Reader zum Workshop “Solare Raumplanung – regionale Wärmestrategie”

SolnetBW II Solare Wärmenetze für Baden-Württemberg Trafo BWT 17005-08 Baden-Württemberg Programm Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung (BWPLUS) ‘Transformation des Energiesystems in Baden-Württemberg – Trafo BW‘ Reader zum Workshop „Solare Raumplanung – regionale Wärmestrategie“ Dienstag, den 23. Oktober 2018 in Stuttgart Gefördert durch: Dokumentinformation: Koordinator: Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme (Solites) Projektleiter: Thomas Pauschinger Meitnerstr. 8, D-70563 Stuttgart T. +49-711-6732000-40, E. pauschinger@solites.de Verantwortlich AP 2: Hamburg Institut Research gGmbH Simona Weisleder, Dr. Matthias Sandrock, Christian Maaß Paul-Nevermann-Platz 5, 22765 Hamburg T. +49-40-39106989-0, E. info@hamburg-institu.com Projektlaufzeit: 24.03.2017 – 23.03.2019 Stand: 20.12.2018 Haftungsausschluss: Gefördert mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg durch den beim Karlsruher Institut für Tech-nologie eingerichteten Projektträger. Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den AutorInnen. Sie gibt nicht unbedingt die Meinung des Fördermittelgebers wieder. Weder der Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. 1 INHALTSVERZEICHNIS 1. Das Vorhaben SolnetBW II ......................................................................................................... 2 2. Workshop 23.10.2018 ................................................................................................................ 5 3. Vorträge ..................................................................................................................................... 8 3.1. Hamburg Institut: Christian Maaß .......................................................................................... 8 3.2. Solites: Thomas Pauschinger .............................................................................................. 14 3.3. Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Umwelt und Raumordnung: Christine Schwaberger .............................................................................................................................. 25 3.4. Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim: Gerold Kohler ...................................................... 39 3.5. Stadtwerke Radolfzell: Andreas Reinhardt .......................................................................... 52 3.6. Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende: Dr. Elke Bruns .................................. 58 3.7. Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württember: Helmut Bönisch .............................. 65 4. Diskussion Lösungsansätze ..................................................................................................... 71 5. Resümé und mögliche Handlungsempfehlungen für das UMBW .............................................. 72 6. Teilnehmende .......................................................................................................................... 73 2 1. DAS VORHABEN SOLNETBW II Vor dem Hintergrund der ehrgeizigen Ziele des Landes Baden-Württemberg bei der Energiewende und der hierzu erforderlichen Transformation des Energiesystems hat das Vorhaben SolnetBW II einen vermehrten Einsatz solarer Wärmenetze in Baden-Württemberg zum Ziel. Denn insbeson-dere Wärmenetze bieten eine Versorgungsstruktur, die flexibel an zukünftige Erzeugungstechnolo-gien anpassbar ist und auch erneuerbare Wärme – wie Solarthermie – in Quartiere, Gemeinden und urbane Zentren bringen kann. Zur Unterstützung des Ausbaus solcher energieeffizienter Wär-menetze wurde im Juli 2015 das Kompetenzzentrum Wärmenetze bei der Klimaschutz- und Ener-gieagentur Baden-Württemberg (KEA) eingerichtet. Als weitere regionale und lokale Unterstüt-zungsmaßnahme fördert das Land neben Investitionen in solche Wärmenetze auch Beratungs- und Netzwerkinitiativen, die das Thema Wärmenetze in der Region aufgreifen, Kommunen und die Öffentlichkeit über das Thema informieren und konkrete fachlich-konzeptionelle Vorschläge