksichtigen können. Diese Klimaschutzkonzepte sollten beschreiben, wie die Emissionen von Treibhausgasen reduziert und die Anteile der erneuerbaren Energien an der Energiebereitstellung gesteigert werden können. Darüber hinaus sollten Wärmeanalysen für Kommunen auf der einen Seite eine Analyse existierender Wärmesenken und auf der anderen Seite eine Analyse möglicher Wärmequellen beinhalten. Wärmekonzepte sollten Maßnahmen zur Reduzierung des Wärmebedarfs und zur Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien beinhalten. In diesem Zusammenhang ist mit einer Umsetzung von Klimaschutzprojekten zu rechnen. Abbildung 7: Zielkorridore für die Treibhausgasemissionsminderung in Thüringen nach dem Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz - eigene Darstellung Darüber hinaus sollen regionale Energieversorger laut dem Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz künftig Versorgungskonzepte entwickeln um das Ziel der Umgestaltung des Thüringer Energieversorgungssystems hin zu bilanziell 100% erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2040 erreichen zu können. Die Versorgungskonzepte, welche mindestens alle zehn Jahre aktualisiert werden müssen, sollen unter anderem auch konkrete Schritte zur Umsetzung der genannten Maßnahmen beschreiben. Betreiber von Wärmenetzen sollen laut dem Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz künftig Produktinformationen, wie dem eingesetzten Anteil der erneuerbaren Energien und den Umweltwirkungen (CO2-Emissionen und Primärenergiefaktor), für Verbraucher zugängig machen und veröffentlichen. Gebäudeeigentümer sollen künftig unter Berücksichtigung Ihrer ökonomischen Möglichkeiten sicherstellen, dass 25% des spezifischen Wärmebedarfs bis 2030 durch erneuerbare Energien gedeckt werden um die angestrebte Klimaneutralität im Gebäudebestand erreichen zu können. Dieser Zielwert kann über einen Anschluss an ein 20 Wärmenetz, welches mehr als 25% der Wärme über erneuerbare Energien bereitstellt, sichergestellt werden. Diese verschiedenen Aktivitäten sollen nicht nur zu Energieeinsparungen sondern auch zu einer Etablierung effizienter Technologien und erneuerbarer Energien im Wärmeversorgungssystem führen. Während der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz konkrete Klimaschutzziele festschreibt, werden keine konkreten Maßnahmen oder Schritte zur Umsetzung von Maßnahmen beschrieben. Aus diesem Grund ist im Gesetzentwurf die Erarbeitung der Integrierten Energie- und Klimastrategie verankert, welche in Anlehnung an den Gesetzentwurf konkrete Maßnahmen für Thüringen beinhalten soll. Ein Entwurf der Integrierten Energie- und Klimastrategie wurde im Jahr 2017 in Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren und Experten sowie der breiten Öffentlichkeit erarbeitet. Integrierte Energie- und Klimaschutzstrategie Unter Einbindung regionaler Akteure und der Öffentlichkeit wurde im Jahr 2017 der Entwurf einer Integrierten Energie- und Klimaschutzstrategie (IEKS), welche konkrete Maßnahmen für die erfolgreiche Umsetzung der im Klimagesetz gesteckten Klimaschutzziele beinhalten soll, erarbeitet. In einem mehrstufigen Prozess, konkret in zwei Workshop-Reihen mit Experten, weiteren Zielgruppenworkshops und unter Einbeziehung regionaler Akteure über den Online-Dialog und über den Klimapavillon wurde ein erster Entwurf der Integrierten Energie- und Klimaschutzstrategie erarbeitet. Abbildung 8: Entwicklungsprozess zum Entwurf der Integrierten Energie- und Klimaschutzstrategie Thüringen - eigene Darstellung 21 Inhaltlich wird auch das Thema Wärmenetze mit erneuerbaren Energien im Entwurf der IEKS berücksichtig. Im Handlungsfeld „Energieversorgung“ sind neun Maßnahmen aufgeführt, welche einen Ausbau der solaren Nah- und Fernwärme direkt und indirekt unterstützen und so auch der Umsetzung der im Klimagesetz gesteckten Emissionsminderungsziele dienlich sein können. • Erstellung von Konzepten zur CO2-neutralen Wärmeversorgung für öffentliche Wärmenetze und transparente Produktinformationen der Wärmeversorgung • Unterstützung des Ausbaus von lokalen Wärmenetzen auf Basis erneuerbarer Energien • Koordinierungsstelle und Dialogforum Energiewende • Pilotprojekt zur Umstellung von vorhandenen heißen Wärmenetzen auf kalte Netze • Strategieentwicklung zur Aufrechterhaltung der Systemstabilität des Energiesystems durch die Integration von Flexibilitätsoptionen inklusive Sektorenkopplung • Verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten zur Entwicklung von Erneuerbaren-Energien-Projekten, Energieeffizienzprojekten, Kraft-Wärme-Kopplungsprojekten und Projekten zur Nutzung von Abwärme • Entwicklung eines innovativen Pilotprojekts zur Einbindung von Geothermie in hybride Energieanlagen • Fortführung und Weiterentwicklung von Programmen zur Förderung der Solarenergienutzung vor Ort • Bereitstellung landeseigener Flächen zur Nutzung erneuerbarer Energien Förderprogramme Derzeit sind in Thüringen drei für die solare Nah- und Fernwärme direkt oder indirekt relevante Förderprogramme, welche aktuelle Bundesförderprogramme ergänzen, vorhanden. Die Förderprogramme Green Invest, Solar Invest und Klima Invest des TMUEN zielen auf unterschiedliche inhaltliche Aspekte der nachhaltigen Wärmeversorgung und dabei auch auf unterschiedliche Zielgruppen ab: • Im Rahmen des Thüringer Förderprogramms Green Invest können modellhafte Vorhaben zur Reduzierung von energiebedingten CO2-Emissionen unter Anwendung neuer Energie- und Energieeinspartechnologien mit Multiplikatoreneffekt in Unternehmen gefördert werden. Auch Studien, soweit sie Voraussetzung für die Durchführung bzw. den Nachweis des Erfolges des Demonstrationsvorhabens sind, sind im Rahmen des Programms förderbar. Ziel ist eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieerzeugung und -nutzung in Thüringen. 22 • Im Rahmen des Thüringer Förderprogramms Solar Invest können unter anderem Neu- bzw. Erweiterungsinvestitionen in saisonale solarthermische Energiespeichersysteme gefördert werden. Ziel ist die Unterstützung neuer Energieerzeugungs- und Verbrauchskonzepte und damit eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieerzeugung und - nutzung in Thüringen. Besondere Fördersätze gelten für Bürgerenergiegenossenschaften. • Im Rahmen des Thüringer Förderprogramms Klima Invest können Städte und Gemeinden Thüringens eine Förderung für regionale Klimaschutzaktivitäten erhalten. Eine Festbetragsförderung ermöglicht zunächst den Einstieg in Aktivitäten zum Klimaschutz, zum Beispiel im Rahmen einer Erstberatung. Darauf aufbauend können etwa Klimaschutzkonzepte oder Wärmeanalysen und -konzepte gefördert werden. Abbildung 9: Faltblätter zu den Thüringer Förderprogrammen Solar Invest, Green Invest und Klima Invest 23 Informations- und Fachveranstaltungen Im Rahmen des SDHp2m-Projekts werden verschiedene Informationsveranstaltungen für die Thüringer Akteure organisiert. Neben verschiedenen Fachworkshops werden auch Fachexkursionen angeboten. Ein Workshop, der sich an Vertreter von Stadtwerken, Genossenschaften, des Wohnungsbaus richtete und zu dem auch die Vertreter der regionalen Akteursgruppe eingeladen waren, widmete sich zum Beispiel den „Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien“. Im Januar 2018 konnten sich etwa 30 Teilnehmer über die ökonomischen Aspekte der Wärmeversorgung über ein Wärmenetz mit erneuerbaren Energien informieren. Zum Thema Wirtschaftlichkeit der solaren Fernwärmeerzeugung und der Projektfinanzierung für große Freiflächenanlagen wurden zwei Coaching-Beiträge durch das Hamburg Institut beigesteuert. Über die aktuellen und relevanten Förderprogramme des Landes und des Bundes informierte die Thüringer Aufbaubank. Auch eine Übersicht über die Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten des künftig verfügbaren Thüringer Solarrechners wurde von der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur ThEGA vorgestellt. Eine thematische Aufbauveranstaltung zu technischen und organisatorisches Aspekten der Wärmeversorgung über Wärmenetze mit erneuerbaren Energien ist für Sommer 2018 geplant. Es ist vorgesehen, den Teilnehmern an Hand der Vorstellung von Praxisbeispielen und Erfahrungsberichten und auch mit internationalen Coaching-Beiträgen mögliche Wege zur Umsetzung von Projekten aufzuzeigen. Abbildung 10a und b: Workshop zu Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien am 25.01.2018 im TMUEN Für Thüringer Akteure werden neben verschiedenen Fachworkshops auch unterschiedliche Fachexkursionen angeboten. So wurde auch Vertretern von Stadtwerken, Genossenschaften, des Wohnungsbaus und weitere Interessenten im März 2017 eine Teilnahme an der Fachexkursion der regionalen Akteursgruppe zur derzeit in Deutschland größten in Betrieb befindlichen Solarthermieanlage nach Senftenberg angeboten. 24 Für Akteure aus dem Bereich der städtischen Fernwärme wurde in Zusammenarbeit mit dem AGFW im Herbst 2017 eine Fachexkursion zu den Stadtwerken Chemnitz angeboten, bei der über die Besichtigung der Wärmeversorgungskomponenten hinaus auch Fachvorträge angeboten wurden. Den Teilnehmern konnte so ein intensiver Einblick z.B. in die Entstehungsgeschichte der Anlage, das Anlagenkonzept und das Betriebsverhalten gewährt werden. Abbildung 11: Fachexkursion nach Chemnitz Mit Blick auf die ländlichen Regionen Thüringens wurde Thüringer Akteuren für März 2018 eine Fachexkursion in das nahe gelegene bayrische Hallerndorf angeboten. Das dortige Wärmeversorgungssystem beruht auf einem Nahwärmenetz, das zu 100% mit erneuerbaren Energien – konkret aus Biomasse und Solarthermie – versorgt wird. Im weiteren Projektverlauf sind zielgruppenspezifische Informationsveranstaltungen und Exkursionen, z.B. für Vertreter von Genossenschaften und des Wohnungsbaus geplant. Auch sollen der solaren Nah- und Fernwärme verwandte Themen, z.B. Wärmespeicher, verstärkt berücksichtigt werden um ein breites Fachwissen rund um das Thema der solaren Nah- und Fernwärme zu generieren. 25 Marktunterstützende Maßnahmen Neben der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für einen Einsatz von erneuerbaren Energien im Wärmeversorgungssystem, die weiter oben in diesem Dokument erläutert wurden, verfolgt Thüringen auch Aktivitäten zur Unterstützung von regionalen Akteuren einer möglichen Projektumsetzung. Diese werden im Folgenden beschrieben. Broschüre „Zukunft Sonne!“ Bereits im Energiemonitoring für Thüringen wurde festgestellt, dass der vergleichsweise hohe Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung für Thüringen fast ausschließlich durch Biomasse aufgebracht wird. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Potentiale zur Erzeugung von Wärme aus Biomasse und Reststoffen im Land weitgehend ausgeschöpft sind, jene der Solarthermie jedoch unzureichend genutzt werden. Darauf aufbauend wurde mit lokalen Akteuren (Wissenschaftler, Experten, Stadtwerke) der Einsatz von Solarthermie in Bestandsnetzen, in größeren Bestandsgebäuden und für Insellösungen mit neuen Wärmenetzen diskutiert und gemeinschaftlich der Fragen-Antworten-Katalog entworfen. Auch wurden drei konkrete Fallstudien für die Nutzung von Solarthermie für die Wärmeversorgung über Wärmenetze erarbeitet. Abbildung 12: Deckblatt der Broschüre "Zukunft Sonne!" Grundsätzlich liegen auf Akteursseite in Thüringen erste Erfahrungen mit solarunterstützten Wärmenetzen vor. Zusätzlich sollen potentielle Akteure, die eventuell noch auf unkonkretes Wissen in diesem Bereich zurückgreifen, unterstützt werden. Aus diesem Grund erfolgte im 26 Rahmen des SDHp2m-Projekts eine Drucklegung und Veröffentlichung des Handouts „Zukunft Sonne!