Förderprogramme und Initiativen Bundesländer als Treiber für den Ausbau erneuerbarer Wärme

Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 10 www.solare-waermenetze.de Beim Erreichen der Klimaziele, die die Bundesregierung für Deutschland definiert hat, spielen die Länder eine entscheidende Rolle. Durch Gesetzgebung und entsprechende Förderinstrumente ebnen sie Wege, motivieren Akteure und ermöglichen Projekte, die Gegebenheiten vor Ort optimal im Sinne der Energiewende nutzen. Das große Potenzial des Wärmesektors wird dabei zunehmend erkannt und gezielt gefördert. RHEINLAND-PFALZ Das Bundesland verfügt über günstige Bedingungen für Projekte der solaren Nah- und Fernwärmeversorgung. Zudem existieren gute Gegebenheiten für die Nutzung industrieller Abwärme, von Biomasse und Geothermie. Um die lokalen Akteure der Energiewende dabei zu unterstützen, diese Potenziale zusammenzuführen, hat das Umweltministerium in Rheinland- Pfalz das Förderprogramm „Zukunftsfähige Energieinfrastruktur“ (ZEIS) aufgesetzt. ZUSCHÜSSE FÜR STUDIEN UND UMSETZUNG Einen zentralen Aspekt im Rahmen des ZEISProgramms bilden Vorhaben im Bereich der Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien. Konkret geht es um den Bau und Ausbau von Wärmenetzen zur direkten Wärmeversorgung von zwei oder mehr Gebäuden, die aus Biomasse, geothermischer und solarer Energie, industrieller Abwärme und Wärme aus Abwasser versorgt werden. Darüber hinaus gefördert werden damit in Verbindung stehende zentrale Wärmeerzeuger wie thermische Solaranlagen oder effiziente Wärmepumpen sowie Hausübergabestationen, Wärmespeicher, Anlagen zur Verwertung von Abwärme und Messtechnik. Neben finanziellen Instrumenten steht auch ein breites Spektrum an Beratungsdienstleistungen zur Verfügung. Die Erarbeitung von Machbarkeitsstudien wird mit bis zu 50.000 Euro unterstützt. Bei Investitionen beträgt die Höhe des Zuschusses 20 % der förderfähigen Ausgaben von maximal 5 Mio. Euro. Seit dem Start des Programms im Jahr 2015 wurden bereits 15 Nahwärmenetze gefördert. Das Engagement der einzelnen Bundesländer ist der Motor des Ausbaus erneuerbarer Wärme, etwa durch Solarthermie. Auf Basis ihrer spezifischen geografischen, strukturellen und politischen Voraussetzungen setzen die Länder Förderprogramme auf und Maßnahmen um. Hier ein beispielhafter Blick auf Initiativen aus Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Thüringen. Förderprogramme und Initiativen: Bundesländer als Treiber für den Ausbau erneuerbarer Wärme Thomas Pauschinger (Solites) beim Fachinformationstag Solare Wärmenetze in Simmern am 19.02.2019, Quelle: Guido Bröer FÖRDERPROGRAMM „ZUKUNFTSFÄHIGE ENERGIEINFRASTRUKTUR“ (ZEIS) Unterstützung von Projekten im Bereich erneuerbarer Wärmeversorgung Zuschüsse für Durchführbarkeitsstudien i.h.V. max. 50.000 Euro, für Investitionen max. 5 Mio. Euro Bagatellgrenze bei Investitionen in Wärmeprojekte: 100.000 Euro Nähere Informationen und Kontakt: www.foerderdatenbank.de Quelle: Solites SCHLESWIG-HOLSTEIN Das nördlichste deutsche Bundesland bringt aufgrund seiner geografischen Lage besonders günstige natürliche Bedingungen für die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen mit. Wurde dies bislang hauptsächlich für den Stromsektor in Form von Windenergie genutzt, rückt nun auch der Wärmebereich immer mehr in den Fokus. Bereits im Jahr 2017 hat Schleswig- Holstein seine landesrechtliche Gesetzgebungskompetenz genutzt und ein Energie- und Klimaschutzgesetz1 verabschiedet. Ein wichtiges landespolitisches Instrument stellt auch die im Juni 2019 in Kraft getretene Richtlinie „Innovative Wärmeversorgung” dar. ANREIZ FÜR INVESTITIONEN IN DIE WÄRMEWENDE Die Wärmewende braucht Investitionen in die erforderliche Infrastruktur. Im Rahmen der Richtlinie werden Vorhaben unterstützt, die den Anteil erneuerbarer Energien in den Wärmeversorgungssystemen erhöhen. Bis zu 50 % der Investitionskosten für Wärmenetze, Wärmeerzeugungsanlagen und Wärmespeicher werden abgedeckt, wenn laut Richtlinie „das nachhaltige Wärmeversorgungssystem mindestens 50 % erneuerbare Energien berücksichtigt und eine CO2-Einsparung gegenüber der bisherigen Wärmeoder Kälteversorgung erzielt werden kann”. Es stehen mindestens 50.000 Euro und maximal 1 Mio. Euro pro Projekt zur Verfügung. Die Koordination sowie die kostenlose Beratung erfolgen durch die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) Energieagentur, die auch Ansprechpartner für die Erstellung der kommunalen Wärmepläne ist. ANSCHUBHILFE FÜR BÜRGERENERGIEPROJEKTE Schleswig-Holstein möchte zudem das Engagement für die Energiewende vor Ort stärken und hat dafür einen Bürgerenergiefonds eingerichtet. Ziel ist, die Initiierung von Projekten zu unterstützen, indem finanzielle Risiken in der ersten Phase abgefedert werden. Hierfür wurde ein Sondervermögen von 5 Mio. Euro bereitgestellt. Zu den geförderten Bereichen gehören auch Projekte zum Ausbau der erneuerbaren Wärme. Zusammenschlüsse von Akteuren aus Schleswig-Holstein, die bestimmte Kriterien erfüllen, können bis zu 200.000 Euro pro Projekt beantragen. BADEN-WÜRTTEMBERG Baden-Württemberg zählt traditionell zu den Bundesländern mit den innovativsten Konzepten zur Förderung und zum Ausbau der nachhaltigen Energie- und Wärmeversorgungsinfrastruktur. Bereits 2013 trat das Klimaschutzgesetz2 in Kraft, das verbindliche Ziele des Landes zur Treibhausgasminderung festlegt. Wie diese erreicht werden können, zeigt das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) in Form von konkreten Strategien und Maßnahmen auf. Im Herbst 2020 wurde im Rahmen der Novellierung des Klimaschutzgesetzes unter anderem die Einführung einer verbindlichen kommunalen Wärmeplanung beschlossen. EFFIZIENTE WÄRMENETZE Das 2016 aufgelegte Landesförderprogramm „Energieeffiziente Wärmenetze“ unterstützt Akteure vor Ort bei der Umsetzung von Wärmenetzen. Es besteht aus drei Bausteinen: 1. Förderung der Erstellung von Wärmeplänen 2. Förderung von Beratung im Vorfeld einer Investition 3. Zuschüsse für Investitionen für Bau oder Erweiterung von Wärmenetzen inkl. erneuerbarer Erzeugungsanlagen Für die ersten beiden Bausteine sind die Antragstellung bzw. Ausschreibung bereits beendet. Die Antragsfrist für den Förderbaustein 3 „Investitionen in Wärmenetze“ läuft noch. Eine Fortführung ist in Aussicht. MARKTBEREITUNG SOLARER WÄRMENETZE Auf die Marktbereitung solarer Wärmenetze in Baden-Württemberg zielte auch das kürzlich abgeschlossene Verbundvorhaben „Solnet BW II“. Durch die Begleitung und Entwicklung von Modellregionen wurde in diesem Projekt Transformationswissen hin zu einer vermehrten Nutzung von Solarthermie in der Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 10 RICHTLINIE „INNOVATIVE WÄRMEVERSORGUNG“ Förderung von bis zu 50 % der Investitionskosten für Wärmenetze, Wärmeerzeugungsanlagen und Wärmespeicher Mindestfördersumme 50.000 Euro, maximal 1 Mio. Euro pro Projekt BÜRGERENERGIEFONDS Förderung von Bürgerenergieprojekten in der Planungs- und Startphase – etwa zur Finanzierung von Vorplanungskosten wie Machbarkeitsstudien, Standortanalysen, Rechts- und Steuerberatung etc. Zuwendung in Höhe von bis zu 200.000 Euro, Bereitstellung für 2 Jahre zinsfrei Förderfähige Gesamtausgaben müssen mindestens 10.000 Euro betragen Rückzahlung des Zuwendungsbetrags nach Umsetzung des Projekts Nähere Informationen und Kontakt: www.schleswig-holstein.de Vortrag von Dr. Matthias Sandrock (Hamburg Institut) beim 15. Fachforum der Energie- und Klimaschutzinitiative Schleswig- Holstein (EKI) am 22.03.2019 in Husum, Quelle: IB.SH kommunalen Wärmeversorgung erarbeitet. Gemeinsam mit den lokalen Akteuren vor Ort und deren Know-how wurden innovative Lösungsansätze für solare Wärmenetze entwickelt. Ein wichtiges Element war dabei die Flächenfindung, die eine der größten Herausforderungen bei der Realisierung großer Solarthermieanlagen darstellt. THÜRINGEN Als erstes ostdeutsches Bundesland hat Thüringen im Dezember 2018 ein eigenes Landesklimaschutzgesetz3 verabschiedet. Dahinter steht das Ziel, bis 2040 die lokal erzeugte Energie im Strom- und Wärmesektor ausschließlich aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen. Gesetzlich verankert sind beispielsweise Transformationspläne der Fernwärmeversorger zur Dekarbonisierung ihrer Wärmenetze. Um die Transformation insbesondere im Wärmebereich voranzutreiben, entwickelte das Thüringer Umweltministerium zudem 2016 die Förderrichtlinie „SolarInvest”. 