zur Umsetzung von Wärmenetzen in Kommunen machen. Das Vorhaben SolnetBW II entwickelt komplementär zu den vorstehenden Initiativen und aufbau-end auf Wissen aus dem Vorgängervorhaben SolnetBW neue innovative weiterführende Lösungs-ansätze für weiterbestehende Hemmnisse und Möglichkeiten zum Ausbau solarer Wärmenetze. So hat die in SolnetBW erstellte Studie ‘Solare Wärmenetze für Baden-Württemberg – Grundla-gen, Potenziale, Strategien‘1 unter anderem gezeigt, dass solare Wärmenetze die Ressourcenab-hängigkeit verringern und die lokale Wertschöpfung erhöhen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist hoch, die Anlagen können einfach betrieben werden und Energiepreisschwankungen sind ausge-schlossen. Anhand bestehender Anlagen konnten in günstigen Fällen Wärmegestehungskosten von 3 bis 5 Cent pro Kilowattstunde ermittelt werden. Damit ist die Solarthermie in zahlreichen An-wendungen eine wirtschaftlich konkurrenzfähige Erzeugungsoption. Bedingung ist eine Größe über 1 http://solar-district-heating.eu/Portals/21/150701_SolnetBW_web.pdf 3 einem Megawatt thermischer Leistung, eine einfache Anlagentechnik, solare Deckungsanteile an der Gesamt-Wärmeerzeugung bis etwa 20 % sowie niedrige Wärmenetztemperaturen. Derzeit kann eine positive Marktentwicklung in Baden-Württemberg und in Deutschland festgestellt werden. Es befinden sich 6 Anlagen in der Realisierung und weitere 10 Anlagen in der Vorberei-tung. Dennoch verhindern verschiedene Vorbehalte und Hemmnisse den Ausbau solarer Wärme-netze. Daher sollen innovative Lösungsansätze, z.B. für das Hemmnis der Flächenverfügbarkeit für solarthermische Großanlagen entwickelt werden, deren Findung im Rahmen von geplanten Umsetzungen sich oftmals schwierig gestaltet. Auch sollen solare Wärmenetzsysteme mit Wärme-speichern als Voraussetzung für die Sektorkopplung stärker zur Umsetzung gebracht werden. Ebenfalls wird das Hemmnis der lückenhaften Kenntnisse und des mangelnden Vertrauens bzw. der fehlenden Akzeptanz in die solare Wärmeerzeugung adressiert. Hierzu werden u.a. Lösungs-ansätze zur Anbahnung und zum Ausbau von Wärmenetzen als Voraussetzung für die Einbindung großer thermischer Solaranlagen entwickelt. Die Erarbeitung der Lösungsansätze erfolgt im Rahmen von verschiedenen Reallaboren, mit dem Ziel den beteiligten Akteuren entsprechende Instrumente an die Hand geben zu können. Diese konkrete Bearbeitung spezifischer Frage- und Problemstellungen anhand realer Umsetzungsfälle, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, ist neu im Vergleich zu den allgemeinen Marktbearbeitungs-aktivitäten im Vorgängervorhaben SolnetBW. Prinzipiell sieht das Folgevorhaben SolnetBW II zwei wesentliche, sich ergänzende Teile vor: 1. Erarbeitung von Lösungsansätzen und Transformationswissen durch Begleitung und Entwicklung von 3 bis 5 Reallaboren für solare Wärmenetze 2. Transfer der erarbeiteten Lösungsansätze und Instrumente durch direkte Marktberei-tung, Kommunikationsmaßnahmen und Verzahnung mit komplementären Initiativen 4 Beteiligte Institutionen Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme (Solites) Koordinator Meitnerstr. 8, 70563 Stuttgart, www.solites.de Oliver Miedaner, T. +49-711-6732000-80, E. miedaner@solites.de AGFW-Projektgesellschaft für Rationalisierung, Information und Standardisierung mbH Stresemannallee 30, 60596 Frankfurt/Main, www.agfw.de Dr. Heiko Huther, T. +49-69-6304-206, E. h.huther@agfw.de HIR Hamburg Institut Research gGmbH Paul-Nevermann-Platz 5, 22765 Hamburg, www.hamburg-institut.com Dr. Matthias Sandrock, T. +49-40-39106989-21, E. sandrock@hamburg-institut.com Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart (IER) Heßbrühlstraße 49a, 70565 Stuttgart, www.ier.uni-stuttgart.de Dr. Markus Blesl, T. +49-711-68587865, E. Markus.Blesl@ier.uni-stuttgart.de Die Einbindung der KEA erfolgt im Unterauftrag von Solites: KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH Kaiserstraße 94a, 76133 Karlsruhe, www.kea-bw.de Helmut Böhnisch, T. +49-721-98471-13, E. helmut.boehnisch@kea-bw.de Die Einbindung des HIC erfolgt im Unterauftrag von HIR: HIC Hamburg