“, welche sowohl den Fragen-Antworten-Katalog als auch die drei erarbeiten Fallstudien enthält. Dieses Handout für Kommunen, das sich im Fragen-Antworten-Katalog „Solarthermie und Fernwärme“ mit den technischen, ökonomischen und rechtlichen Aspekten der Einbindung von Solarthermie in Wärmenetze befasst, soll potentielle Akteure befähigen selbst aktiv zu werden und verschiedene Einbindungsvarianten von solarthermischen Anlagen in Wärmenetze auszuwerten und zu vergleichen. Die drei Fallstudien schaffen schließlich einen Übergang von den theoretischen zu den praktischen Fragestellungen in Bezug auf die solare Nah- und Fernwärme. Das Handout ist nicht nur für Kommunen geeignet, sondern auch für andere potentielle Akteure wie Energieversorger, Wärmenetzbetreiber oder Genossenschaften und stellt insgesamt eine grundlegende Akzeptanz- bzw. Informationsmaßnahme dar. Um darüber hinaus die Thüringer Akteure bei der Planung und Umsetzung von Wärmenetzprojekten zu unterstützen, wurden und werden verschiedene Tools, wie das Thüringer Abwärmekataster und der Thüringer Solarrechner entwickelt. Thüringer Abwärmekataster und Thüringer Solarrechner Bereits im Jahr 2017 wurde das Thüringer Abwärmekataster, welches eine verstärkte Nutzung von Abwärme über Wärmenetze fokussiert, als webbasierte Anwendungssoftware entwickelt und zur Nutzung bereitgestellt. Im Sommer 2018 soll nun auch der Solarrechner, ebenfalls als webbasierte Anwendungssoftware, welche für alle vom Anwender ausgewählten und potentiellen geeigneten Dächer und Freiflächen im Freistaat die konkreten Strom- oder Wärmeerträge sowie die Wirtschaftlichkeit der PV- bzw. der Solarthermie-Anlagen berechnet, veröffentlicht werden. Grundlage für die Berechnung der Solarerträge bilden die Daten der jeweils jüngsten Laserscanbefliegung Thüringens im Auftrag des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation. Der Solarrechner dient der Initialisierung einer verstärkten Eigenerzeugung von Solarstrom und –wärme. Potentielle Nutzergruppen für die Bewertung von Dachflächen sind private Gebäudeeigentümer ebenso wie Unternehmen und die öffentliche Hand. Die Freiflächenberechnung ist in erster Linie für Planungs- und Projektierungsunternehmen, Stadtwerke, Bürgerenergiegenossenschaften, Betreiber von Gewerbegebieten und andere Unternehmen mit geeigneten nicht betriebsnotwendigen Flächen konzipiert. Die Webanwendung wird voraussichtlich Ende Mai 2018 nutzungsfähig sein. Gegenwärtig laufen die automatisierte wie auch die manuelle Prüfung der ins Web eingestellten Beta- 27 Version des Solarrechners. Zudem wird ein Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit bezüglich des Rechners vorbereitet. Servicestelle Solar In Umsetzung seiner langfristigen Strategie zur Initialisierung einer verstärkten Eigenerzeugung sowie zum Ausbau der Nutzung von Solarstrom und –wärme generell richtet das TMUEN in der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur ThEGA ab sofort eine neue Servicestelle Solar ein, die ihr Portfolio in den nächsten Monaten kontinuierlich ausbauen wird. Dieses zusätzliche Serviceangebot ist ein weiterer Schritt bei der Ausgestaltung eines integrierten Systems von Initiierung, Beratung und Förderung im Freistaat, welches in den nächsten Monaten mit dem Solarrechner, einem innovativen Webportal, eine weitere Vervollkommnung erfahren wird. Es richtet sich an potentielle Nutzergruppen wie private Gebäudeeigentümer, Bürgerenergiegenossenschaften, Betreiber von Gewerbegebieten und andere Unternehmen, Kommunen etc. Die Servicestelle Solar deckt die Themenbereiche Photovoltaik und Solarthermie umfassend ab. Sie bietet Beratung, zeigt Potenziale und Nutzungsmöglichkeiten auf und nutzt themenübergreifend die gesamte Kompetenz der ThEGA und der Thüringer erneuerbare Energien-Netzwerke bei der Erstbewertung und Begleitung von Projekten in die Realisierungsphase. Das Angebot der Servicestelle umfasst unter anderem: • praxisorientierte Beratung zu Handlungsmöglichkeiten für Bürger und Kommunen • fachliche Unterstützung für Stadt- und Gemeinderäte • Beratung von Unternehmen, Handwerks- und Gewerbebetrieben • Initiale Hilfestellung bei der Potentialermittlung von Dach- und Freiflächen • Fördermittelberatung • Information zu Bürgerbeteiligungsmodellen Konferenzen Das Thema der solaren Nah- und Fernwärme wurde bisher bei verschiedenen Fachveranstaltungen, Netzwerktreffen und Konferenzen berücksichtigt. So fand sowohl bei der 6. als auch bei der 7. Thüringer Erneuerbare Energien und Klimakonferenz „Thüringen Erneuer!bar“ mit jeweils etwa 300 Teilnehmern das Thema Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien Berücksichtigung. Konkret wurde im Jahr 2016 das Thema „Solare Nah- und Fernwärme“ mit einer Reihe an Praxisbeispielen und Fallstudien vorgestellt und diskutiert. Im Jahr 2018 wurden unter dem Titel „Sauber und bezahlbar: So gelingt die Wärmewende“ unter anderem Hürden und mögliche 28 Lösungsstrategien für die Umsetzung einer Wärmewende behandelt. Insbesondere die Frage nach Flächen für große Solarthermieanlagen sowie nach konkreten Schritten bei der Umsetzung von Solarthermieprojekten wurden vorgestellt und diskutiert. Abbildung 13a und b: Fachveranstaltung und Informationstisch zum Thema "Sauber und bezahlbar: so gelingt die Wärmewende" im Rahmen der 7. Erneuerbaren Energien und Klimakonferenz in Weimar Auch im Rahmen des ThEGA-Forums, das eine wichtige regelmäßige Fachveranstaltung für Thüringer Akteure darstellt, wurde im Jahr 2017 das Thema der „Wärmenetze von morgen“ behandelt. Unter anderem wurden Wärmenetze als Plattformtechnologien für die Einbindung verschiedener erneuerbarer Energieträger, technische Details zu Wärmenetztemperaturen aber auch ein Praxisbeispiel und ein regionales Betreiberkonzept vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert. Abbildung 14: Fachveranstaltung zum Thema "Wärmenetze von morgen" im Rahmen des 6. ThEGA-Forums in Weimar 29 Netzwerktreffen Um auch die Netzwerkarbeit der regionalen Akteure zu unterstützen, sind verschiedene Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts SDHp2m geplant. Für April 2018 wurde in Zusammenarbeit mit dem AGFW Thüringer Akteuren die gemeinsame Anreise zur 23. Internationalen Fachmesse und Kongress für Wärme, Kälte und KWK, bei welcher im Forum Industrie-Innovationen das Thema Solare Wärmenetze präsentiert wurde, angeboten. Für die gemeinsame Anreise war ein Fachaustausch mit Unterstützung durch die ThEGA vorgesehen. Auch sollte der aktuelle Arbeitsstand zum Thüringer Solarrechner und die Servicestelle Solar vorgestellt werden. Um einen umfassenden und inhaltlich breit angelegten Erfahrungs- und Fachaustausch zu unterstützen, ist auch für Herbst 2018 ein ähnliches Netzwerktreffen mit gemeinsamer Anreise zum 23. Dresdner Fernwärme-Kolloquium des AGFW geplant. Abbildung 15: Einladung zum SDHp2m-Netzwerkevent im April 2018 30 Ausblick in eine sonnige Zukunft Neben den Aktivitäten zum Thüringer Klimagesetz, der Integrierten Energie- und Klimastrategie, laufenden Fachveranstaltungen und Unterstützungsleitungen für regionale Akteure durch die ThEGA soll auch künftig eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für einen Einsatz der solaren Nah- und Fernwärme in Thüringen erfolgen. Unter anderem befindet sich ein Förderprogramm des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL), welches auf einen Ausbau von Wärmenetze mit erneuerbaren Energien im ländlichen Raum abzielt, in der Entwicklung. Zudem ist die Erarbeitung eines Online-Handouts zum Thema Finanzierung und Förderung von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien für Thüringen vorgesehen. Dieses soll eine aktuelle und regionale Ergänzung zu den für Baden-Württemberg existierenden Leitfäden, die auch umfassend die allgemeinen und national gültigen Rahmenbedingungen beschreiben, darstellen. In Ergänzung sowohl zum Thüringer Abwärmekataster als auch zum Thüringer Solarrechner wird derzeit ein methodisches System zur wärmeenergetischen Analyse von quartiersbezogenen Stadtstrukturen und softwaregestützter Wärmeanalyse in kleinen und mittleren Gemeinden entwickelt. Auf diese Weise soll das vielfältige und engmaschige Unterstützungsangebot für Wärmeanalysen, Wärmekonzepte und letztlich Projektumsetzungen zum Thema solare Nah- und Fernwärme weiter ausgebaut werden. Um einen solchen kontinuierlichen Prozess auch in anderen Regionen zu befördern, möchte sich Thüringen gern an einem Wissens- und Erfahrungsaustausch beteiligen. So können Sie uns oder die Kollegen der ThEGA bei Fragen gern kontaktieren. 31 Quellen und Links Hermelink et al. (2012). Potentiale nutzen. Effizienz schaffen. Der Gebäudereport Thüringen. Wesselak et al. (2013). Energiemonitoring für Thüringen. Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz: www.tmuen.de Thüringer Energie- und GreenTech Agentur ThEGA: www.thega.de Thüringer Aufbaubank: www.aufbaubank.de SDHp2m-Projektwebseite: www.solar-district-heating.eu Broschüre „Zukunft Sonne!“: http://solar-district-heating.eu/Portals/3/Th%C3%BCringen/Brosch%C3%BCre%20Zukunft%20Sonne.pdf Thüringer Abwärmekataster: https://www.thega.de/projekte/abwaerme/abwaermekataster/

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Freitag, 1. Juni, 2018|

Solare Nah- und Fernwärme in der Metropolregion Hamburg