2020 wurde das Programm neu aufgelegt. AUSBAU INNOVATIVER WÄRMEKONZEPTE Finanzielle Zuschüsse stehen dabei auch für Projekte im Bereich der nachhaltigen Wärmeversorgung bereit. Empfänger können neben Kommunen und kommunalen Unternehmen die Wohnungswirtschaft, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Bürgerenergiegenossenschaften sein. Folgende Maßnahmen sollen vorangetrieben werden: • Investitionen in saisonale Wärmespeicher • Investitionen in die Realisierung von Mieterwärmemodellen • Förderung von Hausanschlussstationen in neu zu errichtenden sowie in bestehenden Netzen mit einem Mindestanteil von 20 % erneuerbaren Energien • Machbarkeitsstudien und Beratungsleistungen zur Erstellung und Umsetzung eines Wärmenetzprojektes • Beratungsleistungen zu Mieterstrom und -wärme Die Koordination sowie die Beratung erfolgen über das Kompetenzzentrum „Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk e.V.”. Mit dem „Thüringer Solarrechner“, einem Service der Landesenergieagentur ThEGA, können Bürger, Unternehmen und Kommunen die Wirtschaftlichkeit ihrer Solarthermie- und/oder PV-Anlagen berechnen. 1 Energie- und Klimaschutzgesetz Schleswig-Holstein 2 Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg 3 Landesklimaschutzgesetz Thüringen www.solare-waermenetze.de FÖRDERPROGRAMM „SOLARINVEST“ Förderung des Einsatzes von erneuerbaren Energien im Strom- und Wärmebereich Laufzeit: 01.01.2020 bis 31.12.2022 Maximaler Zuschuss je Vorhaben 100.000 EUR, Bagatellgrenze 1.000 Euro Nähere Informationen und Kontakt: umwelt.thueringen.de Antragstellung über: www.aufbaubank.de Thüringer Solarrechner: www.thega.de FÖRDERPROGRAMM „ENERGIEEFFIZIENTE WÄRMENETZE“ Investitionsförderung zur Errichtung oder Erweiterung von energieeffizienten Wärmenetzen Zuschuss von bis zu 20 % der förderfähigen Kosten, max. bis zu 200.000 Euro Über zusätzliche Boni kann der Höchstbetrag auf bis zu 400.000 Euro der förderfähigen Kosten pro Investitionsvorhaben erhöht werden. Nähere Informationen und Kontakt: um.baden-wuerttemberg.de Details zu „Solnet BW II“: www.solnetbw.de Forschungsbericht Flächenbereitstellung: www.hamburg-institut.com Austausch zur Flächensicherung für solare Freiflächenanlagen beim Workshop „Solare Raumplanung – regionale Wärmestrategie“ am 23.10.2018 in Stuttgart, Quelle: Hamburg Institut Thüringens Energie- und Umweltministerin Anja Siegesmund bei der Einweihung einer Solarthermieanlage in Erfurt im Mai 2019, Quelle: Karina Heßland-Wissel/SWE Energie GmbH Gefördert durch: www.solare-waermenetze.de Energiekommune IMPRESSUM Das Infoblatt Solare Wärmenetze ist eine Initiative im Rahmen von Solnet 4.0, einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Vorhaben zur Marktbereitung für solare Wärmenetze. Die Projektpartner sind das Steinbeis Forschungsinstitut Solites, der Fernwärmeverband AGFW, das Hamburg Institut sowie die Herausgeber der Zeitschrift Energiekommune. Herausgeber: HIR Hamburg Institut Research gGmbH, Steinbeis Forschungsinstitut Solites Redaktion: Dr. Matthias Sandrock, Philippa Kreis, Thomas Pauschinger Veröffentlichung: 2020 Haftungsausschluss: Das dieser Publikation zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unter dem Förderkennzeichen 03EGB0002A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieses Dokuments liegt bei den AutorInnen. Weder der Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 10 Im Gespräch: Dr. Till Jenssen vom Referat Erneuerbare Energien des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Welche Rolle spielen die Bundesländer beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland? Zunächst einmal gilt, dass die nationale Ebene – nicht zuletzt etwa in Form der Anreizstrukturen des Erneuerbare-Energien- Gesetzes – eine starke Rolle bei der Energiewende spielt. Die Bundesländer haben die Möglichkeit, die bundesweiten Rahmenbedingungen zu konkretisieren. Sie befinden sich in einer „Sandwich“-Position zwischen den Kommunen und Regionen einerseits und dem Bund anderseits – wir sind also ein Bindeglied zwischen mehreren Akteuren und mehreren Ebenen. Konkret können die Bundesländer etwa Landesenergiekonzepte aufstellen, sich Ausbauziele setzen, gesetzliche Spielräume ausfüllen (EWärmeG, PV-Pflicht, Förderung von Batteriespeichern), Prozesse und Dialoge mitgestalten, den Verwaltungsvollzug durch Hinweispapiere konkretisieren. Die Bundesländer können somit verschiedene Governance-Felder besetzen, Informationsund Aufklärungskampagnen gehören genauso dazu wie die Netzwerkbildungen. Was zeichnet hierbei Baden-Württemberg im Besonderen aus? Wir verfügen über eine breite und vielseitige Akteurslandschaft. Damit meine ich nicht nur die Verwaltungsinstitutionen und die Kommunen, sondern auch die vielen Bürgervereinigungen, Nichtregierungsorganisationen, Energiegenossenschaften und die einzelnen Bürgerinitiativen, die zu einer lebhaften und inhaltlich hochqualitativen Diskussion im Bereich der Energiewende vor Ort beitragen. Wie ist es um die Flächenverfügbarkeit bestellt? Angesichts der hohen Flächenkonkurrenzen und einer hohen Bevölkerungsdichte im Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg kommt natürlich die Frage der Flächenverfügbarkeit und -bereitstellung auf. Die Kommunen haben in diesen Angelegenheiten das entscheidende Wort, da sie im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit die Bauleitpläne aufstellen. Das macht sich insbesondere bei Solarfreiflächenanlagen bemerkbar. Für ihre Genehmigung ist – im Gegensatz zur Windenergie – in der Regel ein Bebauungsplan erforderlich, da diese Anlagen im Außenbereich grundsätzlich nicht privilegiert sind. Den kommunalen und regionalen Planungsträger kommt damit eine wesentliche Rolle bei der notwendigen Standort- und Flächensicherung für die Energiewende zu. Wie ist das Potenzial für Solarthermie und erneuerbare Energieerzeugung insgesamt einzuschätzen? Es ist zu erwarten, dass die Solarthermie künftig deutlich höhere Aufmerksamkeit erhalten wird als bisher. Das sogenannte Zielszenario für Baden-Württemberg zeigt etwa, dass im Jahr 2050 in rund 60 Prozent der Wohngebäude Solarthermieanlagen genutzt werden könnten. Gerade auch die Einbindung in Nah- und Fernwärme ist dabei vielversprechend und könnte Skaleneffekte heben. Wir unterstützen dies zum Beispiel mit unserem Handlungsleitfaden „Solarfreiflächenanlagen“ und dem Förderprogramm „Energieeffiziente Wärmenetze“. „Bundesländer sind das Bindeglied zwischen den Ebenen und den Akteuren“