Institut Consulting GmbH Paul-Nevermann-Platz 5, 22765 Hamburg, www.hamburg-institut.com de Dr. Annette Vollmer, Dr. Hilmar Westholm, T. +49-40-39106989-0, E. vollmer@hamburg-institut.com, westholm@hamburg-institu.com Das Vorhaben wird bearbeitet in Kooperation mit: - Regionalverband Neckar-Alb - Ingenieurkammer Baden-Württemberg - Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) gGmbH - Energieagentur Ravensburg gGmbH - Energieagentur Main-Tauber-Kreis GmbH - KEK - Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH 5 2. WORKSHOP 23.10.2018 Um das Thema innovative Lösungen zur Flächenbereitstellung für solarthermische Großan-lagen zu vertiefen und den Fokus Raumplanung zu beleuchten, wurde am 23. Oktober 2018 der Workshop „Solare Raumplanung/ Regionale solare Wärmestrategie und Prüfung mögli-cher raumplanerischer Instrumente als Tool für die Regionalplanung“ durchgeführt. Zielgruppe: Regionalverbände in Baden-Württemberg (12 Verbände), zusätzlich Vertre-ter/innen der Kommunen Ort: Stuttgart, Verband Region Stuttgart, Kronenstraße 25 Termin: Dienstag, 23. Oktober 2018 10:30 – 17:00 Uhr Verantwortlich: Hamburg Institut (Simona Weisleder) mit dem Regionalverband Neckar-Alb (Joachim Zacher) Die Wärmewende ist im erheblichen Umfang eine planerische Aufgabe, die auf regionaler und kom-munaler Ebene zu leisten ist. Die Initiierung und Umsetzung dieser notwendigen Planungsarbeit in der Region und in den Kommunen ist daher eine zentrale Aufgabe einer regionalen Wärme(netz)strategie. Land, Region und Kommunen haben die Aufgabe, die Landnutzung zur Wär-meerzeugung möglichst effizient zu steuern. Der planerische Charakter der Wärmepolitik manifestiert sich in konkreten Flächenbedarfen für eine erneuerbare Wärmeerzeugung. Die notwendigen Flächen für die Wärmeerzeugungs- und Wärme-verteilungsinfrastruktur müssen auf kommunaler und regionaler Ebene planerisch entwickelt wer-den. Fokus in diesem Workshop waren die Optionen und Entwicklungspotenziale der Raumpla-nung für die Bereitstellung von Flächen für die großflächige Solarthermie in Baden-Württem-berg. 6 Ablauf des Workshops: Zeit Thema Name, Inhalte 10:00 Eintreffen der Teilnehmenden mit Brezeln und Kaffee 10:30 Begrüßung  Verband Region Stuttgart als Gastgeber: Verbandsvorsit-zender Thomas Bopp  Regionalverband Neckar-Alb: Verbandsdirektor Dr. Dirk Seidemann Einführung: 1) Solare Nah- und Fernwärme als wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele 2) Flächenbedarfe und planerische Heraus-forderungen bei der Realisierung von solaren Nah- und Fernwärmeprojekten  Hamburg Institut: Christian Maaß  Solites: Thomas Pauschinger 11:00 Gastvortrag: “Entwicklung energieraumpla-nerischer Strategien in der Steiermark“ Mag. Christine Schwaberger, Amt der Steiermärkischen Landes-regierung, Umwelt und Raumordnung 11:30 2 Praxisbeispiele aus den Reallaboren  Ludwigsburg/ Kornwestheim: Gerold Kohler, Stadt-werke Ludwigsburg-Kornwestheim, Abteilungsleiter In-novative Energielösungen  Liggeringen: Andreas Reinhardt, Stadtwerke Radolf-zell, Geschäftsführung 12:30 -13:30 Mittagspause mit Maultaschen und Kartoffelsalat 13:30 Einführung in die Arbeitsphase: „Entwicklung von Instrumenten für die kommunale und re-gionale Wärmeplanung“  Hamburg Institut, Christian Maaß  KNE, Dr. Elke Bruns  KEA, Helmut Bönisch Erarbeitung von Lösungsansätzen zur Er-leichterung der Flächenbereitstellung und ge-eigneten Planungsinstrumenten Welche Rollen können und sollten die verschiedenen Planungsebe-nen (Land/Region/Kommune) bei der Entwicklung von solarer Fern-wärme einnehmen? Wie sollten die Schnittstellen zwischen den ver-schiedenen Planungsebenen ausgestaltet sein?  Bedarf es neuer Fachplanungsinstrumente für die Wär-mewende?  Gibt es einen Bedarf für eine Steuerung durch die Landes-entwicklungsplanung?  Was spricht für und gegen eine Bearbeitung des Themas auf der Ebene der Regionalplanung? 7  Bedarf es auf kommunaler oder regionaler Ebene einer spezifischen Fachplanung zur Umsetzung einer Wärmever-sorgung auf Basis erneuerbarer Energien (Wärmepla-nung)?  