1 SDHp2m … from policy to market Regulatorische und marktunterstützende Maßnahmen für die Mobilisierung von Investitionen in erneuerbare Wärmenetze in europäischen Regionen und Ländern Solare Nah- und Fernwärme in der Metropolregion Hamburg Regionalbericht über Maßnahmen zur Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen, Finanzierungs- und Fördermaßnahmen sowie der Marktbereitung Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). 2 Informationen: Herausgeber: Hamburg Institut mit Unterstützung des Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Kontakt: Hamburg Instiut - Simona Weisleder Paul-Nevermann-Platz 5, 22765 Hamburg Aktualisierung: April 2018 Deliverable: D3.3 und D4.3 Status: Öffentlich Projektwebseite: www.solar-district-heating.eu Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den Herausgebern. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die Herausgeber übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. 3 Inhalt Grußwort ................................................................................................................................................. 4 Was Hamburg antreibt ............................................................................................................................ 5 Klimaschutz mit solarer Nah- und Fernwärme ........................................................................................ 7 Wärmenetze als Plattformen .............................................................................................................. 8 Wirtschaftlichkeit ................................................................................................................................ 8 Versorgungskonzepte und Einbindung von Solarthermieanlagen in Wärmenetze ............................ 8 Wärmenetze in Quartieren und Städten ......................................................................................... 9 Wärmenetze in kleinen Städten ländlichen Regionen .................................................................... 9 Herausforderungen ............................................................................................................................. 9 Das Projekt SDHp2m – Solar District Heating … from policy to market ................................................ 10 Alles beginnt mit einer Analyse der Ausgangssituation (WP 2) ............................................................ 11 Nationale Rahmenbedingungen ........................................................................................................ 11 Hamburger Rahmenbedingungen ..................................................................................................... 13 Regionale Experten: Akteursgruppen „solare Nah- und Fernwärme“ .................................................. 16 Aufgaben der Akteursgruppen .......................................................................................................... 16 Zusammensetzung der Akteursgruppen ........................................................................................... 16 Sitzungen, Exkursionen und Workshop mit der Akteursgruppen ..................................................... 17 Auf dem Weg zu mehr solarer Nah- und Fernwärme – Maßnahmen und Aktivitäten ......................... 21 Regulatorische Instrumente (WP 3) .................................................................................................. 21 Studie zur „Öffnung der Wärmenetze“ ......................................................................................... 22 Best Practice Guide „Multikodierte Flächen für SDH“ .................................................................. 23 Coaching ........................................................................................................................................ 26 Marktunterstützende Instrumente (WP4) ........................................................................................ 29 Studie „Solare Nachbarschaftsgewächshäuser“ ........................................................................... 29 Veranstaltungen, Workshops und Vorträge .................................................................................. 30 Ausblick in eine sonnige Zukunft ........................................................................................................... 32 4 Grußwort In der wachsenden Metropolregion Hamburg leben rund 5 Millionen Menschen, davon 1,8 Millionen in Hamburg selber. Sie ist Standort vieler international tätiger Unternehmen und hat mit dem Hamburger Hafen den zweitgrößten Hafen in Europa. In der Metropolregion Hamburg haben wichtige Akteure im Bereich der Erneuerbaren Energien ihren Geschäftssitz. Das Branchennetzwerk Cluster Erneuerbare Energien Hamburg unterstützt seit Herbst 2010 die Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien von Finanzsektor, Versicherungen über Hersteller von Windenergieanlagen bis hin zu Planungsbüro über alle Sektoren hinweg. Damit leistet das Cluster EEHH einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Für eine erfolgreiche Energiewende muss auch die Wärmewende gelingen. Bis 2030 müssen im Wärmemarkt einschneidende Umbrüche geschehen, um die Energieversorgung unserer Gesellschaft fit für die Zukunft zu machen. Die Nachfrage nach Raumwärme und Warmwasser sollten bis 2030 um ein Viertel gesenkt werden; die verbleibende Nachfrage aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Aktuell liegt der Anteil erneuerbarer Wärme lediglich bei 13 %. Um dieses Thema auch verstärkt im Cluster zu diskutieren, gibt es seit 2016 das Forum Wärme. Hier versuchen wir aktuelle Forschungs- und Projektaktivitäten in der Metropolregion aufzugreifen, darüber zu berichten und aktiv zu unterstützen. In diesem Sinne haben wir als sogenanntes „expert board“ auch sehr gerne das SDHp2m Projekt begleitet und beraten. Und von den Aktivitäten profitiert: z.B. durch Fachbeiträge des Hamburg Instituts bei unseren Sitzungen, durch Fach-Exkursionen nach Dänemark zu großflächigen Solarthermieanlagen oder auch durch die sehr gut besuchte internationale Veranstaltung „Erneuerbare Fernwärme in Großstädten“ 2017 in Hamburg. Wir werden auch mit Interesse die Ergebnisse des SDHp2m Projektes weiterverfolgen, auch und gerade von den internationalen Partnern. Sebastian Averdung Geschäftsführer der Averdung Ingenieurgesellschaft mbH für das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg Mitglied der Lenkungsgruppe Forum Wärme 5 Was Hamburg antreibt Als eine der Modellregionen innerhalb des Projekts „SDH p2m – from policy to market“ hat sich Hamburg das Ziel gesetzt, die solare und erneuerbare Fernwärmeversorgung strukturell zu stärken und auszubauen. Die Förderung der solaren Fernwärme erfolgt innerhalb eines langfristig orientierten städtischen Konzepts zur Umsetzung der internationalen Klimaschutzziele. Dabei wird neben den Aktivitäten der Stadt auch die Metropolregion in den Blick genommen, insbesondere im Hinblick auf solare Wärmeprojekte. Mit dem im Dezember 2015 in Kraft getreten Hamburger Klimaplan verstärkt Hamburg seine langjährigen Anstrengungen für den Klimaschutz1. Er enthält zahlreiche neue Maßnahmen zur CO2-Minderung – und ein neues Ziel: Bis 2030 will Hamburg den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 halbieren. Weiterhin will Hamburg bis 2020 zwei Millionen Tonnen CO2 vermeiden und bis 2050 die CO2-Emissionen um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Mit dem neuen Klimaplan setzt sich Hamburg das Leitbild einer modernen Stadt der Zukunft, in der Klimaschutz und Klimaanpassung elementare Bestandteile des gesellschaftlichen Miteinanders sind. Im Klimaplan ist neben Zielen zum Ausbau der E-Mobilität und ÖPNV, Verdoppelung des Anteils des Radverkehrs, Klimaanpassungsmaßnahmen auch Ziele beschrieben, die den Gebäude und den Ausbau der Erneuerbaren Energien betreffen. Die Ziele des Klimaplans sind sehr ambitioniert. Für den Gebäudebereich bedeutet das: Wenn bis zum Jahr 2050 der komplette Häuserbestand saniert sein soll, müsste die Sanierungsrate auf etwa das dreifache steigen. Damit gehört die energetische Erneuerung der Stadt zu einer der großen Herausforderungen und das Thema Wärmewende ist in der Hamburg Politik angekommen. Die Bedeutung der leitungsgebundenen Wärmeversorgung bei diesem Transformationsprozess hin zu Erneuerbaren Energien und damit einer klimaneutralen Wärmeversorgung ist erkannt. Die Sanierung des Gebäudebestands alleine wird nicht reichen, um die nötigen Klimaschutzziele zu erreichen. 1 http://www.hamburg.de/hamburger-klimaplan/ 6 Abbildung 1: Möglicher Zielkorridor zwischen Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien (Quelle: Quelle: BMWi : Sanierungsbedarf im Gebäudebestand; Dezember 2014) Die Freie und Hansestadt Hamburg hat in den letzten Jahren sehr intensiv an der Bereitstellung eines sogenannten Wärmekatasters2 gearbeitet. Mit dem Wärmekataster werden relevante Informationen zu der Wärmeversorgungs- und Wärmebedarfssituation in Hamburg zur Verfügung gestellt. Mit diesen zentral bereitgestellten Informationen soll ein Beitrag geleistet werden, die Umstellung auf eine effiziente Wärmeversorgung anzuregen und dadurch nachhaltig Ressourcen einzusparen. Damit befindet sich Hamburg auf einem guten Weg, der noch viele Herausforderungen in sich birgt, aber zu dessen Gelingen zahlreiche Akteure intensiv beitragen. 2 http://www.hamburg.de/energiewende/waermekataster/ 7 Klimaschutz mit solarer Nah- und Fernwärme Wärme aus Sonnenenergie - kurz Solarthermie - ist eine moderne Form der klimafreundlichen erneuerbaren Energien, die in den letzten Jahren immer stärker zum Einsatz kommt. Mit Hilfe der Sonnenenergie kann sowohl warmes Wasser als auch Heizwärme umweltfreundlich bereitgestellt werden. Neben stabilen Wärmegestehungskosten bietet der Einsatz der Solarthermie weitere Vorteile, zum Beispiel ist sie • erneuerbar, • emissionsfrei, • kostenstabil und • flächeneffizient. Solarkollektoren können als Aufdach- oder Freiflächenanlage installiert werden. Und neben der herkömmlichen Nutzung für die Warmwasserbereitung bzw. Heizungsunterstützung ist auch eine Anbindung großflächiger Solarthermieanlagen an ein Wärmenetz möglich. Dieser Ansatz ist in Dänemark bereits weit verbreitet und findet zunehmend auch in Deutschland Beachtung und Anwendung. Abbildung 2: Übersichtskarte der solaren Nah- und Fernwärme in Deutschland 2018 (Quelle: Solites). 8 Wärmenetze als Plattformen Generell bieten Wärmenetze als infrastrukturelles Element eine gute Möglichkeit über die Biomasse hinaus auch andere erneuerbare Energien wie Solarthermie, Geothermie, Umweltwärme oder auch industrielle Abwärme in die regionale Wärmeversorgung einzubinden. Als Plattformen stellen sie eine Schlüsseltechnologie zur Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung in Städten, Quartieren oder ländlichen Regionen dar. In Kombination mit zentralen Wärmespeichern lassen sich so auch fluktuierende Energieträger in der Wärmeversorgung verlässlich nutzen und die solaren Deckungsgrade steigern. Abbildung 3: Wärmenetz als Plattform zur Einbindung verschiedener Wärmeströme (Quelle: Hamburg Institut) Wirtschaftlichkeit Neben CO2-Einsparungen bietet eine Einbindung der Solarthermie in Wärmenetze auch den Vorteil der Kostenstabilität für die Wärmeversorgung vor Ort. Da insbesondere fixe Investitionskosten anfallen, sind die Wärmegestehungskosten ab dem ersten Betriebstag stabil. Und so stehen der hohen Kapitalintensität von Investitionen in Wärmenetze mit erneuerbaren Energien auch die Vorteile großer Planungssicherheit und stabiler Wärmegestehungskosten gegenüber. Versorgungskonzepte und Einbindung von Solarthermieanlagen in Wärmenetze Wärmenetz-Versorgungskonzepte können sich auf ländliche Regionen (Energiedörfer), größere Städte oder Stadtquartiere beziehen und unterscheiden sich von Fall zu Fall – je nach regionalen Rahmenbedingungen. Grundsätzlich kann bei der Integration von Solarthermie in 9 Wärmenetze jedoch zwischen einer zentralen und einer dezentralen Einbindung unterschieden werden. Während bei der zentralen Einbindung die Solarthermieanlage in der Nähe der Heizzentrale liegt und direkt dort in das System einspeist, kann bei einer dezentralen Einbindung die Solarthermieanlage auch an einer anderen Stelle im Wärmeversorgungssystem liegen. Dennoch gilt es, Wärmeverluste beim Transport der solaren Wärme zu vermeiden und für eine Installation von Solarkollektoren eigenen sich insbesondere Flächen in Verbrauchsnähe. Wärmenetze in Quartieren und Städten Zum einen begünstigen hohe Wärmebedarfsdichten in Städten einen wirtschaftlichen Einsatz von erneuerbaren Energien in der Wärmeversorgung. Da insbesondere die Wärmenetzverlegungskosten einen großen Einfluss auf die Wärmegestehungskosten haben, begünstigt zum anderen das Vorhandensein von Wärmenetzen niedrige Wärmegestehungskosten. Durch die Einbindung von großflächiger Solarthermie können zum Beispiel Brennstoff- und damit CO2-Einsparungen erzielt werden. Auch in Neubau- oder Sanierungsgebieten kann quartiersweise eine Wärmeversorgung über Wärmenetze mit erneuerbaren Energien wie der Solarthermie erfolgen. Ein hoher Gebäudestandard kann niedrige Netztemperaturen zulassen, was eine Einbindung der Solarthermie begünstigt. Werden auch saisonale Wärmespeicher integriert, können hohe solare Deckungsgrade erzielt werden. Wärmenetze in kleinen Städten ländlichen Regionen Auch in kleinen Städten und ländlichen Regionen kann sich eine Wärmeversorgung über solare Wärmenetze anbieten. Interessant ist dort oftmals die Kombination von Biomasseheizwerken und Solarthermieanlagen, so dass die Wärmeversorgung zu großen Teilen auf erneuerbaren Energien beruhen kann. Herausforderungen Während mit großflächigen Solarthermieanlagen bereits konkurrenzfähige Wärmegestehungskosten erzielt werden können, stellt die Verfügbarkeit von Flächen für die Installation der Solarkollektoren eine besondere Herausforderung dar. Im Gegensatz zur Nutzung Photovoltaikanlagen ist es von Vorteil, wenn die Solarkollektoren in der Nähe der zu versorgenden Wärmesenke installiert werden um Wärmeverluste über die Netze zu minimieren. 