Solarthermie Großanlage Leipzig Luftbild

Visualisierung der 60.000 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlage in Leipzig

Solarthermie und Wärmewende – Die Integration von Solarthermie-Anlagen in Fern- und Nahwärmenetze stand am ersten Tagungstag im Vordergrund des Symposiums für Solarthermie und innovative Wärmesysteme im Kloster Banz, Bad Staffelstein. Dieses Treffen von Solarwärmebranche und -forschung erlebte vom 9. bis 11. Mai 2023 bereits seine 33. Auflage.

Welchen Beitrag die Solarthermie für die Zukunft leisten kann und welchen Herausforderungen sie begegnet, haben die Teilnehmenden heiß diskutiert. Nicht nur um neue Forschungsergebnisse, sondern auch um Projektierungs- und Betriebserfahrungen ging es im ehemaligen Kloster. Das Symposium lebt vom Austausch zwischen Forschenden, Industrievertretern, Gemeinden, Stadtwerken und allen Interessierten der Branche. Über 200 Teilnehmende bewirtete die Klosterküche.

Keine Energiewende ohne Wärmewende dem Land

Die Wärmewende bekommt endlich die gebührende Aufmerksamkeit. Die Debatte über die Neuerungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) macht das Thema Wärmewende brisant. Mit dem reformierten GEG sollen 65% erneuerbare Energien zur Pflicht werden bei neuen Heizungen. Die Aussicht auf einen rein erneuerbaren Heizungsmarkt bereitet der Solarthermie-Branche jedoch auch Besorgnis statt Euphorie. Fachleute in Banz stellen die Frage, wie sich die Solarthermie in einem von Wärmepumpen dominierten Markt behaupten kann, wenn die Politik sie weiterhin „stiefmütterlich“ behandelt.

Solare Fernwärme als wirtschaftlichere Lösung

Neben der offiziell angekündigten 60.000 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlage der Stadtwerke Leipzig sind auch die technischen Fortschritte im Bereich der solaren Fernwärme bemerkenswert. Ein Beispiel dafür ist die geplante solare Dorfwärmeversorgung im nordhessischen Dorf Bracht. In diesem Sommer soll dort eine Fläche von 13.000 Quadratmetern mit Solarthermie-Kollektoren installiert werden. Kombiniert wird die Solarthermie mit einer Großwärmepumpe und zwei Holzkesseln. Durch den Einsatz eines Saisonalspeichers streben die Betreiber einen solar erzeugten Anteil von 67 Prozent an.

Eine Forschungsarbeit der Universität Kassel zur Wärmerversorgung in Bracht haben belegt, dass eine hochgradig solare Wärmeversorgung in Bracht als das wirtschaftlich überlegene Konzept darstellbar ist. Ein weiteres spannendes Ergebnis des Gutachtens ist die unmittelbare Klimaauswirkung nach der Inbetriebnahme eines Wärmenetzes, was zu erheblichen Einsparungen von CO2 führt. Während sich die Umrüstung von Einzelheizungen über zwei Jahrzehnte ziehen würde, tritt der Klimaschutzeffekt eines grünen Fernwärmenetzes unmittelbar nach Inbetriebnahme ein. Somit beschleunigt solare Nahwärme die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in ländlichen Gebieten wesentlich. Mehr zur Dorfwärmeversorgung von Bracht finden Sie hier.

Forderung an die Politik: Gleichstellung der Solarthermie

Die Industrie fordert deutlich von der Politik, dass sie die Solarthermie endlich mit anderen Technologien wie der Wärmepumpe oder der Photovoltaik gleichstellt. Für eine erfolgreiche Wärmewende muss die Solarthermie insbesondere bei der Flächenverfügbarkeit priorisiert werden. Im Vergleich zur Photovoltaik ist die Solarthermie stärker ortsgebunden: Sie ist auf Flächen in der Nähe eines Wärmenetzes angewiesen. Dr. Alexander Renner, der in der Diskussionsrunde am zweiten Tagungsabend das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vertrat, stimmt dem zu und will die Forderungen der Solarthermie-Branche ins Ministerium zur Diskussion bringen.

Ein erster Erfolg ist bereits aus dem diesjährigen Fernwärme-Gipfeltreffen in Berlin hervorgegangen: Die Privilegierung der Solarthermienutzung in Wärmenetzen im Baugesetzbuch wird schnellstmöglich geprüft. Diese Privilegierung würde bürokratische Hürden abbauen und den Ausbau solarthermischer Anlagen erleichtern, indem die Notwendigkeit der Ortsnähe zu den Wärmenetzen berücksichtigt wird. Die Entwicklungen bleiben also weiterhin spannend.

Bildnachweis: Stadtwerke Leipzig