Julian Kuntze2023-06-22T11:09:47+02:00Montag, 1. Februar, 2021|

Innovative Energiesysteme mit Solarthermie – Ausschreibung von innovativen KWK-Systemen im Rahmen des KWKG

Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 5 www.solare-waermenetze.de Die Herausforderungen an die Wärmenetze der Zukunft sind klar: hocheffizient und ein großer Anteil an erneuerbarer Wärme. Um diese Herausforderungen auch förderpolitisch zu adressieren, hat der Gesetzgeber bei der letzten Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs- Gesetzes (KWKG) die Fördermöglichkeit für sogenannte „innovative KWK-Systeme“ (iKWK) eingeführt. Zusätzlich sollen innovative KWK-Systeme neben dem Anspruch an eine hohe Effizienz und die Integration erneuerbarer Energien gleichzeitig auch dem Anspruch der Sektorenkopplung gerecht werden. Diese Fördermöglichkeit ist für Solarthermieanlagen auf Grund der erzielbaren Förderquote besonders attraktiv. Denn durch die iKWKFörderung kann eine teils deutlich höhere Förderquote der Solarthermieanlage erzielt werden, als mit anderen Förderprogrammen, wie bspw. dem Marktanreizprogramm (MAP). Zusätzlich zur besseren Wirtschaftlichkeit der Solarthermieanlage kann sich auf Grund der unterschiedlichen Förderhöhen der Ausschreibungen eine höhere Rendite für die KWK-Anlagen ergeben. Ein iKWK-System besteht im Wesentlichen aus drei Anlagenkomponenten: einer KWK-Anlage, einem elektrischen Wärmeerzeuger (Powerto- Heat) und einem innovativen erneuerbaren Wärmeerzeuger. Dabei stellt die Verwendung einer Solarthermieanlage als innovativer erneuerbarer Wärmeerzeuger eine effektive Möglichkeit zur Realisierung eines iKWK-Systems dar. Als Technologien für die Power-to-Heat- Komponente kommen in der Regel E-Heizer in Form von Elektrodenkessel oder Elektrodurchlauferhitzern (Tauchsieder) in Frage. Um im Rahmen des KWKG als iKWK-System gefördert zu werden, müssen unterschiedliche Anforderungen an die einzelnen Komponenten berücksichtigt werden. Gerade bei Solarthermieanlagen sind diese Anforderungen schon in der ersten Planungs- und Dimensionierungsphase zu berücksichtigen. Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung der wichtigsten Anforderungen an die oben genannten Komponenten. Die detaillierten Bestimmungen lassen sich im KWKG, der KWK-Ausschreibungsverordnung (KWKAusV) oder dem „Merkblatt für innovative KWK-Systeme“ des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nachlesen. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Solarthermieanlagen ergänzen sich in Verbindung mit Fernwärmenetzen zu einem innovativen und zukunftsfähigen Wärmeerzeugungssystem. Innovative Energiesysteme mit Solarthermie Ausschreibung von innovativen KWK-Systemen im Rahmen des KWKG Quelle: Stadtwerke Ludwigsburg Abbildung 1: Schematische Darstellung eines iKWK-Systems mit dessen Komponenten, Quelle: AGFW FÖRDERUNG DURCH AUSSCHREIBUNG Gefördert werden iKWK-Systeme nach demselben Mechanismus wie auch die „nicht innovative“, klassische KWK über eine Förderung der eingespeisten Strommenge in Euro/kWhel. Auch was die Bestimmung der Förderhöhe angeht, sind die Bedingungen in dem betroffenen Leistungsbereich gleich. Für den Leistungsbereich größer 1 MWel bis einschließlich 10 MWel (bei klassischer KWK bis einschließlich 50 MWel) wird die Förderhöhe über ein Ausschreibungsverfahren bestimmt, dabei werden die Gebote in aufsteigender Reihenfolge bezuschlagt, bis die ausgeschriebene Leistungsmenge erreicht ist. Die Ausschreibung findet zwei Mal jährlich statt. Der Unterschied zwischen innovativer und klassischer KWK liegt in der maximalen Förderhöhe und Förderdauer. Während die klassische Ausschreibung bei 7 ct/kWhel begrenzt ist, gilt bei der iKWK-Ausschreibung eine maxima- Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 5 KWK-Anlage Innovativer erneuerbarer Wärmeerzeuger (bspw. Solarthermie) Power-to-Heat-Anlage 1. Muss eine elektrische Leistung größer als 1.000 kWel bis einschließlich 10.000 kWel haben 1. Muss jährlich mindestens 30 % der Referenzwärme bereitstellen (s. Abbildung 3) 1. Muss so ausgelegt sein, dass jederzeit mindestens 30 % der maximalen thermischen Leistung der KWK-Anlage bereit gestellt werden kann 2. Muss basierend auf der EU- Energieeffizienz richtlinie (EED) hocheffizient sein 2. Muss eine Jahresarbeitszahl größer 1,25 erreichen 2. Besitzt eine Jahresarbeitszahl von höchstens 1 3. Darf keine Kohle als Brennstoff verwenden 3. Muss fabrikneu sein 3. Muss nicht fabrikneu sein 4. Muss neu sein oder modernisiert werden ANFORDERUNGEN AN: Abbildung 2: Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunden, Quelle: AGFW, Datenbasis Bundesnetzagentur Tabelle 1: Anforderungen an das innovative KWK-System le Förderhöhe von 12 ct/kWhel. Außerdem liegt die maximale Förderdauer bei iKWKSystemen bei 45.000 Vollbenutzungsstunden, während klassische KWK-Anlagen nur 30.000 Vollbenutzungsstunden gefördert werden. Dadurch wird den deutlich komplexeren Anforderungen und höheren Kosten der Systeme Rechnung getragen. Es werden pro Kalenderjahr bis zu 3.500 Vollbenutzungsstunden gefördert, bei geringerer jährlicher Betriebsdauer jedoch höchstens über 30 Jahre. ERGEBNISSE DER ERSTEN AUSSCHREIBUNGSRUNDEN Bisher gab es vier Ausschreibungen: Juni 2018, Dezember 2018, Juni 2019 und Dezember 2019. Im Vergleich zur Ausschreibung der klassischen KWK, welche seit Ausschreibungsbeginn zunächst in jeder Runde überzeichnet war, wurde die ausgeschriebene Leistungsmenge bei der iKWK zunächst in keiner Runde erreicht. Geändert hat sich dieses Verhältnis erst mit der letzten Ausschreibung im Dezember 2019. Dort war erstmals die iKWK-Ausschreibung zu fast 100 % überzeichnet, während die klassische KWK-Ausschreibung rund 30 % unterzeichnet blieb. Trotz der deutlichen Überzeichnung der letzten Ausschreibung, unterscheidet sich der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert nur geringfügig von den vorherigen Ausschreibungen. Tabelle 2 zeigt die in 2019 bezuschlagten iKWK-Projekte. Eine Auflistung aller bezuschlagten iKWK-Projekte befindet sich auf der Homepage der Bundesnetzagentur (BNetzA). Betrachtet man die einzelnen Projekte, über die schon mehr bekannt wurde – vorwiegend aus den ersten drei Ausschreibungsrunden – wird deutlich, dass der überwiegende Teil der Projekte auf die Verwendung von Großwärmepumpen und Umweltwärme als innovative erneuerbare Wärmeerzeuger setzt. Lediglich eines der bezuschlagten Projekte errichtet das iKWK-System mit Hilfe einer großen Solarthermieanlage als innovativen erneuerbaren Wärmeerzeuger: die Stadtwerke Greifswald (bezuschlagt im Juni 2018). HERAUSFORDERUNG FÜR DIE SOLARTHERMIE Die Gründe für das zögerliche Interesse bei der Verwendung von Solarthermie liegen zum einen in der allgemeinen Flächendiskussion, da Solarthermieanlagen, um die entsprechende Wärmemenge liefern zu können, im Vergleich zu Konkurrenztechnologien einen deutlich höheren Platzbedarf haben. Diese Flächen müssen in der Nähe von Wärmenetzen gefunden werden und zusätzlich kostengünstig zur Verfügung stehen. Dies stellt sich gerade in Ballungsgebieten als große Herausforderung dar. Zum anderen erhöhen die in der KWKAusV festgelegten Pönalen die Zurückhaltung. Die Pönale nach § 19 Abs. 5 S. 1 Nr. 1 KWKAusV wird erhoben, sobald in einem Kalenderjahr der Anteil der innovativen erneuerbaren Wärme an der Referenzwärme weniger als 30 % beträgt. Für jeden Prozentpunkt der Unterschreitung wird für je 300 Vollbenutzungsstunden in diesem Kalenderjahr die Zuschlagszahlung auf null verringert. Beträgt bspw. der Anteil der innovativen erneuerbaren Wärme in einem Kalenderjahr nur 27 %, so entfällt in diesem Jahr der Zuschlag für 900 Vollbenutzungsstunden. Diese Pönale betrifft entsprechend alle verwendeten Technologien, jedoch wird die Solarthermie auf Grund der naturgemäß jährlich schwankenden Solarerträge stärker benachteiligt. Bei anderen innovativen erneuerbaren Wärmeerzeugern wie bspw. Geothermieanlagen sind die jährlichen Schwankungen des Ertrages deutlich geringer. Die Konsequenz dessen ist, bei der Auslegung der Solarthermieanlage eine gezielte Überdimensionierung vorzunehmen, um sicherzustellen, dass der 30%-Anteil der innovativen erneuerbaren Wärme an der Referenzwärme auch in jedem Kalenderjahr eingehalten werden kann. Dadurch rückt zum einen die Flächenproblematik noch stärker in den Fokus, zum anderen nimmt der ökonomische Vorteil ab. Anlagenhersteller gehen hierbei von einer nöwww. solare-waermenetze.de BESTIMMUNG DER REFERENZWÄRME Die Referenzwärme ist nach der KWKAusV „die Summe aus der Nutzwärme, die die KWKAnlage eines innovativen KWK-Systems mit 3.000 Vollbenutzungsstunden bereitstellen kann, und der von dem gleichen innovativen KWK-System innerhalb eines Kalenderjahres bereitgestellten innovativen erneuerbaren Wärme“ (§ 2 Nr. 16 KWKAusV). Bieter Elektr. Nettoleistung der KWK-Anlage JUNI 2019 Heizkraftwerk Halle-Trotha GmbH 6.000 kW BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft mbH Berlin 8.000 kW Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG 4.457 kW Stadtwerke Heidelberg Umwelt GmbH 2.037 kW Stadtwerke Bietigheim-Bissingen GmbH 1.999 kW DEZEMBER 2019 Urbana Energiedienste GmbH 4.600 kW Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG 4.457 kW Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG 4.457 kW Stadtwerke Lemgo GmbH 4.900 kW STADTWERKE STEIN GmbH & Co. KG 2.000 kW Tabelle 2 Übersicht der bezuschlagten iKWK-Projekte in 2019 [Quelle: Bundesnetzagentur und Marktstammdatenregister] Abbildung 3: Definiton der Referenzwärme Gefördert durch: www.solare-waermenetze.de IMPRESSUM Das Infoblatt Solare Wärmenetze ist eine Initiative im Rahmen von Solnet 4.0, einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Vorhaben zur Marktbereitung für solare Wärmenetze. Die Projektpartner sind das Steinbeis Forschungsinstitut Solites, der Fernwärmeverband AGFW, das Hamburg Institut sowie die Herausgeber der Zeitschrift Energiekommune. Herausgeber: AGFW-Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information und Standardisierung mbH Redaktion: Tobias Roth, Kibriye Sercan-Çalışmaz Veröffentlichung: März 2020 Haftungsausschluss: Das dieser Publikation zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unter dem Förderkennzeichen 03EGB0002A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieses Dokuments liegt bei den AutorInnen. Weder der Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Energiekommune tigen Überdimensionierung von ca. 10 % aus. Die Einführung einer rollierenden Betrachtung der Erträge bspw. über 5 Jahre wäre an dieser Stelle sinnvoller, sodass die Jahre mit weniger Solarertrag ausgeglichen werden durch die Jahre mit höherem Solarertrag. Die definierte Bestimmung der Referenzwärme in der KWKAusV führt bei der Projektplanung noch zu einer anderen Herausforderung, die frühzeitig berücksichtigt werden muss. Durch die definierte, festgeschriebene Berechnung der Referenzwärme mit 3.000 Vollbenutzungsstunden der KWK-Anlage pro Kalenderjahr existiert bisher keine Regelung für eine unterjährige Inbetriebnahme des Systems. Der Anteil erneuerbarer Wärme ist also unabhängig vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme des iKWK-Systems. Auch bei einer unterjährigen Inbetriebnahme bspw. im September muss die Solarthermieanlage die gleiche Mindestwärmemenge zur Erfüllung des Anteils (30 %) an der Referenzwärme erreichen wie bei einer Inbetriebnahme im Februar. Da der höchste Wärmeertrag einer Solarthermie in den Sommermonaten auftritt, kann diese Voraussetzung selbst bei einer deutlichen Überdimensionierung in der Regel nicht erfüllt werden, wodurch die entsprechende Pönale erhoben wird. Die Empfehlung ist bis zu einer Gesetzanpassung so zu planen, dass die Inbetriebnahme zu Beginn eines Kalenderjahres erfolgen kann. BEISPIELE FÜR iKWK-SYSTEME MIT SOLARTHERMISCHEM WÄRMEERZEUGER Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft zwei unterschiedliche iKWK-Systeme, die sich durch die elektrische Leistung der KWKAnlage unterscheiden. Auf Grundlage der Referenzwärme und weiterer anlagentypischer Kennwerte können weitere Charakteristika für die Komponenten Solarthermieanlage und elektrischer Wärmeerzeuger errechnet werden. iKWK-System 1 iKWK-System 2 KWK-Anlage 5 MWel / 5 MWth 2 MWel / 2 MWth Anteil der KWK-Wärme an der Referenzwärme 15.000 MWh/a 6.000 MWh/a Referenzwärme 21.428 MWh/a 8.571 MWh/a Mindestanteil erneuerbarer Wärme 6.428 MWh/a 2.571 MWh/a Solaranlage1 7597 kWp 3039 kWp Kollektorfläche1 12.273 m2 4.909 m2 Aufstellfläche1 35.065 m2 14.026 m2 Elektrischer Wärmeerzeuger 1,5 MWth 0,6 MWth Förderung bei 10,25 ct/kWhel 2 1.793.750 €/a 717.500 €/a 1 u.a. abhängig von der verwendeten Kollektortechnologie und dem Standort. Hier: Beispielhafter Vakuumröhrenkollektor mit einem jährlichen spez. Wärmeertrag von 550 kWh/m2 Aperturfläche 2 mittlere Förderhöhe der letzten Ausschreibungsrunde Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 5