10 Das Projekt SDHp2m – Solar District Heating … from policy to market Das Projekt SDHp2m (Solar District Heating … from policy to market) zielt auf einen Ausbau der solaren Wärmenetze in neun europäischen Regionen (Thüringen und Hamburg in Deutschland, Steiermark in Österreich, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Masowien in Polen, Varna in Bulgarien, Västra Götaland in Schweden, Aosta und Veneto in Italien). Konkret werden regulatorische und marktunterstützende Maßnahmen für erneuerbare Wärmenetze entwickelt und implementiert. Essentieller Teil des Projekts ist nicht eine investive Förderung sondern eine inhaltliche Unterstützung regionaler Akteure. Dazu arbeiten in den neun europäischen Regionen 15 internationale Projektpartner aus den Bereichen Politik, Markt und Forschung zusammen. Abbildung 4: Deckblatt des SDH Projektfaltblatts 11 Alles beginnt mit einer Analyse der Ausgangssituation (WP 2) Nationale Rahmenbedingungen Im November 2016 verabschiedete die Bundesregierung den Klimaschutzplan 2050. Damit ist Deutschland eines der ersten Länder, die die im Pariser Abkommen geforderte Klimaschutzlangfriststrategie erstellt und bei der UN vorgelegt haben. Deutschlands Langfristziel ist es, bis zum Jahr 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden. Die Energiewende in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte – wenn man nur den Strombereich betrachtet. Hier liegt der aktuelle Anteil der Erneuerbaren Energien bei rund 35%. Der Wärmebereich rückt langsam in den Fokus – noch liegt hier der Anteil bei nur 13%. Fernwärmenetze sind als Infrastruktur zur kostengünstigen und flexiblen Integration von Erneuerbaren Energien in das Energiesystem gut geeignet. Der Transformationsprozess dieser Infrastruktur ist eine der großen Herausforderungen für die Wärmewende in den nächsten Jahrzehnten. Es gibt mehr als 1.500 Fernwärmenetze in Deutschland. In nur etwa 40 großen Netzen findet 85% des Absatzes statt. Das heißt vor allem die großen städtischen Netze sollten in den Fokus genommen werden. Der rechtliche Rahmen zur Integration der Erneuerbaren Energien in die Fernwärme ist in Deutschland noch unterentwickelt. Aufgrund mangelnder Besteuerung fossiler Brennstoffe haben diese einen hohen Kostenvorteil gegenüber erneuerbaren Energien, die in der Regel mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden sind. Ein ordnungsrechtlicher Rahmen zur Förderung Erneuerbarer Fernwärme ist nur rudimentär vorhanden. Es bestehen auf Bundesebene keine Verpflichtungen zum Einsatz von Erneuerbaren Energien im Gebäudebestand. Eine entsprechende Verpflichtung im Neubau ist auf einen 10%-Anteil begrenzt, der zudem auch durch den Einsatz von Effizienztechnologien ersatzweise erbracht werden kann. Fernwärmenetzbetreiber sind weder direkt noch indirekt veranlasst, einen Mindestanteil an erneuerbaren Energien in ihre Systeme zu integrieren. Das Förderungsrecht ist zudem stark auf die konventionelle Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) auf Basis fossiler Brennstoffe ausgerichtet. Für viele Versorger bietet die Förderung dieser Anlagen nach wie vor die besten Bedingungen, so dass Investitionen weiterhin verstärkt eher entsprechende Anlagen als in die erneuerbare Fernwärme-Erzeugung fließen. Durch die letzte Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes und die Einführung von Ausschreibungen von „innovativer KWK“ wurden jedoch auch Erneuerbare Energien förderungsfähig, wodurch neue Impulse erwartet werden. Das deutsche Planungsrecht bietet ausreichende Möglichkeiten, um solarthermische Großanlagen umzusetzen. Verbesserungen sind jedoch insbesondere auf der Ebene der 12 Landesplanungsgesetze wünschenswert, um eine hinreichende Flächenkulisse für quantitativ relevante Erzeugungsbeiträge bereitstellen zu können. Ebenso existiert in Deutschland noch keine rechtlich verbindliche kommunale Wärmeplanung, so dass auch in den meisten Kommunen bislang keine entsprechenden konzeptionellen Überlegungen oder planerische Festsetzungen getroffen wurden. Die Fördersituation in Deutschland ist zur Zeit sehr komfortabel. Verschiedene Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW) bieten lukrative Zuschüsse an (u.a. KfW 273, 432)3. Die nationale Klimaschutzinitiative NKI fördert mit Klimaschutzkonzepten und Klimaschutzteilkonzepten die Erstellung von Konzepten4. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat unlängst ein Förderprogramm aufgelegt, was erstmalig einen systemischen Ansatz zur Wärmewende fördern soll: Wärmenetze 4.05. http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Waermenetze/waermenetze_node.html Für die Planung und die Umsetzung von Wärmenetzen und Produktionsanlagen für erneuerbare Wärme existieren in den Bundesländern verschiedene Arten der Förderung. Die Förderprogramme der Länder werden in vielen Fällen teilweise durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Auf kommunaler Ebene oder von den Stadtwerken können auch weitere Fördermittel bereitstehen. Bei der Betrachtung der Förderungen ist zu beachten, dass eine Förderung des Bundes (z.B. KfW Erneuerbare Energien – Premium) den Landesförderungen vorausgeht. Des Weiteren sind bei jedem spezifischen Projekt die genauen Förderbedingungen und die Beihilfegrenzen der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung (AGVO) zu beachten. 3 www.kfw.de 4 www.klimaschutz.de 5 http://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/Waermenetze/waermenetze_node.html 13 Hamburger Rahmenbedingungen Die Metropolregion Hamburg ist eine von elf Europäischen Metropolregionen in Deutschland. Sie umfasst ungefähr 1.000 Städte und Gemeinden in 19 Landkreisen. Ihr Gebiet erstreckt sich über die Freie und Hansestadt Hamburg, sowie die umliegenden Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In der Metropolregion leben ungefähr 5 Mio. Menschen, davon ungefähr 1,8 Mio. in Hamburg. Sie beheimatet viele international tätige Unternehmen und hat mit dem Hamburger Hafen den zweitgrößten Hafen in Europa. Neben vielen anderen Branchen sind auch wichtige Akteure im Bereich der Erneuerbaren Energien in der Metropolregion ansässig. Abbildung 5: Kreise der Länder Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern in der Metropolregion Hamburg (Quelle: Metropolregion Hamburg). In der Fernwärmeversorgung der Metropolregion Hamburg gibt es ein breites Spektrum an verschiedenen Wärmenetzen. Das bedeutendste Netz ist das innerstädtische Fernwärmenetz des Vattenfall Konzerns in Hamburg, welches eines der größten in Europa ist. Neben weiteren kleineren Wärmenetzen in Hamburg gibt es auch in zahlreichen Kommunen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Nah- und Fernwärmenetze. In der Freien und Hansestadt Hamburg wird 20% des Wärmebedarfs durch Fernwärme gedeckt. Hiervon werden 80% über das Netz das Fernwärmenetz der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH geliefert. Die Freie und Hansestadt Hamburg ist mit 25,1% an dieser 14 Gesellschaft beteiligt. Aufgrund eines Volksentscheids vom 22.9.2013 soll das Fernwärmenetz im Jahr 2019 wieder vollständig von der Stadt zurückgekauft werden. Hier werden zur Zeit intensiv Wege zur Transformation des Hamburger Fernwärmenetzes hin zu Erneuerbaren Energien diskutiert. In der Metropolregion außerhalb der Stadtgrenzen Hamburgs bestehen Dutzende örtliche Fern- und Nahwärmenetze, die zum größten Teil von den örtlichen Stadtwerken oder der Hansewerk Natur GmbH betrieben werden. Die Nutzung solarthermischer Anlagen, ist in der Metropolregion Hamburg noch weniger weit entwickelt als in anderen Regionen Deutschlands. Die installierte Kollektorfläche pro Einwohner liegt in allen zur Metropolregion gehörigen Bundesländern unterhalb des Bundesdurchschnitts. In Bezug auf solare Wärmenetze, hebt sich Hamburg vom Rest der Metropolregion ab. So befinden sich viele bisher existierende oder in Planung befindlichen solaren Wärmenetze – teilweise von internationaler Bedeutung – in Hamburg. Mit der Solarsiedlung Bramfeld befindet sich beispielsweise eines der ersten deutschen solaren Nahwärmenetze in Hamburg. Es wurde im Jahr 1996 gebaut und hat eine Kollektorfläche von 3.000 m2, die auf den Dachflächen installiert wurde. Des Weiteren sind folgende innovativen Projekte zu nennen:  Energiebunker Wilhelmsburg http://www.iba-hamburg.de/projekte/energiebunker/projekt/energiebunker.html  Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen https://www.mgf-farmsen.de  Großwohnsiedlung Mümmelmannsberg (im Bau) https://www.saga-gwg.de/das-unternehmen/pressebereich/downloads/sagagwg_broschuere_mummelmannsberg-2020.pdf  EBV Harburg (mit Eisspeicher) (http://www.ebv-harburg.de/startseite/infofilme/)  Solare Wärmeversorgung HafenCity West 15 (http://www.hafencity.com/de/konzepte/saubere-waermeenergie-fuer-einen-neuen-stadtteil.html) Abbildung 6: Der 2013 fertiggestellte Energiebunker in Hamburg-Wilhelmsburg (Quelle: Hamburg Energie). 