Wie können Kommunen passende Flächen für ein Solarthermie-Kollektorfeld finden? Und wie kann das Projekt SolnetPlus dabei helfen? Felix Landsberg vom Hamburg Institut (HIR) und Jan Walter vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) sprechen über ihren Draht zu den solaren Wärmenetzen.

Landsberg: Ich bin Berater beim Hamburg Institut für Wärmekonzepte und wir arbeiten im Forschungsprojekt SolnetPlus vor allem daran die Genehmigungshemmnisse abzubauen. Das heißt Genehmigungsprozesse erstmal aufnehmen, schauen, was könnte besser laufen und darauf aufbauend den ganzen Prozess optimieren. Dafür gibt es verschiedenste Instrumente, aber dazu kommen wir noch später im Gespräch. Jan Walter, sag doch gerne erstmal etwas zu deiner Person. Du bist beim Deutschen Institut für Urbanistik und was macht ihr eigentlich in dem Projekt SolnetPlus?

Walter: Das Difu ist das größte Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum. Wir sind für die Kommunen da und organisieren Veranstaltungen und veröffentlichen Publikationen. In unsere Veranstaltungen laden wir Partnerinstitute mit ihrem Know-How ein, um den Kommunen aufzuzeigen wohin die Reise eigentlich bei der Energiewende geht. Insbesondere beim Thema: Erneuerbare Wärmenetze. Speziell beim Thema: Solare Wärmenetze! Hier geht es nicht um die Erzeugung von Strom. Bei solaren Wärmenetzen wird direkt warmes Wasser aus großen solaren Freiflächenanlagen in ein Wärmenetz gespeist. Und da stellt sich erstmal die Frage: Warum überhaupt Wärmenetze? Da gibt es eine große Dringlichkeit! Ganz einfach deswegen, weil es jetzt den größten „Move“ raus aus dem Gas gibt. Wenn wir diesen Move freien Lauf lassen würden, würde das Ganze vielleicht so aussehen: Die Einzelakteure können sich nicht entscheiden an ein nicht vorhandenes Wärmenetz anzuschließen. Dementsprechend werden dann massenhaft Luft-Wärmepumpen eingesetzt, was an Stellen wo ein Wärmenetz Sinn machen würde, wirklich schade ist. Später könnte das Wärmenetz vielleicht gar nicht mehr wirtschaftlich an diese Stellen gebaut werden.

Wenn Kommunen aktiv werden und ein solares Wärmenetz entsteht, dann muss sehr für Flächen gekämpft werden

Landsberg: Daran sehen wir auch, dass es wichtig ist, den aktuellen Schwung mitzunehmen: Raus aus dem Gas! Du hattest schon erwähnt, dass Luft-Wärmepumpen wahrscheinlich das Mittel der Wahl in vielen Fällen sein werden. Aber natürlich auch Wärmenetze, die einen viel breiteren Lösungsraum bieten. Mit einem Wärmenetz können wir deutlich mehr Quellen einbinden, wie z.B. Flusswärmepumpen, Abwärme und sonstige Technologien, die eben eine Netzbindung brauchen. Saisonale Wärmespeicher in Verbindung mit der Solarthermie bieten zudem ein großes Potenzial. Das wird sich nicht mit Einzelgebäuden lösen lassen, sondern es braucht einen Netzverbund. Und da sind wir auch schnell beim Thema Solarthermie, saisonale Wärmespeicher und auch der Frage: Wozu braucht es die Wärmeplanung und wo ist die da einzuordnen?

Walter: Bisher haben wir folgende Erfahrung gemacht: Wenn Kommunen oder Stadtwerke aktiv werden und ein solares Wärmenetz entsteht, dann muss sehr für die Flächen gekämpft werden. Es wird auch zukünftig so sein, dass die Flächen ein riesiger Knackpunkt sein werden. Wenn ich als Kommune eine kommunale Wärmeplanung angehe und dabei wirklich auf die Flächen gucke und nicht sage ‚ich habe in der Vergangenheit mal keine Flächen für erneuerbare Energien vorgesehen, also gibts keine‘, sondern ich das wirklich anschaue und schaue, wo gibt es mögliche Flächen, dann gibt es im nächsten Schritt, wenn es um die konkrete Planung geht, schon verschiedene Möglichkeiten, die abgeschätzt werden können. Dann habe ich es viel leichter bzw. die Chance, dass so ein Projekt scheitert, ist viel geringer.

Kommunen sollten eine strukturierte Flächenanalyse durchführen

Landsberg: Also man braucht einen Lösungskorridor. Man muss erstmal einen großen Raum an Lösungen schaffen und eine grobe Potenzialanalyse machen um dann zu schauen, was im konkreten Fall eigentlich umsetzbar ist. Stichwort strukturierte Flächenanalyse: Wir beim Hamburg Institut haben bisher 18 Interviews mit Behörden und auch Projektierenden in ganz Deutschland geführt. Dadurch wollen wir zum einen die Genehmigungspraxis aufnehmen und zum anderen auch erfahren, woran es eigentlich liegt, dass wir bisher noch nicht so viele solare Wärmenetze haben, wie wir es schon haben könnten. Ein Ergebnis aus den geführten Interviews ist folgende Rückmeldung: Wie du schon sagst, steht das Thema Fläche sehr stark im Vordergrund – egal, ob es nun um Ausgleichsflächen geht oder die konkrete Fläche für eine Solarthermie-Anlage verbunden mit der Flächenkonkurrenz zur Landwirtschaft oder auch zur Photovoltaik. Was wir vorschlagen als erstes Arbeitsergebnis ist eine strukturierte Flächenanalyse durchzuführen. Das ist die Aufgabe der Kommune. Hier sollte auch die Sektorenkopplung mitgedacht werden – also welche Flächen sollten für die Photovoltaik bereitgehalten werden und welche Flächen sind primär für die Solarthermie geeignet.

Das gesamte Gespräch im Podcast-Style finden Sie hier.

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