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Mittwoch, 1. April, 2020|

Solarwärme im Netz lohnt sich

7 Solare Wärmenetze Oktober 2019 ir sind mit Solarenergie heu te schon pari zu den Brenn stoffkosten für Holz“, sagt Bene Müller. Für den Vorstand der solarcomplex AG ist dies die zentrale Antwort, wenn er nach der Wirtschaftlichkeit großer Solarthermieanlagen als Energiequelle für Fernwärmenetze gefragt wird. Und Müller wird oft danach gefragt, denn in Deutschland hat kaum jemand mehr Erfahrung als die Bürgerenergiegesellschaft solarcomplex, die jetzt in der Schwarzwaldgemeinde Schluch see das dritte ihrer Bioenergiedörfer mit einer Solarthermieanlage aus stattet. Schon seit 2012 sammelt das Unternehmen im deutsch-schweizerischen Solarenergiedorf Büsingen und seit 2018 auch in Randegg Erfahrungen mit Solarthermie in Dorfwärmenetzen. Alle diese Netze werden mit Holzkesseln beheizt, die im Sommer ausgeschaltet bleiben, weil dann die Solarthermieanlage zur Versorgung der Dör - fer ausreicht. Zwar seien die Ge stehungskosten pro Kilowattstunde Solar - wär me nach Abzug der Förderung in den beiden bestehenden Netzen mit „Vier-Komma-X-Cent“, so Müller, auf den ersten Blick noch etwas teurer als der Einkaufspreis von Holz. Doch aufgrund der bishe ri gen Betriebsdaten rechnet Mül ler den Solaranlagen einige geldwerte Vorteile zu. Vor allem habe sich ein saisonaler Effekt bestä tigt: „Die Solaranlage ersetzt den Holzkessel im Sommer. Im Teillast be treib hätte der Holzkessel dann aber ganz schlechte Nutzungsgrade. Wenn wir die s einrechnen, dann kommen wir beim Holz auf vermiedene Kosten über 4 Cent/kWh.“ Kostensenkende Effekte Und eine weitere geldwerte Nebenwirkung der Solarthermieanlage schlägt sich in den Betriebskosten nieder: Die jährlichen Wartungs arbei ten für den Holzkessel können viel planmäßiger und stressfreier erle digt werden, da der Kessel im Sommer ohnehin nicht gebraucht wird. Bene Müller geht davon aus, dass im Wirtschaftlichkeitsvergleich zwi schen Holz und Sonne auch die Zeit weiter für die Solarthermie spielen wird – selbst wenn Holzhackschnitzel in den näch - sten Jahren aufgrund der aktuell gro - ßen Borkenkäferschäden billig den Markt überschwemmen dürften. Schon für das nächste Wärmenetz in Schluch - see geht er fest davon aus, dass die mit 3000 Quadratmetern bislang größte Solaranlage von solarcomplex, die Ende des Jahres ausgeschrieben werden soll, einen noch wesentlich geringeren Wärmepreis pro Kilowattstunde erwirtschaften kann als die ersten beiden Anlagen. Sogar eine Zwei vor dem Komma sei nach Abzug der Förderung nicht ausgeschlossen. Die Preisentwicklung zeigt nach unten, weil weltweit der Markt für Solarthermie in der Fernwär - me wächst, so dass Herstellung, Installation und Planung effizienter werden. Zum anderen stehen die Anbieter gera - de auf dem deutschen Markt derzeit untereinander im scharfen Wettbewerb – von Kampfpreisen ist die Rede. Dass sich die Solarthermie in Großanlagen inzwischen dank der KfW-Förderung in Höhe von 45 bis 65 Prozent mit jedem anderen Brennstoff messen kann, solange es sich nicht um „Abwär- Was kostet die Wärme aus Solarkollektoren im Vergleich zu anderen Energieformen? Für Fernwärmeunternehmen ist dies neben der ökologischen Qualität der Energie eine entscheidende Frage. Solarwärme im Netz lohnt sich Foto: Guido Bröer W me“ handelt, bestätigt sich auch in anderen Projekten. Für das Solardorf Mengs berg rechnet der Generalunternehmer Viessmann, der das dortige Wärmenetz samt Solar-Holz-Heizzen - trale 2018 schlüssel fertig übergeben hat, mit Wärmegestehungskosten aus der Solaranlage von 3,0 bis 3,2 Cent pro Kilowattstunde nach Abzug der Förderung (Rechnung im Kasten rechts). Das deckt sich mit den Zahlen von Christian Stadler, Geschäftsführer der deutschen Arcon-Sunmark GmbH, de - ren dänische Muttergesellschaft inzwischen über 100 Großan lagen mit oft 5- und 6-stelligen Quadratmeter-Dimensionen an Fernwärmenetze angeschlossen hat. In Deutsch land fokus siert sich Arcon bislang weniger auf neue Solardörfer als auf größere Anlagen für beste - hende Netze von Stadtwerken. Mit Kollektorflächen im Bereich von 5.000 bis 20.000 Quadratmetern, wie sie das Unternehmen aktuell für drei deutsche Stadtwerke in der Projektpipeline hat, seien heute Wärmepreise zwischen 25 und 30 Euro pro Megawattstunde – also 2,5 bis 3 Cent pro Kilowattstunde – nach Förderung realistisch. Bei kleine ren Anlagen und in weniger günsti gen Konstellationen könne es aber auch etwas teurer werden, räumt Stadler ein. Denn die Kosten seien von vielen Para me tern abhängig, die in jedem Einzel fall genau untersucht werden müssten. Kosten variieren je Anlage Entscheidend für den Wärmepreis ist natürlich, wie viel Energie die Anlage im Jahr ernten kann. Das hängt von ihrer Größe und nicht zuletzt auch vom geografischen Standort ab. An sonnenrei - chen Standorten im Süden Deutsch - lands erwirtschaften Solaranlagen in Wärmenetzen aufgrund der stärkeren Solareinstrahlung 10 bis 15 Prozent höhere Erträge als in nördlichen Regionen. Wichtiger ist allerdings das Tempe - ra turniveau des Wärmenetzes. Zwar kön nen moderne Hochleistungskollektoren auch ein Netz mit hohen Temperaturen bedienen. Doch auf einem niedri gen Temperaturniveau arbeiten sie wesentlich effizienter und somit kostengünstiger. Entscheidend ist dabei neben der absoluten Höhe der Vorlauftempertur auch die Temperatur sprei - zung zwischen Vor- und Rücklauf. Je größer die Spreizung, desto besser und preisgünstiger arbeitet die Solaranlage. Bei seinen Gesprächen mit Fernwärmeunternehmen hat Stadler die Erfahrung gemacht, dass manche zunächst auf die höheren Netztemperaturen im Winter fokussiert waren und deshalb die Wirtschaftlichkeit der Solarthermie un - ter schät zten. „Im Sommer, wenn die Solaranlage den größten Beitrag liefert, laufen die Netze deutscher Stadtwerke aber meist nur auf 75 bis 85 Grad Vorlauftemperatur.“ Für eine realistische Ertragsberechnung und Wirtschaft lich - keits progno se sei dies wichtig. Mindestens so relevant wie die Vorlauftemperatur ist die Frage, wie gut ein Stadtwerk seine Rück lauf temperaturen im Griff hat. Weil mög lichst geringe Werte nicht nur für die Solarthermie, sondern auch für die Effizienz aller anderen Wärmeerzeuger wesentlich sind, haben viele Versor ger eine Temperaturabsenkung schon auf der Agen da. Bei der Wirtschaftlichkeitsberech nung für eine Solarthermie anla ge, die heute in der Regel über 20 bis 25 Jahre angelegt wird, sollte dies berücksichtigt werden. Der nächste große Faktor für den Wärmepreis ist die Frage, ob ein Spei - cher benötigt wird, wie groß dieser ausfällt und wie er ins Netz eingebunden ist. Trifft eine relativ kleine Solaranlage auf ein großes Netz, so wird meist kein Speicher benötigt. Sogar die bislang größte deutsche Solarthermieanlage, die seit 2016 in Senftenberg arbeitet, kommt deshalb ohne Pufferspeicher Solare Wärmenetze Ein Solarspeicher ist ein Kostenfaktor. Ob er notwendig ist und wie groß er sein muss, das macht einen deutlichen Unterschied für die Kalkulation. Mit den schlüsselfertigen Solarwärme-Großanlagen von Arcon-Sunmark erzeugen Sie Ihre eigene Wärme und sparen damit nicht nur echtes Geld, sondern unterstützen aktiv den Umweltschutz. Als Marktführer mit über 25 Jahren Erfahrung in Großanlagen ist Arcon-Sunmark ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Beratung, Installation und Betreuung individueller Solarthermie-Anlagen. Wir freuen uns auf Sie! www.arcon-sunmark.com JETZT UMSTEIGEN AUF UMWELTFREUNDLICHE UND GÜNSTIGE WÄRME Arcon-Sunmark GmbH Clermont-Ferrand-Allee 26e 93049 Regensburg info@arcon-sunmark.com Tel. 0941-64090804 Foto: Guido Bröer 9 Solare Wärmenetze Oktober 2017 aus, da die Grundlast im Netz auch im Sommer wesent lich höher liegt als die maximale Lei stung der Kollektoren. Wo allerdings, wie in den bislang neun in Deutschland realisierten Solarwärmedörfern, die Solaranlage zur vollstän di - gen Deckung des Sommerbe darfs ausgelegt ist, da wird ein – relativ kleiner – Pufferspeicher von einigen hundert Kubikmetern schon des halb benötigt, um einige Regentage über brücken zu können. Deutlich grö ßer fallen Speicher aus, wenn sie – wie in manchen dänischen Netzen – Sommerwärme in den Winter hinüberretten sollen oder wenn sie von Energieversorgern zugleich als Flexi bilität für den Strommarkt