16 Regionale Experten: Akteursgruppen „solare Nah- und Fernwärme“ Aufgaben der Akteursgruppen Im Projekt SDHp2m ist es vorgesehen, dass jede teilnehmende Region Akteursgruppen rund um das Thema „Solare Nah- und Fernwärme“ einbindet. In Hamburg wurden zwei relevante Akteursgruppen zu Beginn der Projektlaufzeit Anfang 2016 identifiziert und dann kontinuierlich beteiligt. Aufgabe der Akteursgruppen ist es, die regionalen Projektpartner, konkret das Hamburg Institut bei der Durchführung des EU-Projekts SDHp2m zu beraten. Grundsätzliches Ziel des Projekts SDHp2m ist eine Umsetzung von marktunterstützenden Maßnahmen um Investitionen in Projekte zu Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien anzuregen. Doch auch unabhängig von der Notwendigkeit einer praxisnahen Beratung zur Umsetzung von Maßnahmen vor Ort bietet eine thematische Akteursgruppe eine sehr gute Möglichkeit für einen perspektivreichen Fachaustausch. Zum Beispiel in den folgenden Bereichen kann eine Akteursgruppe Unterstützung leisten:  Analyse der Ausgangssituation in Bezug auf die Rahmenbedingungen für Solarthermie in Wärmenetzen  Mitwirkung bei der Entwicklung einer Strategie und eines Aktionsplanes  Empfehlung/Initiierung konkreter Maßnahmen mit dem Ziel, die Nutzung der Solarthermie in Wärmenetzen zu forcieren,  Stellungnahme zu Projekten und Vorhaben  Unterstützung bei der Veröffentlichung der Projektergebnisse Zusammensetzung der Akteursgruppen  AG Klimaschutz und Energie der Metropolregion Hamburg6 Die Metropolregion Hamburg ist eine von elf europäischen Metropolregionen in Deutschland. Die Kooperation umfasst den Stadtstaat Hamburg sowie Teile der Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Innerhalb der Organisation existiert bereits eine gut organisierte Expertengruppe für Klimaschutz und Energie. Die Gruppe besteht aus Fachkräften aus Kreisen, Ministerien und Gemeinden der Region. Sie trifft sich vierteljährlich und wird durch Dr. Graham Butt, Leiter der Abteilung Energie im Ministerium 6 http://metropolregion.hamburg.de/ 17 für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern geleitet. Die Arbeitsgruppe hat eine ständige Vertretung, die von einer Mitarbeiterin der Metropolregion (zunächst Jenny Lorenz, jetzt Lan Janet Krause) geleitet wird. Die Gruppe hat gleich zu Beginn des EU-Projektes beschlossen, mit dem SDHp2m-Projekt zusammenzuarbeiten und als lokaler Beirat (sogenanntes „local advisory board“) zu fungieren.  AG Wärme des Cluster für EE Hamburg7 Das EEHH-Netzwerk "Erneuerbare Energien Hamburg" (oder "Cluster") wurde gegründet, um die Zusammenarbeit im Energiesektor der Region Hamburg zu stärken und zu fördern. Es bündelt die vielfältigen Kompetenzen von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen. Es bietet auch eine Plattform für den Dialog zwischen den Interessengruppen und fördert Schnittstellen zu anderen Sektoren, wie der Logistik. Das Cluster verwaltet drei Foren, die sich das ganze Jahr über regelmäßig treffen, um Erfahrungen auszutauschen und sich zu bestimmten Themen zu vernetzen. Im Jahr 2016 wurde eine Arbeitsgruppe für Erneuerbare Wärme gegründet. Ziel der AG ist es, Erneuerbare Energien im Wärmesektor zu fördern, Wissen über neue Entwicklungen in der Branche auszutauschen und Ideen zu diskutieren und Partnerschaften für gemeinsame Projekte unter seinen Mitgliedern zu bilden. Das Forum steht allen EEHH-Mitgliedsunternehmen offen und besteht aus ca. 30 Mitglieder. Den Vorsitz führt Sebastian Averdung (Geschäftsführer der Averdung Ingenieure GmbH). Mitglieder des Forums sind Netz-Betreiber und Planer, Energiegenossenschaften und -initiativen, Stadtplaner, Wärmeplaner, Verwaltungen, Verbände, politische Entscheidungsträger. Das SDH-Projekt wurde von Anfang an in das Forum eingeführt. Das Forum erklärte sich auch bereit, als Expertenausschuss (sogenanntes „expert board“ für das SDH-Projekt zu fungieren. Sitzungen, Exkursionen und Workshop mit der Akteursgruppen Insgesamt sollen in der Projektlaufzeit 5 Sitzungen den Akteursgruppen abgehalten werden und das Projekt in den Phasen der Vorbereitung und der Umsetzung begleiten. Diese werden durch den regionalen Projektpartner organisiert und vorbereitet. Das Hamburg Institut hat bisher mit beiden Akteursgruppen je vier Sitzungen durchgeführt. Besonders gut besucht und sehr bereichernd für die beiden Akteursgruppen waren zwei Exkursionen, die das Hamburg Institut im Rahmen des SDHp2m Projektes durchgeführt hat. 7 http://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/erneuerbare-waerme.html 18 Am 13. April 2016 wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Arcon-Sunmark eine Akteursgruppen-Tour nach Gram in Dänemark organisiert, mit Fokus auf großflächige solarthermische Solaranlagen im Kontext von Naturschutz und Umweltschutz. Die Zielgruppe war aus den Akteursgruppen lokale Verwaltung, Planer, Wärmeversorger, NGOs (Naturschutz, Umweltschutz). 17 Teilnehmer/innen folgten der Einladung des Hamburger Instituts und bekamen einen intensiven Einblick in den Betrieb der Solarthermieanlage und des Großspeichers. Neben Präsentationen des Betreibers und von Arcon-Sunmark konnten der Projektentwickler und ein Experte für Natur- und Umweltschutz über ihre Erfahrungen berichten. Abbildung 7: Exkursion der Akteursgruppen nach Dänemark 2016 (Quelle: Hamburg Institut). Am 13. Juni 2017 besuchte eine Delegation der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie der Hamburger Metropolregion zwei SDH-Projekte in Dänemark. Als Beratungsgremium für die Hamburger Region im Rahmen des SDHp2m-Projekts soll die Arbeitsgruppe den Weg für SDH-Projekte in der Region weiter ebnen. In der Metropolregion Hamburg mit 5 Millionen Einwohner/innen gibt es zwar zahlreiche Wärmenetze - aber bisher nur wenige gespeist mit erneuerbaren Energien. 25 Teilnehmer/innen folgten der Einladung des SDH-Partners Hamburg-Institut, um erneuerbare Fernwärme-Projekte in Gram und Vojens zu besuchen. Die Gruppe bestand vor allem aus Fachleuten aus den Ministerien, Bezirken, Gemeinden und einigen Projektentwicklern, die sich alle aus erster Hand über SDH-Anlagen und saisonale Wärmespeicher informieren wollten. 19 Abbildung 8: Exkursion der AG Klimaschutz und Energie der Metropolregion Hamburg 2017 (Quelle: Hamburg Institut). Ein sehr gelungenes Experiment war ein Workshop im März 2018 zu Thema „Multikodierung für SDH“ - zum Spannungsfeld von Freiflächen-Solarthermie, Naturschutz und Landwirtschaft - mit den Akteursgruppen und ergänzenden Expert/innen. Die großen Herausforderungen bei der Realisierung von solarthermischen Freilandanlagen sind die Flächenknappheit und die Konkurrenz verschiedener Nutzungsansprüche im Umfeld von Dörfern und Städten. Bereits heute manifestiert sich dies in Konflikten um Flächen zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Energieerzeugung und Siedlungsentwicklung. Eine Möglichkeit zum Umgang mit dieser Flächenkonkurrenz besteht darin, Flächen gleichzeitig für mehrere Nutzungsarten zu verwenden. Insbesondere stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, Flächen so zu nutzen, dass eine landwirtschaftliche Teilnutzung möglich bleibt und gleichzeitig Wärme erzeugt werden kann. Auch die Frage nach der Vereinbarkeit von Energieerzeugung und Naturschutz ist dabei ein wichtiges Thema. Genauso drängt sich die Frage auf, ob und unter welchen Bedingungen für einzelne Flächen ein Konsens zwischen Landwirten, Naturschützern und Energieerzeugern bei der Planung und Bewirtschaftung entsprechender Flächen erzielt werden kann. Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen dieses Workshops sehr konstruktiv erörtert. Es zeichnete sich eine große Bereitschaft ab, miteinander weiter im Gespräch zu bleiben, gemeinsam Projekte anzustoßen und den integrativen Gedanken dieses Workshops fortzusetzen. 20 Abbildung 9: Workshop zu „Multikodierung von Flächen für SDH“ in Hamburg 2018 (Quelle: Hamburg Institut). 21 Auf dem Weg zu mehr solarer Nah- und Fernwärme – Maßnahmen und Aktivitäten Regulatorische Instrumente (WP 3) In Hamburg ist eine wichtige – und bislang in vielen Fällen auch praktisch genutzte – Regelung die Möglichkeit, energetische Festsetzungen im Rahmen von Bebauungsplänen zu treffen. Auf dieser Grundlage wurde eine Reihe von Verordnungen erlassen, mit denen für bestimmte Neubaugebiete ein Anschluss- und Benutzungsgebot an Wärmenetze und für diese ein Mindestanteil Erneuerbarer Energien festgeschrieben wird. In den drei Flächenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ist die einzige gesetzliche Regelung für die Fernwärme die Möglichkeit eines Anschluss- und Benutzungszwangs. Damit überlässt das jeweilige Land den Kommunen die Möglichkeit, die Bewohner eines mit Fernwärme erschlossenen Gebiets zum Anschluss und zur Nutzung der Fernwärme zu verpflichten. In keinem der Länder der Metropolregion Hamburg gibt es in der Landesgesetzgebung eine generelle Verpflichtung zur Integration bestimmter Mindestanteile erneuerbarer Energien in Wärmenetze. Erneuerbare-Energien-Wärmegesetze wie im Land Baden-Württemberg, mit denen eine Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien bei größeren Renovierungen oder beim Heizungsaustausch vorgesehen wird, existieren in der Metropolregion auf Landesebene nicht. Das Land Schleswig-Holstein setzt derzeit ein Energiewende- und Klimaschutzgesetz um. Das im Jahr 2017 verabschiedete Klima- und Energiewendegesetz sieht u.a. eine größere Transparenz der Wärmenetzbetreiber vor. In Zukunft sollen sie angeben müssen, zu welchen Anteilen die Fernwärme aus erneuerbaren Energieträgern stammt und welchen Primärenergiefaktor die gelieferte Wärme hat. Zudem sieht das Gesetz eine Verpflichtung der Netzbetreiber und Energielieferanten zur Datenbereitstellung an Kommunen vor, womit diesen die Erarbeitung von Wärmeplänen erleichtert werden soll. In Niedersachsen befindet sich ein Klimaschutzgesetz in der Planung. Über die genauen Inhalte gibt es noch keine Informationen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es kein entsprechendes Vorhaben. Durch die bundesweite Förderung aus dem Marktanreizprogramm (MAP), sowie die regionalen Förderungen, ergeben sich lukrative Finanzierungen für Solarthermie-Anlagen und damit verbundene Wärmenetze. Zur Umsetzung von Solarthermie-Anlagen ist bisher immer noch starke Überzeugungsarbeit im Einzelfall zu leisten. Bisher konnten daher nur einzelne Referenzprojekte realisiert werden. Gut für die Solarthermie ist die generell positive Einstellung der Bürgerinnen und Bürger zu erneuerbaren Energieträgern. 22 Durch den Rückkauf des Fernwärmenetzes im Jahr 2019 vom Vattenfall Konzern ergeben sich auch im innerstädtischen Fernwärmenetz in Hamburg zusätzliche neue Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Energiemix. Hemmend für die Entwicklung der Solarthermie in Fernwärmenetzen sind die fehlenden politischen Anreize für eine erneuerbare Wärmegewinnung. So sind die entsprechenden Vorschriften bisher nicht an die Fernwärmenetze, sondern an die Gebäude gebunden. Des Weiteren ist die Flächenfindung bei Freiflächen-Solarthermieanlagen in vielen Projekten ein großes Problem. Im Rahmen des SDHp2m Projektes wurden zwei wichtige Aspekte vertiefend verfolgt:  Mit der Kurzstudie „Öffnung der Wärmenetze“ werden die rechtlichen Grundlagen zur Beförderung der Integration erneuerbarer Wärme von unterschiedlichen Erzeugern in Wärmenetze untersucht. (noch in Arbeit)  Mit dem Best Practice Guide: „Multikodierte Flächen für SDH“ soll eine breit gefächerte Übersicht über Möglichkeiten der Doppelnutzung von Flächen für SDH gegeben werden. (noch in Arbeit) Studie zur „Öffnung der Wärmenetze“ Anlass für die Untersuchung ist die teilweise mangelnde Bereitschaft von Wärmenetzbetreibern, erneuerbare Wärme oder Abwärme von Dritten in ihr Netz zu angemessenen Konditionen zu integrieren und die vom Hamburger Senat seit vielen Jahren verfolgte Absicht, die Wärmenetze für Dritte zu öffnen. Bislang sind diese Bemühungen jedoch nicht in regulatorische Aktivitäten gemündet. Aktuell gibt es in Hamburg zwei Versorger, die mit innovativen Geschäftsmodellen darauf abzielen, ihre Wärmenetze für die Einspeisung auch von kleineren Quellen Dritter, insbesondere Solarthermie, zu öffnen. Der Betreiber des mit Abstand größten Fernwärmenetzes bietet bislang keine entsprechenden Modelle, verhandelt jedoch im Einzelfall mit großen Produzenten bilateral über die Abnahme von Wärme. In der Untersuchung werden verschiedene regulatorische Modelle und Ansätze darauf untersucht, inwieweit sie zur besseren Integration von Erneuerbaren Energien in die Fernwärme beitragen könnten und welche rechtlichen Rahmenbedingungen ggf. zu ändern wären, um erfolgversprechende Ansätze in die Praxis umzusetzen. Auch im ursprünglichen Kommissionvorschlag zur Novellierung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie waren Elemente zur Öffnung der Wärmenetze erkennbar. 23 Konzeptionell lassen sich „Single Buyer“-Modelle von „Drittzugangsmodellen“ unterscheiden. In „Single Buyer“-Modellen, wie sie z.B. von Hamburg Energie und Hansewerk Natur in Hamburg sowie von Fortum in Stockholm betrieben werden, definiert der Wärmenetzbetreiber transparente Bedingungen für Dritte zum Ankauf von Wärme. Demgegenüber wird in Modellen zum Drittzugang, wie sie zeitweise insbesondere in Schweden diskutiert wurden, über regulatorische Bestimmungen ein Netzzugang für Dritte geschaffen. Die Durchleitung von Wärme durch dritte Wärmeproduzenten zum Endkunden, wofür der Netzbetreiber ein Netzentgelt enthält. Dieses Modell orientiert sich an den Regelungen des EnWG für die Bereiche Strom und Gas. Externe Wärmeerzeuger können dann analog zur Situation auf dem Strommarkt einen diskriminierungsfreien Zugang zu Wärmenetzen einklagen. Beide Modelle bieten im Einzelnen Chancen und Risiken, die in der Untersuchung näher beleuchtet werden. Best Practice Guide „Multikodierte Flächen für SDH“ Solar District Heating ist eine einfache, bewährte und kostengünstige Möglichkeit, Erneuerbare Energien in Fernwärmesysteme zu integrieren, wenn große Flächen zur Verfügung stehen und sogenannte einfache „Plug-and-Play-Lösungen“ realisiert werden können. Dieser Ansatz ist in Dänemark sehr erfolgreich. Abbildung 10: Plug&Play-Lösungen wie in Silkeborg in Dänemark 2017 realisiert (Quelle: Arcon-Sumark). 24 Die Übertragung dieses Ansatzes auf andere mitteleuropäische Länder ist bisher nur in wenigen Fällen gelungen. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die Flächenknappheit vor allem in urbanen Regionen ein großes Hindernis für die Umsetzung von SDH darstellt. Um diese Barrieren zu überwinden, werden politische Instrumente benötigt, um die Nutzung von städtischen Gebieten für SDH zu erleichtern - im besten Fall für einfache, große und kosteneffiziente Lösungen. Gleichzeitig erscheint es notwendig, Instrumente zu finden, die SDH auf Gebieten mit zusätzlichen Nutzungen ermöglichen - parallel und auf der gleichen Ebene mit SDH. Wir müssen unsere Perspektive und unser Verständnis der monovalenten Landnutzung neu überdenken, und wir müssen multikodierte Gebiete entwickeln. Diese Lösungen könnten auf den ersten Blick komplizierter, experimenteller und vielleicht teurer sein, aber die Transformation des Wärmesektors insbesondere in den städtischen Regionen könnte nur in Kooperationsmodellen mit anderen Landnutzungen erfolgreich sein. Die Entwicklung von SDH-Projekten scheitert oft an Platzmangel. In dicht besiedelten urbanen Areas wird Raum für viele andere konkurrierende Zwecke wie Wohnen, Verkehrsinfrastruktur, Industrie und Handel, Naturschutz oder - in den ländlicheren Gebieten - für die Landwirtschaft benötigt. Die SDH-Landflächenentwicklung und die doppelte Nutzung von Gebieten für SDH und andere Zwecke werden bisher im nationalen oder regionalen Planungsrecht oder anderen politischen Instrumenten kaum berücksichtigt. Beispiele aus verschiedenen Regionen der EU zeigen, dass Lösungen für die SDH-Landentwicklung und für die parallele Landnutzung durch SDH und andere Zwecke gefunden werden können und uns motivieren. Kategorien für multikodierte Bereiche für SDH sind:  große Dachflächen  große Infrastruktureinrichtungen  belastete oder kontaminierte Gelände oder Industriegebiete  Gebiete entlang Verkehrswegen  landwirtschaftliche Produktion  Naturschutz- und Wasserschutzgebiete Der Best-Practice-Guide soll ermutigen integrativer und kreativer über das Thema Doppelnutzung nachzudenken. 25 26 Coaching Coaching-Aktivität des Hamburg Instituts im 2017 in Thüringen Thüringen hat im Verlauf des Jahres 2017 den Entwurf für eine Integriertes Klima- und Energiestrategie sowie eines Landes-Klimaschutzgesetzes erarbeitet. Beide Dokumente sollen im Jahr 2018 von der Landesregierung bzw. dem Landtag beschlossen werden. Die Integrierte Klima- und Energiestrategie zielt darauf ab, die Klimaschutzziele des Landes in den einzelnen Sektoren zu operationalisieren. Unter anderem sieht der Entwurf des Landes-Klimaschutzgesetzes vor, eine Landes-Wärmestrategie zu entwickeln, mit welcher der Rahmen für eine Verminderung des Wärmebedarfs sowie einer verstärkten Nutzung von Erneuerbarer Wärme in Thüringen gesetzt werden soll, insbesondere in Bezug auf die Fernwärme. Im Rahmen des SDH-Projektes wurde das Hamburg Institut um ein Coaching zu der Frage gebeten, wie die gesetzlich vorgesehene Landeswärmestrategie ausgestaltet werden könnte, um die angestrebte Transformation des Wärmesektors möglichst effektiv zu unterstützen. In diesem Coaching-Prozess wird u.a. abgestimmt, welche Schritte bereits in der aktuell zu beschließenden Integriertes Klima- und Energiestrategie operativ umgesetzt werden sollten und welche Schritte lediglich prozedural verankert werden sollten und in den Folgejahren umzusetzen sind. Coaching-Aktivität des Hamburg Instituts im April 2017 in Graz/Österreich Im Rahmen eines internationalen Seminars „Fernwärme der Zukunft“ und des 3. Treffen der lokalen Stakeholder Advisory Group in Graz im April 2017 konnte Simona Weisleder vom Hamburg Institut einen Vortrage zum Thema Flächenbereitstellung für große thermische Solaranlagen halten. Die wichtigste Aufgabe dieser Gruppe ist die Unterstützung der Landesverwaltung beim Verfassen von politischen Empfehlungen in den Bereichen, wo das Land Steiermark Möglichkeiten hat, den Einsatz von solarthermischen Anlagen für die Fernwärme zu beeinflussen. Das sind: Kommunikation, rechtliche Fragen, Förderungen und Technik (im Rahmen von F&E-Fragestellungen) 27 Abbildung 11: Coaching in Graz April 2017 (Quelle: AEE INTEC). 28 Abbildung 12: Coaching in der lokalen Stakeholder Advisory Group in Graz April 2017 (Quelle: Skalicki). Coaching-Aktivität des Hamburg Instituts im Januar 2018 in Thüringen Am 25. Januar hielt Simona Weisleder vom Hamburg Institut zwei Coaching-Vorträge im Rahmen des Workshops zu Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten von Wärmenetzen mit Erneuerbaren Energien im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz in Erfurt. Coaching Schwerpunkt war die Wirtschaftlichkeit von solarer Fernwärmeerzeugung und Projektfinanzierung für große Freiflächenanlagen. Abbildung 13: Coaching in Erfurt Januar 2018 (Quelle: Aline Kornmann/ Thüringen). 29 Marktunterstützende Instrumente (WP4) Studie „Solare Nachbarschaftsgewächshäuser“ Das Konzept „Solare Nachbarschaftsgewächshäuser“ integriert große Freiflächen-Solarkollektoren in ein multifunktionales Konzept, das aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift. Die Gewächshäuser bieten einen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mehrwert für die Anwohnerinnen und Anwohner und können so Akzeptanz für die Errichtung von großflächigen solarthermischen Anlagen schaffen. Die Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser schaffen einen Ort der Begegnung, einen Ort für den Anbau gesunder und regionaler Lebensmittel und einen Ort für die Produktion sauberer und erneuerbarer Wärme. Dazu werden die solarthermischen Anlagen in einem integrierten Konzept mit Gewächshäusern zur gemeinschaftlichen Bewirtschaftung verwirklicht. Damit bilden die Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser mehrere aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen ab und bieten eine neuartige Lösung für einen nachhaltigen städtischen Lebensstil. Das Konzept adressiert wesentliche menschliche Bedürfnisse nach gesunden und regionalen Lebensmitteln, nach einem warmen Zuhause und einem gemeinschaftlichen Zusammenleben. Zudem können niedrigschwellige Arbeitsplätze in peripheren Stadtrandlagen geschaffen werden. Abbildung 14: Solare Nachbarschaftsgewächshäuser (Quelle: Hamburg Institut). In der Studie wurden technische, wirtschaftliche und rechtliche Machbarkeit des Konzepts untersucht und zwei mögliche Standorte in Hamburg näher betrachtet. 30 Veranstaltungen, Workshops und Vorträge Konferenz "Erneuerbare Fernwärme in Großstädten" im April 2017 Am 3.April fand in Hamburg eine Fachkonferenz mit rund 170 Expert/innen zu Erneuerbaren Energien in großstädtischen Fernwärmesystemen statt, die das Hamburg Institut in Kooperation mit dem AGFW durchgeführt hat. Strategien und reale Beispiele aus internationalen und nationalen Vorreiterstädten haben gezeigt, wie die Transformation der urbanen Wärmeversorgung in Richtung Erneuerbarer Energien gelingt und welche Rolle die Fernwärme dabei spielen kann. Abbildung 15: Internationale Fachtagung 2017 in Hamburg (Quelle: Hamburg Institut). Workshop für Kapitalgeber „Finanzierung von großen Freiflächen-Solarthermieanlagen und Wärmenetzen“ im September 2016 Am 16.September fand in Kaltenkirchen bei Hamburg ein SDH Workshop in Kooperation mit dem MELUR, der IB.SH und dem Hamburg Institut mit über 40 Expert/innen zum Thema „Finanzierung von großen Freiflächen-Solarthermieanlagen und Wärmenetzen“ statt. Die Veranstaltung richtete sich gezielt an Kapitalgeber und hatte das Ziel, das Thema Solarthermie und deren Integration in bestehende und neu zu bauende Wärmenetze zu beleuchten sowie zuverlässige Lösungen für die Risikobewertung und damit der stabilen Finanzierung zu erörtern. 31 Abbildung 16: Referenten und Moderatorin des Workshops in Kaltenkirchen 2016 (Quelle: Hamburg Institut). Das Hamburg Institut hat bei zahlreichen Veranstaltungen national und internationale über das Projekt SDHp2m berichtet. 32 Ausblick in eine sonnige Zukunft Nach der umfangreichen und vielfältigen Arbeit die innerhalb des SDHp2m Projekts in der Metropolregion Hamburg geleistet wurde, schauen wir als Hamburg Institut sehr positiv in die Umsetzung der angeschobenen Projektideen. Das Themen Wärmewende und der Einsatz von großflächigen Solarthermieanlagen sind definitiv angekommen. Für die Metropolregion und speziell für die stetig wachsende Stadt Hamburg, ist das Thema der Flächenverfügbarkeit das entscheidende. Hier sieht sich die Freiflächensolarthermie in Konkurrenz zu einem sehr angespannten Wohnungsmarkt, der umfangreiche Wohnungsbautätigkeiten nach sich zieht, der wiederum zu einem enormen Druck auf wertvollen Flächen für Naturschutz, Landwirtschaft und Landschaft führt. Deswegen halten wir als Hamburg Institut den Ansatz der Mulitkodierung von Flächen für zielführend und auch auf andere Region in Deutschland und Europa für übertragbar. Wichtig sind die regulatorisch nötigen Anpassungen, um SDH wirklich zum Durchbruch zu verhelfen. Hier gehen einzelne Bundesländer, wie z.B. Thüringen im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit gutem Beispiel voran.