genutzt werden. Solche Multifunktionsspeicher müs sen neben der Solarwärme schnell große Wärmemengen aus KWK-Anla - gen oder aus Power-to-Heat-Anwendungen aufnehmen können. Die höheren Kosten solcher Speicher sind daher nur zum Teil der Solar anlage zuzurechnen. Ein weiterer Kostenfaktor sei die Lage der Solarfläche und die Beschaffenheit des Untergrundes, weiß Sebastian Schramm vom Kollektorhersteller Greenonetec zu berichten. Wo das Gelände sehr wellig, die Geometrie des Solarfeldes ungünstig oder der Unter - grund felsig sei, werde es etwas teurer. Wie entscheidend ist der Zins? Aber wie rechnet überhaupt ein Fernwärmeversorger, wenn er sich mit dem Gedanken trägt, in eine Solarthermieanlage zu investieren? Üblicherwei se wer de mit der Interne-Zinsfuß-Metho - de kalkuliert, berichtet Thomas Pauschinger vom Steinbeis-For schungsin - stitut Solites. So hält es das Institut auch bei seinen Machbarkeitsstudien für Solarprojekte. Häufig sei dabei vom Stadtwerk ein üppiger inter ner Zinssatz als Ziel vorgegeben. Für eine Solaranlage, die gegen über anderen Energieerzeugern mit vergleichsweise hohen Investitionskosten, aber dafür sehr geringen Betriebs ko sten antritt, sei es daher oft schwierig, das Plazet der Betriebswirte zu erlan gen. Letztlich hängt es davon ab, welche Risikozuschläge die Kaufleute für die verschiedenen Technologien in ihre Zinsvorgabe einbauen. In diesem Punkt kann die Solarthermie durchaus auftrumpfen – sofern nicht die grund sätz - liche Skepsis gegenüber al lem Neuen als Risiko eingepreist wird. Denn Versorger begreifen zunehmend, dass die Solarthermie langfristige Stabilität in ihre Kalkulation bringt. Ist die Anlage einmal gebaut, so steht deren Wärmepreis über ein Vierteljahr hun dert im Voraus fest. Die Sonne scheint verlässlich zum Nulltarif, während die Brennstoffkosten bei fossilen Energien und selbst bei Holz schwer zu prognostizieren sind. Die Motivation für Stadtwerke, die sich jetzt vermehrt für Solarthermieanlagen interessieren, ist häufig auch der Primärenergiefaktor ihres Fernwärmenetzes. Solarthermie kann diesen Wert deutlich verbessern, wenn sie fossile Energien ersetzt, und ist durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) so mit ein geldwerter Faktor im Wettbe werb mit Erdgas um die Versorgung kommer ziell bewirtschafteter Wohnungsbestände. „Wichtige Impulse für eine große Solarthermieanlage sind häufig auch politische Vorgaben zur Dekarbonisierung der Wärmenetze oder die sinkenden Stromerlöse aus KWK-Anlagen“, stellt Pauschinger fest. Die Investitionskosten seien oft gar nicht das entscheidende Argument. Wenn ein Stadtwerk Solarthermie wolle, dann werde auch eine etwas geringere interne Verzin - sung akzeptiert. Sein Fazit: „Die Wärme - ge ste hungs kosten großer Solarthermieanlagen sind mittler wei le in der Regel attraktiv.“ Guido Bröer Kosten und Wirtschaftlichkeit Das Beispiel der 2950 m2 großen Kollektoranlage im Energiedorf Mengsberg zeigt, dass Solarthermieanlagen in Wärmenetzen heute aus Sicht der Betreiber ein wirtschaftlich attraktives Element sind: ▪ Investitionskosten: ▪ Kollektorfeld inkl. Aufständerung ▪ Verrohrung im Kollektorfeld ▪ Grundstück inkl. Umzäunung ▪ Hydraulik ▪ Wärmetauscher ▪ Solarspeicher (ca. 700 €/m3) = 70 €/m2 ▪ Abzgl. KfW-Förderung (0,495 € pro kWh Solar-Keymark-Ertrag) – 276 €/m2 ––––––––––––– Gesamtkosten nach Förderung: 145 €/m2 ▪ Spezifischer Solarertrag (regional verschieden!) ca. 330 kWh/m2/a ▪ Wärmepreis aus Investition (25 Jahre, Zins: 1,85%) 2,2 Ct/kWh ▪ jährliche Betriebs- und sonstige Kosten 0,8-1,0 Ct/kWh Vollkosten Solarthermie 3,0–3,2 Ct/kWh BIOENERGIEDORF MENGSBERG } 350 €/m2 Beispielkalkulation: Viessmann, Foto: BEG Mengsberg 10 Solare Wärmenetze Mengsberg erhält Deutschen Solarpreis Die Dorfgemeinschaft von Mengsberg in Hessen ist mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet worden. Vergeben wird der Preis seit 1994 von der Vereinigung Eurosolar e.V. in acht Kategorien an vorbildliche Projekte, Unternehmen, Organisationen und Personen, die Impulse für eine dezentrale, bürgernahe und regenerative Energiewende geben. In der Kategorie „Lokale oder regionale Vereine/Gemeinschaften“ geht der Deutsche Solarpreis in diesem Jahr an die Bioenergiegenossenschaft Mengsberg eG „für ihr gemeinschaftliches und nachhaltiges Energieprojekt Sonnen- und Bioenergiedorf Mengsberg mit großem bürgerlichen Engagement“. Seit 2018 versorgt die Energiegenossenschaft 150 Gebäude über ein Wärme netz mit Energie aus Biomasse und zu etwa 17 Prozent aus Solarenergie. gb www.eurosolar.org • www.begmengsberg.de Dänemark überschreitet 1 Gigawatt In Dänemark nutzen schon 120 Fernwärmenetze eine große Solarthermieanlage. Diese Solarheizwerke erreichen eine Leistung von zusammen 1,1 Gigawatt. Fast 1,6 Millionen Quadratmeter Sonnenkollektoren sind mittlerweile in Dänemark für die Fernwärmeversorgung installiert worden. Damit sind die Dänen mit Abstand Weltmeis - ter in Sachen solare Wärmenetze. Pro Kopf ihrer Bevölkerung haben die Dänen rund 500-mal mehr Solarwärme in ihren Fernwärme netzen als ihre deutschen Nachbarn. Auch in Deutschland verzeichnen solare Wärmenetze zwar seit etwa vier Jahren einen kräftigen Zuwachs, doch allein die größte dänische Kollektor anlage in Silkeborg ist mit ihrer Leistung von 110 MW mehr als doppelt so groß wie alle deutschen Fernwärme-Solaranlagen zusammen. Eine Übersicht über die Anla gen zeigt das Planungsbüro PlanEnergi im Internet. gb www.planenergi.eu Tagung zu Holz + Solar Die diesjährige Holzenergietagung Baden-Württemberg thematisiert am 27. November in Rottenburg erneuerbare Wärmenetze mit Holzenergie und Solarthermie. Neben Fachvorträgen zur Projektentwicklung von Wärmenetzen im ländlichen Raum bietet die Tagung Workshops zur regenerativen Wärmeversorgung an. gb www.solar-district-heating.eu/de/aktuelles/veranstaltungen/ Solares Määähen in Breklum ... Auch Photovoltaik gehört in Mengsberg bei Neustadt zum Dorfbild. Den Deutschen Solarpreis gab es allerdings für das Wärmenetz mit Biomasse und Solarthermie. Solarthermie Anlagen Im Norden geht die Sonne auf! garantiert höchste Erträge stabile Wärmepreise schlüsselfertig oder im Contracting Jetzt anrufen und eine unserer über 15.000 m² großen Referenzanlagen in Dänemark besuchen! Savosolar Kühnehöfe 3 | 22761 Hamburg info@savosolar.de | ✆ +49 (0) 40 500 349 7-0 GmbH Oktob er 2019 Im Kollektorfeld der solaren Dorfwärmeversorgung von Breklum/Nordfriesland übernehmen fünf Schafe die Rolle des Rasenmähers. Landwirtschaft und Energieversorgung sind auf diese Weise vereinbar. – Ob wohl in Nordfriesland demnächst „Solarwolle“ und „Solardöner“ regional vermarktet werden? Foto: Guido Bröer Foto: Guido Bröer GREENoneTEC Solarindustrie GmbH Energieplatz 1, 9300 St. Veit/Glan, Österreich Ihr Ansprechpartner für Projekte: DI Friedrich Rois +43 4212 28136 220 friedrich.rois@greenonetec.com www.greenonetec.com 12.064 m² Anlagengröße 8,445 MWth Solarer Ertrag 39.300.000 kg CO2 Einsparung - bezogen auf 25 Jahre 10.000 Liter Solarspeichervolumen Fernwärme-Projekt im dänischen Smørum überzeugt mit GREENoneTEC Hochleistungskollektoren Die Firma Aalborg CSP A/S, der führende Entwickler und Anbieter von innovativen erneuerbaren Technologien mit Sitz in Dänemark, hat in der Stadt Smørum im Auftrag des dortigen Heizkraftwerkes, der Smørum Kraftvarmeværk AmbA, ein 8,4-MWth Solarkraftwerk errichtet. Zum Einsatz kam der GREENoneTEC Hochleistungskollektor der GK3003 Serie, welcher aufgrund seines Absorberdesigns sowie seiner attraktiven Leistungsdaten ideal für solarthermische Großanlagen geeignet ist. Das 12.064 m² große Solarfeld überzeugt mit einem jährlichen Energieertrag von 8.4 MWth Wärme. Die Bauarbeiten in Smørum begannen im August 2017. Die Anlage besteht aus insgesamt 59 Reihen von Großflächenkollektoren mit bis zu 20 Kollektoren pro Reihe und erntet Sonnenstrahlen seit dem Frühjahr 2018. Laut Datenauswertung konnte die Solaranlage 40% mehr Energie als erwartet produzieren und damit fast 100% des Warmwasser- und Wärmebedarfs der Stadt decken. „Es war ein logischer Schritt in unserer Entwicklung, auf eine erneuerbare Energiequelle umzusteigen, die auch mit den schwankenden Gaspreisen mithalten kann, um die Kosten der Energieerzeugung zu stabilisieren.“- Jan Møller, Geschäftsführer bei Smørum Kraftvarmeværk AmbA. 12.064 m² Kollektorfläche 8,4 MWth