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Freitag, 1. Juni, 2018|

Instrumente zur Marktförderung – Fallstudie Solare Gewächshäuser in Hamburg

Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Thema: Fallstudie – Solare Nachbarschaftsgewächshäuser in Hamburg, Deutschland Beschreibung: Die Fallstudie bewertet die technische, wirtschaftliche und rechtliche Machbarkeit des Konzepts "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser" im Kontext der Metropolregion Hamburg. Außerdem werden zwei potenzielle Standorte in der Stadt Hamburg untersucht. Datum: 15.11.2018 Autoren: Simona Weisleder, Christian Maaß und Gerrit Fuß, Hamburg Institut Dokument Download: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung Region: Metropolregion Hamburg Beteiligte Partner: • Wärmeverbraucher (Mieter, Wohnungsbaugesellschaften, Gewerbe- und Industrieunternehmen) • Nachbarschaften, lokale Klimaschutz- und Garteninitiativen und soziale Einrichtungen • Wärmeversorger und DH-Unternehmen (z. B. lokale Energieunternehmen, Auftragnehmer ...) • Solarthermieanlagen Hersteller, Gewächshaus- oder Gartenbaubetriebe • Stadt Hamburg Kurze Beschreibung der Maßnahme: Fallstudie "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser" Freiflächen-Solarthermieanlagen erzeugen kostengünstige erneuerbare Fernwärme. Die Umsetzung scheitert jedoch häufig an der Bereitstellung geeigneter Flächen. „Solare Nachbarschaftsgewächshäuser“ ist ein vom Hamburger Institut entwickeltes Konzept - sie ermöglichen eine multifunktionale Nutzung städtischer Freiräume: für Solarthermie und Urban Gardening. Sie versorgen Nachbarschaften mit erneuerbarer Wärme und gesundem Essen, fördern den Aufbau von Gemeinschaften und die öffentliche Akzeptanz der Technologie. Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Ausgangssituation Freiflächen-Solarthermieanlagen sind eine besonders kostengünstige und wettbewerbsfähige Möglichkeit, regenerative Fernwärme zu erzeugen. Die Umsetzung solcher Projekte in Deutschland in urbanen Räumen scheitert jedoch meist an einem harten Wettbewerb um die knappe und teure Fläche. Diese Ausgangsituation erfordert multifunktionale Ansätze, die Projekte für klimafreundliche und schadstofffreie Wärme realisieren und weitere Vorteile für die Städte und ihre Nachbarschaften bringen. Da immer mehr Menschen - vor allem in städtischen Räumen – von der Idee begeistert sind, ihre eigenen Lebensmittel anzubauen und mehr über die Nahrungsmittelproduktion und einen ökologischen Lebensstil lernen wollen, ist eine Kombination dieser Interessen mit der solaren Wärmeerzeugung vielversprechend. Bei der Bewegung "Urban Gardening" geht es nicht nur darum, frisches und gesundes Essen zu produzieren, sondern auch um Gemeinwesen und Bildung. "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser" kombinieren Freiflächen-Solarthermieanlagen mit Urban Gardening in Gewächshäusern. Während die erzeugte Wärme in ein bestehendes Nahwärmenetz eingespeist oder an einen großen Wärmeverbraucher abgegeben werden kann, eröffnen die Gewächshäuser neue Möglichkeiten für die jeweiligen Quartiere. Ziele Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Die "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" zielen auf den Aufbau sozialer und ökologischer Infrastrukturen: Die nachhaltige, kostengünstige und kommunale Selbstversorgung mit frischen Lebensmitteln ("Urban Gardening") wird mit neuen Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Wärme kombiniert. Die Fallstudie soll eine erste technologische, wirtschaftliche und rechtliche Analyse der "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" geben. Verbindungen zu relevanten Interessengruppen sollen hergestellt werden. Darüber hinaus werden zwei konkrete Flächen in Hamburg evaluiert, die mögliche Standorte für ein solches Projekt sein könnten. Die Ergebnisse der Fallstudie sollen die Grundlage bilden, um notwendige Partner wie die Stadt Hamburg, Wärmeversorger, Wohnungsunternehmen und andere zu erreichen. Maßnahmen und Aktionen Die Fallstudie untersucht die technologische, wirtschaftliche und rechtliche Machbarkeit des Konzepts in deutschen Städten. Dies geschieht in engem Kontakt mit möglichen Stakeholdern wie Urban-Gardening- Initiativen, Solarthermie-Anlagen Herstellern und Gewächshausbauunternehmen. Außerdem werden zwei mögliche Standorte in der Stadt Hamburg evaluiert: Hamburg-Altona/Eimsbüttel In den Stadtteilen Altona und Eimsbüttel ist ein innovatives und nachhaltiges Projekt zum Lärmschutz der Bürger/innen vor der naheliegenden Autobahn geplant. Im Zuge des zweispurigen Ausbaus der Autobahn A7 wird die gesamte Trasse in diesem Gebiet durch oberirdische Tunnel abgedeckt. Der gewonnene Platz soll für neue Parks und kleine Stadtgärten genutzt werden. Über die zusätzlich gewonnene Lebensqualität hinaus werden Quartiere wieder miteinander verbunden, die einst durch den Bau der Autobahn geteilt wurden. "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser" wären eine innovative Lösung für kleine städtische Gärten auf dem neuen Autobahndeckel. Die Fallstudie untersucht, ob und wie eine Realisierung möglich ist. Nach einer Analyse der relevanten Stakeholder, potenziellen Partner und Wärmekunden soll die Idee den Behörden der Stadt vorgestellt werden. Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert (Quelle: http://www.hamburg.de/fernstrassen/a7-deckel/) Hamburg-Harburg Im Stadtteil Harburg wurde im Rahmen des "Integrierten Quartierskonzepts" "Südöstliches Eißendorf/ Bremer Straße" die Möglichkeit untersucht, Solarthermie in das Wärmenetz einer lokalen Wohnungsgenossenschaft zu integrieren. Es wurden zwei mögliche Standorte vorgeschlagen, die sich für eine Freiflächensolarthermie- Anlage eignen würden. Derzeit werden die jeweiligen Standorte von einem Erdbeeranbauern und Kleingärten genutzt. In der Fallstudie soll die Möglichkeit der Umsetzung "Solarer Nachbarschaftsgewächshäuser" untersucht werden. Die Ergebnisse werden der Wohnungsgenossenschaft und den Grundeigentümern vorgelegt. Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Barrieren und Möglichkeiten "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser" bieten als integrierte Lösung viele Möglichkeiten, um Grundbedürfnisse der Bewohner/innen nach Energie, Nahrung und Gemeinschaft zu decken. Im Rahmen der Fallstudie führten Gespräche mit einer Urban-Gardening-Initiative, einem Solarthermie-Anlagenhersteller und einer Gewächshausbaugesellschaft zu einer allgemein positiven Resonanz. Sowohl aus städtebaulicher als auch aus solarthermischer Perspektive wurde das Konzept als machbar angesehen. Dennoch bleiben Hindernisse für die Umsetzung bestehen. Während eine viel versprechende Perspektive für die multifunktionale Landnutzung in Städten gegeben ist, müssen Interessenvertreter und Entscheidungsträger überzeugt werden. Darüber hinaus müssten in einigen Fällen Bebauungspläne geändert werden, um "Solare Nachbarschaftsgewächshäuser“ zu realisieren. Und schließlich bedarf die Finanzierung der Gewächshäuser und des Urban Gardening-Projekts einer weiterführenden Analyse. Ergebnisse Die Fallstudie konnte zeigen, dass die "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" sowohl für die solarthermische Wärmeproduktion als auch für den städtischen Gartenbau geeignet sind. Es gibt keine großen technologischen Herausforderungen für die Realisierung des Konzepts, da die Technologien auf dem Markt verfügbar sind. Die Gewächshäuser und die Aufständerungen für die Solarthermie-Kollektoren würden spezielle Konstruktionen, aber keine neuen Technologien benötigen. Wirtschaftlich sind die Investitionskosten für die Solarthermieanlagen geringfügig höher als für normale Freiflächensolarthermie-Anlagen, da die Aufständerungen eine spezielle Konstruktion erfordern. Diese wären etwa doppelt so teuer wie Standardlösungen. Auf der anderen Seite machen die Stahlkonstruktionen nur etwa 10% der Investitionskosten aus. Daher könnten die Kosten der Wärmeproduktion wettbewerbsfähig sein. Die Investitionskosten für die Gewächshäuser und die Betriebskosten des Urban-Gardening-Projekts müssten auf zusätzlichen Wegen finanziert werden. Aus Nutzergebühren, Stadtentwicklungsfonds, Forschungsgeldern und Spenden könnten Fördermittel bezogen werden. Aus rechtlicher Sicht würden die "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" in der Stadt Änderungen in den Bebauungspläne notwendig machen. Am Rande der Städte sind Gewächshauskonstruktionen ohne Änderung der Bebauungspläne möglich, da es sich um landwirtschaftliche Infrastruktur handelt. Von den beiden in dieser Fallstudie untersuchten Standorten erschien der Standort im Bezirk Harburg vielversprechender als der Standort in den Stadtteilen Altona und Eimsbüttel. Dort ist der Planungsprozess für den Bereich Lärmschutzdeckel weit fortgeschritten. Eine Änderung des derzeitigen Plans, erscheint zu diesem Zeitpunkt schwierig. In Harburg werden die Flächen jedoch für eine partielle Nutzung für "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" als machbar erachtet. Solar district heating Instrumente zur Markunterstützung Fallstudie zur Untersützung der Markteinführung von SDH Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union für das Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Erkenntnisse Die Fallstudie für die "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" konnte zeigen, dass Akteure aus verschiedenen Bereichen offen für neue Lösungen sind, um der Konkurrenz um die raren Fläche im städtischen Kontext zu begegnen. Auch wenn die Ergebnisse der Fallstudie positiv anmuten, müssen durchaus neue Herausforderungen bei der Entwicklung der "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" bewältigt werden. Ein solches Projekt macht einen ganzheitlichen Ansatz notwendig, der von Anfang an auf Urban-Gardening-Initiativen, Wärmeversorger, Wohnungsunternehmen und Entscheidungsträger eingeht. Noch mehr als in anderen Energieprojekten kann nur ein offener und gemeinschaftlicher Prozess zur erfolgreichen Realisierung führen. Da sich die Rahmenbedingungen und Ziele an jedem Standort und in jeder "Urban Gardening"-Gruppe unterscheiden, macht es keinen Sinn ein allgemeingültiges Konzept von "Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser" zu erstellen, sondern jeweils individuelle Lösungen zu entwickeln, die der gleichen Idee folgen. Zusammenfassend wurde in den Gesprächen mit den Akteuren aus der Landwirtschaft und den Gewächshausbauern deutlich, dass die Kombination von Solarthermiekollektoren und Gewächshäusern im Bereich Urban Gardening vielversprechend ist. Für professionelle Landwirte wären weitere geldwerte Vorteile nötig, um mögliche Verschattungen im Gewächshaus auszugleichen. Konzepte wie bei der Agro-PV (http://www.agrophotovoltaik.de/english/agrophotovoltaics/) sollten für Freiflächensolarthermie-Anlage in Betracht gezogen werden. ┘ Die Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den Autoren. Sie spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wider. Weder die Europäische Kommission noch die Autoren sind verantwortlich für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Dienstag, 1. Mai, 2018|

Verbesserung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen – Thüringer Klimagesetz

Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwurf zum Thüringer Klimagesetz Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Gegenstand: Rechtliche Rahmenbedingungen Beschreibung: Entwicklung eines Gesetzentwurfs durch die Thüringer Landesregierung zum “Thüringer Klimagesetz” Datum: 14.05.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Thüringen, Deutschland (A-Region) Kurzbeschreibung der Maßnahme: Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat einen Gesetzentwurf zum “Thüringer Gesetz zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels - ThürKlimaG” erarbeitet, welcher von der Landesregierung beschlossen und an den Landtag zur weiteren Diskussion und Beschlussfindung übergeben wurde. Ausgangssituation Entsprechend den Zielen des Koalitionsvertrages strebt Thüringen an bis 2040 seinen Energiebedarf bilanziell durch einen Mix aus 100% regenerativen Energien selbst decken zu können. Nicht nur im Stromsektor, auch im Wärmebereich sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Der verstärkte Um- und Ausbau der Fernwärme und die Einbeziehung erneuerbarer Energien wie der Solarthermie werden hierbei einen erheblichen Beitrag leisten. Das Thüringer Klimagesetz kann einen Rahmen für die Klima- und Energiepolitik des Landes Thüringen bilden. Aus diesem Grund hat das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) einen Gesetzentwurf zum “Thüringer Gesetz zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels - ThürKlimaG” erarbeitet, welcher im Dezember 2017 von der Landesregierung beschlossen wurde. Im Januar 2018 wurde der Gesetzentwurf an den Landtag, welchem die Gesetzgebungskompetenz obliegt, zur weiteren Diskussion und Beschlussfindung übergeben. Der Gesetzentwurf des Thüringer Klimagesetzes sieht Abbaukorridore für den Ausstoß von Treibhausgasen und damit konkrete Anhaltspunkte für eine Umgestaltung der Energieversorgung Thüringens vor. Auf diese Weise soll auf regionaler Ebene ein Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaziele geleistet werden, wobei die Potentiale der Wärmeversorgung mittels Wärmenetzen genutzt werden sollen. Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwurf zum Thüringer Klimagesetz Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Ein erster Entwurf des Gesetzes wurde Ende März 2017 im Kabinett beraten. Im Rahmen der zweiten Kabinettsberatung im Dezember 2017 wurde der Gesetzentwurf beschlossen. Seit Januar 2018 wird der Gesetzentwurf im Landtag beraten. Ziele Das Klimagesetz kann einen Rahmen für die Klima- und Energiepolitik des Landes bilden. Neben den Abbaukorridoren für den Ausstoß von Treibhausgasen sowie den Zielen für die Umgestaltung des Energiesystems auf bilanziell 100% erneuerbare Energien bis 2040 soll das Gesetz auch weitere Eckpunkte beinhalten, wobei die Themen Wärmeversorgung bzw. Wärmenetze konkret adressiert werden: Im Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz ist vorgesehen, dass Gemeinden mit Unterstützung der Landesregierung Wärmeanalysen bzw. Wärmekonzepte zu erarbeiten können. Landkreise und Gemeinden können darüber hinaus Klimaschutzstrategien erstellen bzw. fortschreiben, die ebenfalls Aspekte der Wärmeversorgung beinhalten könnten. Die Klimaschutzstrategien sollen insbesondere beschreiben, wie Treibhausgaseinsparungen erzielt und die Nutzung erneuerbarer Energien ausgebaut werden kann. Die Wärmeanalysen der Gemeinden sollten eine Beschreibung vorhandener Wärmequellen und –senken beinhalten. Die Wärmekonzepte sollten Maßnahmen für die Reduzierung der lokalen Wärmebedarfe sowie für den Ausbau der erneuerbaren Energien beinhalten. Diese Konzepte können eine gute Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung von konkreten Projekten vor Ort bilden. Darüber hinaus sind Fernwärmeversorgungsunternehmen verpflichtet, ein Konzept für ihr Wärmenetz zu entwickeln, welches auf die Umstellung des Wärmeversorgungssystem auf 100% erneuerbare Energien bis 2040 ausgerichtet ist und Durchführungsschritte zur Zielerreichung beinhaltet. Die Konzepte müssen mindestens alle zehn Jahre überarbeitet werden. Zudem müssen Fernwärmeversorgungsunternehmen Produkt- und Umweltinformationen, wie den Anteil der erneuerbaren Energien, CO2-Emissionen und Primärenergiefaktor der Fernwärme, auf der Internetseite Ihres Unternehmens oder an anderer geeigneter Stelle veröffentlichen. Abbildung 1: Treibhausgasabbaukorridore im Entwurf des Thüringer Klimagesetzes Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwurf zum Thüringer Klimagesetz Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Mit Blick auf einen klimaneutralen Gebäudebestand sollen zudem Gebäudeeigentümer unter Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen und sonstigen persönlichen Verhältnisse, ab 2030 einen Mindestanteil von 25% erneuerbarer Energien zur Deckung des Wärme- bzw. Kältebedarfs Ihres Gebäudes sicherstellen. Alternativ zur dezentralen Einbindung erneuerbarer Energien kann auch ein Anschluss an ein Wärmenetz mit ebenfalls einem Mindestanteil von 25% erneuerbarer Energien erfolgen oder es können individuelle Sanierungsfahrpläne, Gebäudeenergiechecks, Energiebedarfsausweise, zertifizierte Umweltmanagement- und Energiemanagementsysteme oder Energieaudits erarbeitet bzw. vorgenommen werden. Mit den beschriebenen Schritten sollen nicht nur Energieeinsparungen und eine Steigerung der Energieeffizienz im Wärmeversorgungsbereich, sondern auch konkret eine Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien in Wärmenetzen erreicht werden. Maßnahmen und Aktivitäten Der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz beinhaltet auch die Entwicklung einer Integrierten Energieund Klimaschutzstrategie (IEKS). Diese Strategie soll konkrete Maßnahmen und Aktivitäten beinhalten, deren Umsetzung hilft, die im Gesetz verankerten Klimaschutzziele zu erreichen. Im Klimagesetz selbst sollen nur wenige konkrete Maßnahmen verankert werden, da der Weg zur Erreichung der genannten Ziele nicht im Detail vorgegeben werden soll. Auf diese Weise kann Raum für Diskussionen und verschiedene, flexible Lösungen entstehen. In einem breit angelegten Beteiligungsprozess erhielten interessierte gesellschaftliche Gruppen und Verbände, wie die kommunalen Spitzenverbände, die Wirtschaft oder die Naturschutzverbände sowie Bürgerinnen und Bürger von März bis November 2017 die Möglichkeit, gemeinsam mit der Landesregierung diese IEKS zu erarbeiten. Konkret möchte sich die Landesregierung im Zusammenhang mit dem Klimagesetz verpflichten, andere öffentliche Stellen bei Klimaschutzaktivitäten zu unterstützen. Künftige politische Entscheidungen werden ausschlaggebend dafür sein, ob und in welchem Umfang dazu finanzielle Unterstützung bereitgestellt werden kann. Hürden und Möglichkeiten Mit der Festlegung von Treibhausgasminderungszielen im Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz kann ein regulatorischer Rahmen für die Umgestaltung des regionalen Energieversorgungssystems geschaffen Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwurf zum Thüringer Klimagesetz Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). werden. Darüber hinaus kann durch den speziellen Fokus des Klimagesetzes u.a. auf den Wärmesektor die Bedeutung von Wärmenetzen mit erneuerbaren Energien für eine Wärmewende hervorgehoben werden. Gemeinden, Fernwärmeversorgungsunternehmen und Gebäudeeigentürmer sollen in Thüringen als direkte Akteure der Energiewende in eine Umgestaltung des Energieversorgungssystems einbezogen werden, sodass eine Steigerung des Anteils der Erneuerbaren Energien am Wärmeversorgungssystem auch über Wärmenetze erzielt werden kann. Wärme- und Klimakonzepte sollen eine Umsetzung konkreter Projekte anregen. Der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz wurde an den Thüringer Landtag übergeben, wo er vor einer abschließenden Abstimmung derzeit diskutiert wird. In diesem Prozess können Änderungen am Gesetzentwurf vorgenommen werden. Im Rahmen der Abstimmung des Landtags über den Gesetzentwurf kann gegebenenfalls eine Ablehnung dieses Entwurfs erfolgen. Ergebnisse Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat einen Gesetzentwurf zum “Thüringer Gesetz zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels - ThürKlimaG” erarbeitet, welcher von der Landesregierung beschlossen und an den Landtag zur weiteren Diskussion und Beschlussfindung übergeben wurde. In diesem Factsheet werden nur die für die solare Nah- und Fernwärme relevanten Aspekte dargestellt. Darüber hinaus berücksichtigt der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz auch weitere Inhalte, z.B. die Themen nachhaltige Mobilität und Klimaanpassung Gewonnene Erkenntnisse Der Gesetzentwurf zum Thüringer Klimagesetz wurde dem Landtag für eine weitere Diskussion und Beschlussfindung übergeben und kann einen starken Rahmen für die Klima- und Energiepolitik des Landes bilden. Die Umsetzung eines Klimagesetzes ist eine Maßnahme mit Langzeitwirkung. Doch auch die Entwicklung eines Klimagesetzes ist arbeits- und zeitintensiv und letztlich abhängig von den politischen Entscheidungen des Landtags. ┘ Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Dienstag, 1. Mai, 2018|

Verbesserung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen – Thüringer Solarrechner

Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwicklung einer webbasierten Software Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Gegenstand: Thüringer Solarrechner Beschreibung: Entwicklung einer webbasierten Software “Thüringer Solarrechner” Datum: 14.05.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Thüringen, Deutschland (A-Region) Beteiligte Partner: Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA), Geoplex GIS GmbH Kurzbeschreibung der Maßnahme: Entwicklung einer webbasierten Software, “Thüringer Solarrechner” Ausgangssituation Entsprechend den Zielen des Koalitionsvertrages strebt Thüringen an, bis 2040 seinen Energiebedarf bilanziell durch einen Mix aus 100% regenerativen Energien selbst decken zu können. Nicht nur im Stromsektor, auch im Wärmebereich sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Der verstärkte Um- und Ausbau der Fernwärme und die Einbeziehung erneuerbarer Energien wie der Solarthermie werden hierbei einen erheblichen Beitrag leisten. Eine Untersuchung des regionalen Wärmeversorgungssystems, das unter anderem von Wärmenetzen geprägt ist, hat gezeigt, dass die Potentiale der Biomasse in Thüringen nahezu erschöpft sind – jene der Solarthermie jedoch unzureichend genutzt werden. Derzeit ist in Thüringen eine solarthermische Pilotanlage die in ein Wärmenetz integriert ist in Jena-Pößneck in Betrieb, während andere solare Nah- und Fernwärmeprojekte konzeptioniert und verschiedene Machbarkeitsstudien zur Integration erneuerbarer Energien in die Wärmeversorgung mit Wärmenetzen erarbeitet werden. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) verfolgt verschiedene Aktivitäten um die Marktbereitung erneuerbarer Energien und solarer Nah- und Fernwärme zu unterstützen, z.B. mit der Entwicklung des Thüringer Solarrechners, einer webbasierten Software, durch die Geoplex GIS GmbH. Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwicklung einer webbasierten Software Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). Ziele Die solare Strom- und Wärmeproduktion in Thüringen soll gesteigert werden. Aus diesem Grund wird der Thüringer Solarrechner entwickelt, der verschiedenen Nutzergruppen bei der Identifizierung von Potentialen für die Nutzung der Solarenergie dienen soll. Konkret können mit Hilfe des Thüringer Solarrechners mögliche Flächen für die Installation von Solarthermiekollektoren oder Photovoltaikmodulen identifiziert werden. Grundlage für die Ermittlung solcher Potentiale sind wirtschaftliche Betrachtungen und eine Ermittlung des Solarertrages für jede Dach- und Freifläche in Thüringen. Diese Berechnungen basieren auf den Daten der jeweils jüngsten Laserscanbefliegung Thüringens im Auftrag des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (TLVermGeo). Im Hinblick auf die Solarthermie können mit Hilfe des Thüringer Solarrechner nicht nur für Dachflächen, sondern auch für Freiflächen Wirtschaftlichkeits- und Ertragsberechnungen durchgeführt werden. Freiflächen können manuell über die Einzeichnung eines Polygons für eine Betrachtung ausgewählt werden. Die Belegung dieser Flächen mit Solarthermiekollektoren erfolgt automatisch, kann jedoch manuell angepasst werden. So können einzelne Module der Fläche zugefügt oder entfernt werden. Auch eine Verschiebung der Module ist möglich. Zudem kann der Kollektortyp (Flachkollektor oder Vakuumröhrenkollektor) für die Belegung der Fläche ausgewählt werden. Anschließend werden der Solarertrag und die Investitionskosten berechnet und die Ergebnisse können ausgedruckt und als PDF-Dokument abgerufen werden. Auf Grund seines umfangreichen Funktionsumfangs (Berechnungen für Solarthermie oder Photovoltaik auf Dach- oder Freiflächen) richtet sich der Thüringer Solarrechner auch an verschiedene Zielgruppen: Insbesondere mit der Bewertung von Dachflächen für die Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik richtet sich der Thüringer Solarrechner an private Gebäudeeigentümer, Unternehmen, die öffentliche Hand und Wohnungsbauunternehmen. Die Bewertung von Freiflächen zur Nutzung von Solarthermie oder Photovoltaik ist in erster Linie für Stadtwerke, Genossenschaften, Planungs- und Projektierungsunternehmen, Betreiber von Gewerbegebieten und andere Unternehmen mit geeigneten nicht betriebsnotwendigen Flächen konzipiert. Maßnahmen und Aktivitäten Der Thüringer Solarrechner wird etwa Ende Mai 2018 nutzungsfähig sein. Derzeit wird eine Beta-Version automatisiert und manuell geprüft. Es wurde ein umfangreiches Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit für Mai und Juni 2018 in Kooperation mit der Thüringer Energie- und GreenTech Agentur (ThEGA) entwickelt, das darauf abzielt, potentielle Nutzer und Multiplikatoren über die Entwicklung des Thüringer Solarrechners zu informieren. Dieses Konzept beinhaltet Solar district heating Instruments for policy and legal framework Entwicklung einer webbasierten Software Dieses Projekt wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der europäischen Union gefördert (Förderkennzeichen 691624). zum Beispiel die Durchführung von Informationsveranstaltungen und Workshops, das Drucken von Flyern und Broschüren sowie die Präsentation des Thüringer Solarrechners online und auf Messen. Darüber hinaus wurde das Konzept des Thüringer Solarrechners bereits bei zwei SDHp2m-Veranstaltungen im Januar und Februar 2018 vorgestellt und soll auch bei weiteren SDHp2m-Veranstaltungen im Jahr 2018 eine Rolle spielen. Hürden und Möglichkeiten Die Etablierung eines kostenlosen webbasierten Softwaretools zur Identifizierung von Flächen für die Installation von großen Solarthermieanlagen kann bei der Nutzung der existierenden Solarthermiepotentiale in Thüringen hilfreich sein. Dazu ist es notwendig, potentielle Nutzer und Multiplikatoren über die Veröffentlichung des Thüringer Solarrechners und dessen Nutzungsmöglichkeiten zu informieren. Zudemm ist es wichtig, Akteure bei der Nutzung des Thüringer Solarrechners zu unterstützen. Aus diesem Grund wird der Thüringer Solarrechner mit der Servicestelle Solar bei der Thüringer Energie- und GreenTech Agency (ThEGA) verknüpft, die praktische Unterstützung z.B. für Kommunen, Bürger und Unternehmen bei der Identifizierung von Flächen für die Nutzung von Solarthermie und Photovoltaik und zu Finanzierungs- und Betreibermodellen anbietet. Ergebnisse Der Thüringer Solarrechner befindet sich derzeit in der Testphase und wird voraussichtlich Ende 2018 veröffentlicht. Der Thüringer Solarrechner wird künftig abrufbar sein unter: www.solarrechner-thueringen.de Gewonnene Erkenntnisse Die Rückmeldung Thüringer Akteure zum Thüringer Solarrechner war bisher ausschließlich positiv. ┘ Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Dienstag, 1. Mai, 2018|
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