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Oktober, 2019|

Innovative KWK in Verbindung mit Solarwärme

9 April 2019 Solare Wärmenetze ie Stadtwerke Greifswald ha - ben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Im Juni 2018 erhielten sie einen der bundesweit ersten vier Förderzuschläge bei der ersten Ausschreibung für sogenannte iKWK-Systeme. Das Kürzel steht für innovative Kraft-Wärme-Kopplung und ist eine Errungenschaft der jüngsten Novelle des Kraft-Wärme-Kopplungs- Gesetzes (KWKG). Auf Drängen der EUKommission musste Deutsch land ab 2018 die Förderung für Blockheizkraftwerke zwischen 1 Megawatt und 50 Megawatt Leistung an Ausschrei bun - gen koppeln. Geboten wird auf den Zuschussbedarf pro Kilowattstunde Strom. Die Günstigsten erhalten den Zuschlag. Neben den klassischen KWKAnlagen, die in der Regel ausschließlich mit Erdgas angetrieben werden, wird eine kleine Teilmenge des Fördervolumens in separaten Ausschreibungen für iKWK-Systeme zwischen 1 und 10 Megawatt elektrischer Leistung reserviert. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass 30 Prozent ihrer produzierten Wärmemenge aus erneuerbaren Energien mit Ausnahme von Biomasse stammt. In der Praxis heißt das Wärmepumpe, Geothermie oder Solarwärme. Außer - dem müssen die Systeme über einen elektrischen Wärmeerzeuger verfügen, der in der Lage ist, das Blockheiz kraft - werk thermisch teilweise zu ersetzen. So kann es bei Wetterlagen mit extrem viel Wind- oder Solarstrom vom Netz gehen und zusätzlich nimmt das iKWKSystem noch Strom aus dem Netz. 5 Cent mehr pro Kilowattstunde Der Anreiz dabei: Während in den normalen KWK-Ausschreibungen der Höchst wert auf 7 Cent pro Kilowattstunde Strom festgelegt ist und dies für maximal 30.000 Betriebsstunden, kön - nen in den iKWK-Ausschreibungen Gebote bis 12 ct abgegeben werden und zwar für eine um 50 Prozent hö here Betriebszeit von 45.000 Stunden. Auf Basis dieser Eckwerte lässt sich unschwer ausrechnen: Ein Stadt werk, dass sich mit einer iKWK-Anlage auf Solarthermiebasis anstatt einer normalen KWKAnlage an den Ausschreibungen be - teilig, erhält die erzeugte Solarwärme quasi geschenkt. Das Bundeswirtschaftsministerium begreift die iKWKAusschreibungen denn auch als Möglichkeit, die strengen Förderhöchstgrenzen des EU-Bei hil ferahmens, die bei 40 bis 45 Prozent liegen, mit Billi - gung aus Brüssel für innovative Techniken wie die Solar ther mie legal zu überschreiten. Die Greifswalder Stadtwerke haben diese Chance erkannt, erhielten ihren Zuschlag und wollen künftig 7 Gigawattstunden Wärme pro Jahr mit einem Solarkollektorfeld erzeugen, dass größer sein dürfte als alle bisher in Deutschland gebauten. Bezogen auf die gesamte in Greifswald verbrauchte Fernwärme wird das Kollektorfeld zwar nur 3 Prozent liefern, aber innerhalb des 4,5-MW-iKWK-Systems einschließ - lich seiner 5 MW Power-to-Heat-Anlage Große Solarthermieanlagen könnten in Fernwärmenetzen mit Kraft-Wärme-Kopplungs - anlagen (KWK) gut zusammenarbeiten. Dänemark macht dies vor. In Deutschland hat das Modell freilich noch Seltenheitswert. Das will der Gesetzgeber mit den im vergangenen Jahr eingeführten Ausschrei bungen für innovative KWK-Anlagen ändern. Innovative KWK in Verbindung mit Solarwärme Foto: Guido Bröer D Solare Wärmenetze wird die Solarwärme deutlich mehr als den geforderten 30-Prozent-Anteil vom Jahreswärmebedarf liefern. Zögerliches Interesse Obwohl die Förderbedingungen wirk - lich günstig sind, haben bislang nur sieben Wärmenetzbetreiber in den bisherigen zwei iKWK-Ausschreibungen 2018 die Chance genutzt. Die Greifswalder sind dabei die einzigen, die den Rege nerativ wärme anteil hauptsächlich mit einer großen Solarthermieanlage erreichen wollen. Zwei weitere Teilnehmer wollen Solarthermie als Teil von iKWK-Systemen bauen, aber diese Anlagen sind nur sehr klein und werden von Wärmepumpen ergänzt. Woran das noch geringe Interesse an der Förderung für die in Dänemark vielfach praktizierte Sektorenkopp lung mit Solarthermie liegt, das fragen sich auch die in der Initiative Solare Wärmenetze zusammengeschlossenen Hersteller und Lieferanten großer Kollektoranlagen. Neben immer noch vorhandenen Wissensdefiziten haben sie ein mögliches Problem im Kleingedruckten der KWK-Ausschreibungsverordnung ausgemacht. Dort nämlich sind empfindliche Strafzahlungen festgelegt für den Fall, dass ein gefördertes Projekt den vorgegebenen Anteil von 30 Pro - zent Regenerativ wär me in einem Jahr nicht erreicht. Die Pönalen für jede fehlende Megawattstunde Regenerativwärme könnten das 30-fache einer erzeugte Megawattstunde kosten, hat die Initiative Solare Wärmenetze errechnet. Das wirke für potenzielle Investoren abschreckend, lautete die einhellige Meinung der Branchenvertreter bei ihrem jüngsten Arbeitstreffen. Zumal die Pönalen ausschließlich die Solarthermie treffen könnten, nicht aber die konkurrierenden, wetterunabhängigen Technologien Großwärmepumpe und Geothermie. Verunsicherung durch Pönalen Bei der Solarthermie kann es natur ge - mäß vorkommen, dass der vorausberechnete durchschnittliche Solarertrag in einem Jahr um 10 bis 15 Prozent über- oder untertroffen wird. Zwar kön - ne man die Kollektoranlage einfach entsprechend größer auslegen, um auf der sicheren Seite zu sein, meint Martin Willige, Sprecher der Arbeitsgruppe Solarthermie im Bundesver band Solarwirtschaft (BSW). Aber das koste Geld und noch schlimmer: Die Multiplizierung des Wetterisikos per Pönale sorge beim Investor für große Verunsicherung, so Willige: „Die abschreckende Höhe der Pönalen führt dazu, dass angedachte iKWK- Projekte nach näherer Beschäftigung mit den Ausschreibungsbedingungen nicht weiterverfolgt werden.“ Die Initiative Solare Wärmenetze will nun auf politischem Weg dafür werben, die Verordnung zeitnah zu ändern. Guido Bröer Um Solarwärme mit flexibler KWK in Aktion zu erleben, pilgern Experten bislang nach Dänemark. Mithilfe der iKWK-Ausschreibungen soll es auch in Deutschland kommen. Mit den schlüsselfertigen Solarwärme-Großanlagen von Arcon-Sunmark erzeugen Sie Ihre eigene Wärme und sparen damit nicht nur echtes Geld, sondern unterstützen aktiv den Umweltschutz. Als Marktführer mit über 25 Jahren Erfahrung in Großanlagen ist Arcon-Sunmark ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Beratung, Installation und Betreuung individueller Solarthermie-Anlagen. Wir freuen uns auf Sie! www.arcon-sunmark.com JETZT UMSTEIGEN AUF UMWELTFREUNDLICHE UND GÜNSTIGE WÄRME Arcon-Sunmark GmbH Clermont-Ferrand-Allee 26e 93049 Regensburg info@arcon-sunmark.com Tel. 0941-64090804 Solare Wärmenetze Kempen plant 12 Hektar Solarfeld Die Stadtwerke Kempen wollen auf 12 Hektar Fläche eine Solarthermieanlage bauen, die 15 Prozent des Fernwärmebedarfs in der Niederrhein-Kommune deckt. Seit den 1960er Jahren hat die 35.000-Einwohner-Stadt Kempen ein Fernwärmenetz. Künftig soll ein Sechstel der jährlich benötigten Wärmeenergie von der Sonne kommen. Dies sei die Grundlast des Netzes im Sommer, erklärt Stadtwerke- Geschäftsführer Siegfried Ferling. Auf einem 12 Hektar gro - ßen Areal am östlichen Stadtrand, das in unmittelbarer Nähe eines bestehenden Blockheizkraftwerks der Stadtwerke liegt, wäre Platz für etwa 60.000 Quadratmeter Kollekto r fläche. Solche Dimensioen erreichen thermische Solaran lagen bis - lang nur in Dänemark. Dort haben sich die Kempe ner das Prinzip auch abgeschaut. Zwar ist in Kempen landwirtschaftliche Fläche wertvoll, doch Ferling argumentiert, dass mit Solarkollektoren auf der avisierten Fläche ein Zigfaches der Energie geerntet werden könne, die mit dem am Niederrhein verbreiteten Energiepflanzenanbau möglich wäre. Ihm schwebt vor, dass sich mit der Anlage, mit der ja der Boden nicht versiegelt werde, sogar Ökopunkte gewinnen ließen. Das Kollektorfeld könne in der intensiv genutzten Agrarlandschaft möglicherweise die Funktion eines sogenannten Trittstein-Biotops erfüllen. Als Planungshorizont für die Anlage gehen die Stadtwer - ke derzeit von drei Jahren aus. Derweil realisieren sie al ler - dings bereits in einer Neubausiedlung des Kempener Orts - teils St. Hubert, der nicht an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen ist, eine Wärmeinsel, die ein Musterbeispiel für die vielbeschworene Sektorenkopplung werden soll. Neben einem klassischen, flexibel stromgeführten Blockheizkraft - werk und Photovoltaikanlagen erhält die Siedlung einen Elektrodenkessel, um bei hohem Angebot an Ökostrom und geringen Börsenstrompreisen Wärme aus Strom zu machen. Vor der Heizzentrale soll auch in St. Hubert ein solarthermisches Kollektorfeld stehen. Ferling begreift die dortigen 200 Quadratmeter aber nicht als Testfeld für die geplante Multimegawatt- Anlage. Denn dass die Technik funktioniert, davon hat er sich längst anderswo überzeugt, unter anderem bei Exkursionen nach Dänemark. Der Clou in St. Hubert ist viel mehr ein neuronales Netz, ein lernendes Nahwärmesystem, dass mit den Kundenanlagen vernetzt sein soll. Das fluktuie rende Wärme ange bot und der Wärmebedarf sollen sich selbst stän - dig aufeinander abstimmen. gb RITTER XL SOLAR Hochleistungs-Solarthermie im Großformat: • Solarthermische Unterstützung von Wärmenetzen • Städtische Fernwärme • Solares Heizen und Kühlen • Warmwasser für Großverbraucher Eine Marke der Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG www.ritter-xl-solar.de Solardorf jetzt offiziell eingesegnet Nach vielen Jahren Planungs- und einer schnellen Bauphase ist das Solar-Bioenergiedorf Liggeringen, Stadtteil von Radolfzell am Bodensee, am 22. März offiziell eingeweiht worden. Zum feierlichen Anlass kam von oben strahlender Sonnenschein und himmlischer Segen, in zweierlei konfessioneller Spielart gespendet von den Pfarrern Christian Link und Heinz Vogel. Auch weltliche Prominenz war beteiligt – allen voran der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller. gb Foto: Stadtwerke Radolfzell HIMMLISCHE ENERGIE Solare Wärmenetze Moosach heizt jetzt mit Sonne In Moosach südöstlich von München wurde Mitte März die Dorfheizzentrale eingeweiht, in der sich 1067 Quadratmeter an Solarkollektoren und drei Holzhackschnitzel- Kessel von Viessmann ergänzen. Das 4400 Meter lange Wärmenetz hat die Gemeinde gebaut und verpachtet es der Naturstrom AG als Betreiber. Die Genossenschaft Regenerative Energie Ebersberg (REGE eG), fungiert als Service- und Ansprechpartner der Naturstrom AG vor Ort. Die 70 Haushalte, die an die Dorfwärmeversorgung bislang angeschlossen sind, werden im Jahr 300.000 Liter Heizöl einsparen. gb www.viessmann.de/bioenergiedorf, Georg Stegemann, stgg@viessmann.com • www.naturstrom.de 90 % Solarwärme in ganz Europa Die Universität von Tarragona, Spanien, hat theoretisch solar beheizte Fernwärmenetze in Europa verglichen. Ein modellhaftes solarunterstützes Wärmenetz mit 1120 angeschlossenen Wohnungen kann an allen untersuchten Standorten in Europa – Madrid, Athen, Berlin und Helsinki – mehr als 90 Prozent der benötigten Energie solar erzeugen. Während in Athen dafür eine Kollektorfläche von 2100 m² ausreicht, wären in Helsinki mehr als 30.000 m² nötig. Trotzdem seien die Anlagen in kalten Zonen wirtschaftlicher und könnten in allen europäischen Klimazonen auch ökonomisch fossile Fernwärmesysteme auf Dauer überholen. O. Ristau/gb Wärmenetz-Schulung für Planer Im Juli bietet die Ingenieurkammer Baden-Württemberg zusammen mit dem Steinbeis Forschungsinstitut Solites eine Intensivschulung für Planer zum Thema „erneuerbare und energieeffiziente Wärmenetze“ an. An vier Seminar- und einem Exkursionstag werden detaillierte Grundlagen zur Technik, Planung und zu organisatorischen Aspekten bei der Projektentwicklung vor Ort vermittelt. Die Schulung richtet sich an Planer, die sich auf dem Gebiet der Regenerativ-Wärmenetze noch unsicher fühlen. gb Ingenieurkammer BW, Gerhard Freier, freier@ingbw.de • Steinbeis-Institut Solites, Patrick Geiger, geiger@solites.de Solarthermie Anlagen Im Norden geht die Sonne auf! garantiert höchste Erträge stabile Wärmepreise schlüsselfertig oder im Contracting Jetzt anrufen und eine unserer über 15.000 m² großen Referenzanlagen in Dänemark besuchen! Savosolar Kühnehöfe 3 | 22761 Hamburg info@savosolar.de | ✆ +49 (0) 40 500 349 7-0 GmbH 12 April 2019

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Montag, 1. April, 2019|

Instruments for access to financing – Förderprogramm „Solar Invest”

Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gegenstand: Finanzielle Rahmenbedingungen (Factsheet D3.1) Beschreibung: Förderprogramm „Solar Invest“ Datum: 20.11.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Freistaat Thüringen Beteiligte Partner: Projektpartner, Experten, regionale Akteure Kurzbeschreibung der Maßnahme: Entwicklung eines Konzepts für die Anpassung des bestehenden Förderprogramms „Solar Invest“ Ausgangssituation Die derzeitig auf nationaler Ebene verfügbaren Förderprogramme für Wärmenetze mit erneuerbaren Energien wie der Solarthermie sind sehr gut und umfassend. Insbesondere mit der KfW-Förderung „Erneuerbare Energien Premium“ sowie dem Programm „Wärmenetze 4.0“ stehen Fördermittel für die Installation von solarthermischen Anlagen und auch Wärmenetzen zur Verfügung. Mit der Änderung des KWKG können künftig auch Zuschläge für den Einsatz der Solarthermie in Kombination mit Biomasse beantragt werden. Regionale Förderprogramme können die bestehenden nationalen Programme jedoch gut ergänzen, insbesondere im niederschwelligen Bereich. Mit „Solar Invest“ besteht für den Freistaat Thüringen bereits seit dem Jahr 2016 ein Programm zur Förderung der Nutzung der Solarenergie. Schwerpunkt des Förderprogramms war bisher neben Investitionen in thermische und elektrische Energiespeicher vor allem die Technologie der Photovoltaik. Ein besonderes Augenmerk galt der Förderung von Mieterstromprojekten auf der einen Seite und Aktivitäten von Genossenschaften auf der anderen Seite. Für das Jahr 2018 standen Mittel in Höhe von 4,68 Mio. Euro zur Verfügung, die insbesondere für Investitionen in Photovoltaikanlagen abgerufen wurden. Für das Jahr 2019 stehen Mittel in Höhe von 4,75 Mio. Euro bereit. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Eckdaten der bestehenden Förderrichtlinie “Solar Invest”:  Antragsberechtigt sind zum Beispiel natürliche Personen, Kommunen und deren Eigenbetriebe, Zweckverbände, Kommunale Unternehmen, kleine und mittelständische Unternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften, Bürgerenergiegenossenschaften, …  Gefördert werden Investitionen in Photovoltaikanlagen zur eigen- oder Direktversorgung bzw. Photovoltaikanlagen mit Energiespeichersystemen – aber auch Neuinvestitionen, Ersatzinvestitionen in oder Erweiterungen von Stromspeichern und Wärmespeichern (Warmwasser-, Kältespeicher, Power-to-heat-Anlagen).  Thermische Energiespeicher mit Solarthermie müssen eine Deckungsrate von 60% erreichen.  Investitionen werden mit bis zu 40% gefördert, die maximale Zuwendungshöhe des nichtrückzahlbaren Zuschusses beträgt 100.000,00€ Mit der Möglichkeit zur Förderung von thermischen Langzeitspeichern ist das Programm auch für den Einsatz der Solarthermie von Bedeutung. Ziele Vor dem Hintergrund der Erarbeitung des Thüringer Klimagesetzes, der Integrierten Energie- und Klimastrategie sowie der Landeswärmestrategie, welche die besondere Bedeutung der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien hervorheben, soll in Zukunft der Einsatz der erneuerbaren Energien für die Wärmebereitstellung noch intensiver gefördert werden. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Projekts SDHp2m ein Konzept zur Anpassung der bestehenden Förderrichtlinie „Solar Invest“ erarbeitet. Dabei soll der Fokus auf eine Intensivierung von Investitionen in Solarthermieanlagen auf der einen Seite und Wärmenetze mit erneuerbaren Energien auf der anderen Seite verstärkt werden. Maßnahmen und Aktivitäten Im Zuge der Erarbeitung des neuen Förderkonzepts wurde zunächst eine intensive Analyse der Ausgangssituation angestellt. Dazu wurden bestehende nationale und regionale Förderprogramme aufgelistet und hinsichtlich der Fördergegenstände, der Zielgruppen, der Förderhöhe, der Förderkonditionen usw. kategorisiert. Gleichzeitig wurde eine Analyse der regionalen Rahmenbedingungen sowie der Projektumsetzungsprozesse für den Einsatz der erneuerbaren Wärmeversorgung angestellt. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Über zielgruppenspezifische Abfragen für verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten und Diskussionen mit Projektpartnern konnten Fördergegenstände, Zielgruppen und Förderkonditionen identifiziert werden, um die das bestehende Programm erweitert werden soll. Weiterhin fließen Ergebnisse aus verschiedenen Fachveranstaltungen in die Erarbeitung des Änderungskonzepts der Richtlinie ein. Hürden und Möglichkeiten Mit dem Förderprogramm „Solar Invest“ liegt in Thüringen ein umfassendes Förderprogramm zur Nutzung der Solarenergie als Ergänzung zu nationalen und regionalen Förderprogrammen, welche Investitionen in Solarkollektoren und die Verlegung von Wärmenetzen bereits unterstützen, vor. Während die notwendige Verschneidung des Programms „Solar Invest“ mit bestehenden Förderprogrammen daher intensiv diskutiert werden musste, kann mit verschiedenen Fördergegenständen die Initiierung von Projekten zum Einsatz erneuerbarer Energien auch für die Wärmeversorgung über Wärmenetze unterstützt werden. Ergebnisse Ein erster Entwurf eines Konzepts zur Änderung der bestehenden Richtlinie konnte erarbeitet werden. Dieses zielt darauf ab, künftig auch Beratungsleistungen zum Einsatz erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung zu fördern. Auch Investitionen in thermische Energiespeicher, die im Zusammenhang mit Wärmenetzprojekten stehen, sollen künftig im Rahmen der Förderung berücksichtigt werden. Es wird zudem diskutiert, auch Hausanschlussstationen zu fördern. Weiterhin sollen auch Aktivitäten zur Öffentlichkeitsarbeit vor Ort zur Steigerung der Anschlussraten an das Wärmenetz gefördert werden. Im Hinblick auf den Einsatz von Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern sollen technische Überprüfungen bestehender Anlagen und Konzeptentwicklungen für Betreibermodelle aber auch Machbarkeitsstudien gefördert werden. Die Überarbeitung des Förderprogramms „Solar Invest“ mit Blick auf den Einsatz erneuerbarer Energien für Wärmenetze ist bereits beschlossen. Über die Umsetzung des erarbeiteten Konzepts muss jedoch noch abgestimmt werden. Zudem muss eine Abstimmung auf das kürzlich veröffentlichte Förderprogramm des TMIL, in dessen Rahmen Investitionen für die Verlegung von Wärmenetzen in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern gefördert werden, erfolgen. Solar district heating Instruments for access to financing Förderprogramm „Solar Invest” This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gewonnene Erkenntnisse Da über das entwickelte Konzept noch abgestimmt werden muss, liegen noch keine Ergebnisse vor. Das Konzept wurde jedoch unter Berücksichtigung vieler Anregungen regionaler Akteure entwickelt und stellt eine Ergänzung bestehender nationaler und regionaler Förderprogramme dar. ┘ The sole responsibility for the contents of this publication lies with the authors. It does not necessarily reflect the opinion of the European Union. Neither the European Commission nor the authors are responsible for any use that may be made of the information contained therein. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Leitfaden – Förderung und Finanzierung

Förder- und Finanzierungsleitfaden für Freiflächen- Solarthermie-Anlagen mit Wärmespeicher und Anbindung an Wärmenetze in Baden-Württemberg Diese Ausarbeitung wurde im Rahmen des Vorhabens SolnetBW erstellt. SolnetBW ist ein Verbundvorhaben zum Thema solare Wärmenetze, das im Rahmen des Förderpro-gramms BWPLUS mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft durch den beim Karlsruher Institut für Technologie eingerichteten Projektträger gefördert wird. Förderkennzeichen: BWE13030 Förderzeitraum: 01.11.2013 – 30.04.2016 Gefördert durch: PROJEKTKOORDINATOR: Solites – Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme PROJEKTPARTNER: AGFW | Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information und Standardisierung mbH Hamburg Institut Research gemeinnützige GmbH (HIR) Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA) (im Unterauftrag von Solites) HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den Autoren. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung der Fördermittelgeber wieder. Weder die Fördermittelgeber noch die Autoren übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Juni 2016 Inhalt A. Warum dieser Leitfaden? ...................................................................................................1 B. Für wen ist dieser Leitfaden? .............................................................................................3 C. Wie rechnen sich Freiflächen-Solarthermie-Anlagen? .........................................................4 D. Wie werden große Solarthermie-Anlagen finanziert? ....................................................... 10 D.1 Eigenkapital .................................................................................................................... 10 D.2 Finanzielle Bürgerbeteiligung ......................................................................................... 10 E. Fördermittel des Landes und Bundes optimal nutzen! ...................................................... 12 E.1 Wer wird gefördert? ....................................................................................................... 13 E.2 Was genau wird beim Land und beim Bund gefördert und was nicht? ......................... 14 E.3 Was sind zuwendungsfähige Investitionskosten? .......................................................... 16 E.4 Wie viele Zuschüsse werden wofür gewährt? ................................................................ 17 E.5 Welche Regeln und Beschränkungen gibt es bei der Förderung? ................................. 19 E.6 Ablaufschema einer typischen Förderung der KfW ....................................................... 20 F. Zwei Rechenbeispiele ...................................................................................................... 22 G. Wo finden Sie weitere Informationen? ............................................................................. 26 H. Wo können Sie sich in Baden-Württemberg persönlich beraten lassen? ............................ 29 1 A. Warum dieser Leitfaden? Das Land Baden-Württemberg verfolgt bei der Energiewende ehrgeizige Ziele: Bis 2050 will das Land gegenüber 2010 50% des Energieverbrauchs einsparen, 80% der Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen und die energiebedingten Treibhausgasemissionen um 90% senken. Dabei ist auch weiter-hin eine sichere und wirtschaftliche Energieversorgung zu gewährleisten. Das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) in Baden-Württemberg liefert dazu die konkreten Strategien und Maßnahmen für die kommenden Jahre. Die Energiewende wird nicht ohne eine Wärmewende erfolgreich zu leisten sein, denn in Baden-Württemberg wird annähernd so viel Energie für die Wärmebereitstellung verbraucht wie für Kraft-stoff und Strom zusammen. Am gesamten Endenergieverbrauch hat der Wärmesektor einen Anteil von 47%. Daher stecken in der Erhöhung der erneuerbaren Energien und des Ausbaus von Wärmenetzen in der Wärmegewinnung und -versorgung ein enormes Potenzial die Klimaziele zu erreichen. Insbesondere Wärmenetze bieten eine Verteilstruktur, die flexibel an zukünftige Erzeugungstechnologien anpassbar ist und insbesondere erneuerbare Wärme – wie Solarthermie, Erdwärme oder industrielle Abwärme – in Quartiere, Gemeinden und urbane Zentren bringen kann. In zahlreichen Kommunen in Baden-Württemberg sind Wärmenetze bereits vorhanden. Gerade im sonnenreichen Baden-Württemberg bietet die Solarenergie zur Wärmegewinnung (Solarthermie) große Potenziale. Jahr für Jahr werden mehr als 1.000 kWh kostenlose Sonnenenergie auf einen Quadratmeter Fläche eingestrahlt, davon über 70% im Sommerhalbjahr. Der mit Solar-anlagen erzielbare Wärmeertrag ist pro Quadratmeter etwa 40-50 Mal höher als beim Anbau von Biomasse. Die Solarthermie ist technisch ausgereift, robust und langlebig. Um den Wärmebedarf zukünftig auf Basis erneuerbarer Energien zu decken, ist die Solarenergie unverzichtbar. Die Vorteile liegen auf der Hand: Solarenergie ist frei von Risiken und Schadstoffen, unterliegt keinen Preiserhöhungen und stärkt über den Anlagenbau und -betrieb das lokale Handwerk und die regionale Wertschöpfung. Die Landesregierung will den Anteil der Solarthermie an der Wärmeerzeugung deutlich steigern: Bis 2020 soll ihr Beitrag von heute 1,2 auf 3,1 TWh jährlich steigen. Bis zum Jahr 2050 sollen mit 14 TWh rund 30% des dann noch benötigten Wärmebedarfs solar gedeckt werden. Dazu sind die Einsatzbereiche der Solarthermie auf Dach- und Freiflächen auszuweiten und diese verstärkt zur Beheizung von Gebäuden sowie in gewerblichen Produktionsprozessen zu nutzen. Eine für Baden-Württemberg aussichtsreiche und kostengünstige Option stellen solarthermische Großanlagen auf Freiflächen in Verbindung mit Wärmenetzen dar. 2 Bereits heute ist Baden-Württemberg in Deutschlands Vorreiter beim Einsatz dieser Technologie. Auf internationaler Ebene ist es Dänemark, wo vielerorts solche Anlagen bereits zum Einsatz kommen und erneuerbare und emissionsfreie Wärme für die kommunale Versorgung zu konkurrenzfähigen Kosten liefern. Sowohl der Betrieb von Wärmenetzen als auch die Wärmeerzeugung eignen sich hervorragend für eine finanzielle Bürgerbeteiligung. Die zahlreichen erfolgreichen Beispiele in Deutschland und Baden-Württemberg ermutigen zum Ausbau der großflächigen Solarthermie. Die Vorteile bei der Integration der Solarthermie in Nah- und Fernwärmesysteme liegen insbeson-dere bei der langfristigen Planungssicherheit bezüglich der Wärmegestehungskosten, die Nutzung erneuerbarer und emissionsfreier Wärme, das damit verbundene positive Image und die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und auch durch den einfachen technischen Betrieb solcher Anlagen. Dieser Förder- und Finanzierungsleitfaden dient der Marktentwicklung für solare Wärmenetze in Baden-Württemberg. Er liefert Anhaltspunkte zu Investitions- und Betriebskosten, Förderung und Finanzierung und soll anhand von Beispielrechnungen ermutigen, Projektideen erfolgreich voranzubringen. 3 B. Für wen ist dieser Leitfaden? Für Akteure aus Kommunen, Stadtwerken, Energie-Genossenschaften, Industrie-betriebe und sonstige Fernwärmeversorger Für die Initiierung, Finanzierung und den Betrieb eignen sich unterschiedliche Betreibermodelle. Meist ergeben sich aus der Entstehungsgeschichte und Initiative für eine große Solarthermie-Anlage individuelle Modelle. Neben den klassischen Fällen, in denen ein Wärmeversorger oder eine Energiegenossenschaft in solare Nah- oder Fernwärme investiert und anschließend Kunden mit solarer Wärme beliefert, kom-men grundsätzlich auch Lösungen in Betracht, in denen Wärmenetzbetreiber und Investor der Solaranlage nicht identisch sind. Für die Fernwärmeversorger ist die Übernahme von Wärmemengen aus Anlagen, die von Dritten betrieben werden, grundsätzlich eine seit vielen Jahren geübte Praxis. Die Einspeise- und Vergütungsbedingungen sind jedoch nicht gesetzlich geregelt, sondern werden zwischen den Geschäftspartnern zivilrechtlich vereinbart. Für den Fall, dass der Wärmeversorger nicht selbst in die Solarthermie-Anlage investieren will oder kann, könnte dies ein dritter Investor tun und die Wärme anschließend als Contractor verkaufen. Solche Modelle wurden in Österreich und Schweden bereits mehrfach umgesetzt. Dabei sind spezialisierte Solar-Unternehmen, wie auch die Wohnungswirtschaft oder die öffentliche Hand Eigentümer der Solaranlagen. Der Contractor finanziert und errichtet die Anlage auf eigenes unternehmerisches Risiko, jedoch auf Grundlage eines langfristigen Wärmeliefervertrags mit dem Wärmenetzbetreiber. Eine finanzielle Bürgerbeteiligung an der Investition ist möglich und kann zudem die Akzeptanz vor Ort erhöhen, auch reine Energiegenossenschaften können als Wärmelieferer auftreten. Für die Wärmenetzbetreiber ergeben sich mit diesem Geschäftsmodell einige Vorteile. Es muss kein Kapital für die Investition aufgebracht werden und das technische Risiko liegt beim Contractor. Da die solaren Wärmebezugskosten nicht von Brennstoffkosten abhängig sind, bietet dieses Modell auch für den Wärmenetzbetreiber langfristige Kostensicherheit. 4 C. Wie rechnen sich Freiflächen-Solarthermie-Anlagen? Investitionen in erneuerbare Energien-Anlagen und Speicher bzw. in Wärmenetze sind grundsätzlich kapitalintensive Projekte. Betrachtet man aber die Kosten für Brennstoff, Wartung- und Betrieb, so zeigen sich deutliche Kostenvorteile und Planungssicherheiten gegenüber fossil betriebenen Anlagen. Die Kostenstruktur einer großflächigen Solaranlage unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Heizanlagen:  Bei einem Öl- oder Gaskessel sind die Kapitalkosten in die Anlage verhältnismäßig gering. Jedoch muss im Betrieb ein Vielfaches der Anfangsinvestition für den Kauf von Brennstoffen aufgewendet werden.  Im Fall der solaren Wärmeerzeugung fallen die wesentlichen Kosten bei der Anschaffung an; hingegen sind die operativen Kosten in der Betriebsphase sehr gering. Brennstoffe werden nicht benötigt. Ziel eines Finanzierungskonzeptes ist eine langfristige Kostensicherheit, die zu stabilen Preisen für die Wärmekunden führen. Da Solarthermie keinen Rohstoffpreisen unterliegen, schaffen Sie eine ein bisher im Wärmebereich nicht bekannte Stabilität des Wirtschaftsplans. Die wesentlichen Kosten-Komponenten einer Investition in Solarthermie:  Kollektoren (Flach- oder Vakuumröhrenkollektoren)  Anlagentechnik  Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik (MSR)  Übergabestation zum Netz  Wärmespeicher  Planung und Genehmigung Die operativen Kosten bestehen im Wesentlichen aus:  Versicherung  Abrechnung und sonstige Verwaltung  Laufende technische Wartung  Pflege des Geländes Vorteile entstehen bei der Integration der Solarthermie in Nah- und Fernwärmesysteme insbesondere durch die langfristige Planungssicherheit bezüglich der Wärmegestehungskosten, die Nutzung erneuerbarer und emissionsfreier Wärme, das damit verbundene positive Image und die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und auch durch den einfachen technischen Betrieb solcher Anlagen. Im Rahmen des SolnetBW-Forschungsvorhabens wurden für verschiedene solarthermische Großanlagen vereinfachte Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen vorgenommen. 1 1 SolnetBW Grundlagen: http://solar-district-heating.eu/Portals/21/150701_SolnetBW_web.pdf 5 Hier die Beispielkalkulation für eine dezentral in ein städtisches Fernwärmesystem eingebundene solarthermische Großanlage: Kollektorfeld HT-Flachkollektoren (10.000 m²) 2.214.000 € Gebäude 111.000 € Anlagen- und MSR-Technik 222.000 € Planung 127.000 € Investition ohne Förderung 2.674.000 € Förderung (KfW-Bank) 1.070.000 € Investition mit Förderung 1.604.000 € Jährliche Kapitalkosten (Verzinsung 4%, 25 Jahre) 173.000 €/a Instandhaltung und Betrieb 33.000 €/a Summe Jahreskosten 206.000 €/a Wärmegestehungskosten ohne Förderung 51 €/MWh Wärmegestehungskosten mit Förderung (Jahresproduktion 4.040 MWh/a) 33 €/MWh Das Kollektorfeld dominiert mit über 80% die Investition. Nicht einbezogen in die obige Betrachtung sind Aufwendungen für das Grundstück, mögliche Umzäunungen, die Anbindungsleitung an das Wärmenetz und Wärmespeicher. Wärmegestehungskosten zwischen 30 – 50 Euro/MWh sind möglich Mit Anlagen dieser Größenordnung können bereits heute in Deutschland Wärmegestehungskosten von rund 5 Cent je KWh (netto, ohne Förderung) erzielt werden. Unter guten Voraussetzungen sind noch geringere Werte möglich. Die wesentlichen Voraussetzungen für günstige Wärmegestehungskosten sind:  Eine ausreichende Anlagengröße (>1.000 m² Kollektorfläche)  Einfache Anlagentechnik (z.B. Freilandaufstellung)  Solare Deckungsanteile an der Gesamt-Wärmeerzeugung bis 20% (d.h. Auslegung an der sommerlichen Wärmelast)  Möglichst niedrige Temperaturen im nachgelagerten Wärmenetz. Durch Inanspruchnahme attraktiver Förderprogramme für die Investition können die Wärmegestehungskosten nochmals deutlich auf Werte von unter 3 Cent je kWh verringert werden. Damit ist die Solarwärme bereits heute gegenüber fossil betriebenen Anlagen wirtschaftlich im Vorteil. 6 Anlagentypen, System- und Wärmegestehungskosten Im Rahmen der Arbeit des SolnetBW-Projektes wurden sieben Typologien für den Einsatz großer Solarthermie definiert. Sie machen deutlich, unter welchen Rahmenbedingungen sich große Solar-thermie besonders lohnt. 2 Typ Wärmeabgabe ges. Netz (GWh/a) Einbindung Solaranlage (-) Leistung Solaranlage (MWth) Solarer Deckungsanteil (%) 1 Solare Wärmenetze zur Quartiersversorgung 0,5 – 10 zentral 0,2 – 2 10 – 20% der Wärme-netzeinspeisung 2 Solare Wärmenetze mit Langzeitwärmespeicher für Wohngebiete und Quartiere 2 – 10 zentral 2 – 20 20 – 50% der Wärme-netzeinspeisung 3 Dezentral eingebun-dene Solaranlagen in Quartieren 20 – 5.000 dezentral 0,2 – 2 bis zu 100% des Quar-tierswärmebedarfs (

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:53+01:00Freitag, 1. Juli, 2016|
Nach oben