Oder Ist es ausreichend, wenn die Kommunen das Thema in den Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen bearbeiten? 15:00-15:30 Kaffee und Kuchen Erarbeitung erste Handlungsempfehlungen für die Regionalverbände und für das UMBW zu den erforderlichen Rahmenbedingungen Ein wichtiger Aspekt ist die Frage, wie zukünftig eine prozessuale und instrumentelle Verzahnung von kommunaler Wärmeplanung auf der einen Seite, und dessen Umsetzung in der Landes-/Regional-/Bauleitplanung auf der anderen Seite aussehen könnte. Wie sollen die vorhandenen Planungsträger in den Prozess der Wärmeplanung eingebunden werden? Was ist aus Sicht der Regionalplanung zu be-achten, wenn Kommunen eine Wärmeplanung durchführen?  Ist eine Aufnahme der Planung / Ausweisung von Solarther-miefreiflächen in allgemeine Flächenplanungsprozesse sinnvoll und wünschenswert? Werden hier ggf. Kommunen diesbezüglich überplant, in denen nie ein Wärmenetz kom-men wird? Welche Risiken sind damit verbunden? Kann z.B. eine ingenieursmäßige Eignungsprüfung von Flächen bei den Flächenplanungen geleistet werden oder besteht das Risiko das ungeeignete Flächen vorweg ausgewiesen werden und somit andere evtl. geeignetere Flächen tabu sind?  Ist eine bedarfsorientierte Entwicklung von Flächen besser geeignet? - Kommune hat bereits oder entscheidet sich für ein Wärmenetz. - Kommune und Betreiber entscheiden sich für die Dekarbonisie-rung der Nah- oder Fernwärme und es wird ein Konzept hierfür entwickelt. - Hieraus ergibt sich ein potenzieller Bedarf an Solarthermie / Solarthermieflächen. - Diese sind in einem Flächenscreening zu finden und technisch, wirtschaftlich, ökologisch und genehmigungsrechtlich zu beurteilen. - Die aussichtsreichen Flächen sind dann bezüglich Genehmi-gung und Akzeptanz zu entwickeln. 17:00 Ausklang bei Knabberei und lokalem Bier 8 3. VORTRÄGE 3.1. Hamburg Institut: Christian Maaß ist Partner beim Hamburg Institut und Volljurist. Sein Focus liegt in der strategi-schen Beratung öffentlicher Institutionen und Wirtschaftsunternehmen zu ener-gie- und umweltpolitischen Fragen. Von 2008 bis Ende 2010 war er als Staatsrat (Staatssekretär) in der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt tätig. Er leitete in dieser Funktion un-ter anderem die erfolgreiche Bewerbung Hamburgs als Europäische Umwelt-hauptstadt 2011 und initiierte die Gründung des kommunalen Energieversorgers Hamburg Energie. Seine juristische Ausbildung hatte Maaß an den Universitäten Hamburg und Genf absolviert. Nach dem ersten Staatsexamen arbeitete er als wissenschaftli-cher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Umweltrecht der Universität Hamburg. Von 2001 bis 2008 war Maaß, neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt, Abge-ordneter der Hamburgischen Bürgerschaft und stellvertretender Fraktionsvorsit-zender der GAL-Fraktion. Er war Vorsitzender des Umweltausschusses der Bür-gerschaft sowie Fraktionssprecher für Energie, Umwelt und Verbraucherschutz. Maaß ist Mitglied der Redaktion der „Zeitschrift für Umweltrecht“ und Autor di-verser umweltrechtlicher Veröffentlichungen. 9 10 11 12 13 14 3.2. Solites: Thomas Pauschinger ist Dipl.-Ing. Maschinenbau und Mitglied der Geschäftsleitung. Zu seinen Schwerpunkten bei Solites gehören: Internationale Kooperationsprojekte zu Forschung und Entwicklung sowie Wissenstransfer und Marktumsetzung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz im Wärmesektor. 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 3.3. Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Umwelt und Raumordnung: Christine Schwaberger ist seit 2008 im Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 13 Um-welt und Raumordnung, Referat Bau- und Raumordnung. Sie ist dort Referentin für Örtliche Raumplanung und zuständig für Projektmanagement für Europäi-sche Projekte zur klimawandelbezogenen Raumplanung. Nach ihrem Studium der Geografie in Graz war sie Mitarbeiterin bei diversen Raumplanungsbüro in der Regionalplanung und örtlichen Raumplanung und hatte von 2006-2008 ihr eigenes Büro für Örtliche Raumplanung in Graz. 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 3.4. Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim: Gerold Kohler ist Maschinenbauer Fachrichtung Energietechnik und seit 2017 Leiter der Stabsabteilung Innovative Energielösungen bei der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim GmbH (SWLB). Zuvor war er 16 Jahre lang bei der SWLB für den Bereich Energieberatung/Projektentwicklung und Ver-trieb/Marketing zuständig. Seine ersten Praxiserfahrungen im Bereich Energiekonzepte und dezentrale Energiesysteme konnte Herr Kohler während seiner siebenjährigen Tätigkeit im Planungsbüro Energiewirtschaftliche Dienstleistungen Süd GmbH (ELS) aufbauen. 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 3.5. Stadtwerke Radolfzell: Andreas Reinhardt ist seit 2014 Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell GmbH und studierter Wirtschaftsingenieur mit dem Schwerpunkt Energietechnik/ Controlling. 53 54 55 56 57 58 3.6. Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende: Dr. Elke Bruns ist seit Anfang 2017 mit dem Aufbau und der Leitung des Auf-gabenbereichs Fachinformation im Kompetenzzentrum Natur-schutz und Energiewende betraut. Sie studierte Landespflege an der Universität Hannover. Nach Berufserfahrung in einem Planungsbüro und im Umweltministerium Brandenburg arbei-tete Sie an der TU Berlin, wo sie ab 2000 zahlreiche For-schungsprojekte im Themenfeld erneuerbare Energien und Netzausbau bearbeitete. Ihr Schwerpunkt lag auf der Erfas-sung und Bewertung von Umweltauswirkungen sowie der pla-nerische Steuerung, Naturverträglichkeit und Akzeptanz der Energiewende. 59 60 61 62 63 64 65 3.7. Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württember: Helmut Bönisch Ist seit Juli 2015 Leiter des Kompetenzzentrums Wärmenetze in der KEA. Er hat mehr als zehnjährige, umfangreiche Erfah-rungen mit Nahwärmekonzepten zur Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien im Rahmen von Forschungsprojekten als Mitarbeiter des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasser-stoff-Forschung (ZSW) in Stuttgart. Seit Juni 2007 Bereichs-leiter des Fachbereichs Bioenergie & Nahwärme bei der Kli-maschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA) in Karlsruhe. Ausarbeitung von Energiekonzepten und Machbarkeitsstudien (u. a. auch für Bioenergiedörfer) mit den Schwerpunkten Bioenergienutzung und Kraft-Wärme-Kopp-lung. Schrittweise Erweiterung der Konzepte für Wärmenetze auf andere erneuerbare Energien und Abwärme. 66 67 68 69 70 71 4. DISKUSSION LÖSUNGSANSÄTZE 72 5. RESÜMÉ UND MÖGLICHE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR DAS UMBW Schwerpunkte der Diskussion - Privilegierung der Solarthermie im Außenbereich - Erleichterung der Umsetzung – der Prozess bis zur Umsetzung dauert lange. - Anreize für die Kommunen zur Beschäftigung mit der Integration der Erneuerbaren Energien in den Wärmesektor - Rolle der Regionalverbände - Planungskompetenzen zwischen Land, Region und Kommunen - Flächenkapazitäten der Kommunen Mögliche Lösungsansätze - Klare und verbindliche Vorgaben der Politik zu den Klimaschutzzielen und deren flächenbe-zogenen Anforderungen - Ausgleichsmechanismen zwischen den Kommunen und Anreize - Angebotsplanung für Erneuerbare Energien - Potenzialanalysen für alle Kommunen - CO2-Eröffnungsbilanzen für alle Gemeinden (nach Vorbild Steiermark) - Ausweisung von „Energieerzeugungsflächen“ parallel zur Ausweisung von Neubaugebieten Mögliche Handlungsempfehlungen für das UMBW - Regelung von möglichst klaren Zielen zur Ausweisung von Flächen zur Energieerzeugung (z.B. direkt im Klimaschutzgesetz, mindestens jedoch im IEKK) - Förderung einer Diskussion zur Klärung der Privilegierung der Solarthermie im Außenbereich auf Bundesebene - Einführung einer verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung - Landesrechtliche Verpflichtung (in LBauO) beim Neubau von großen Gebäuden die Dach-flächen energetisch zu nutzen (oder mindestens statisch hierauf auszulegen) - Einführung von längeren Förderzeiträume für die Umsetzungsprojekte (drei Jahre zu ambiti-oniert) Wir, als Hamburg Institut, möchten uns bei allen Teilnehmenden bei diesem Workshop für die pro-duktive Diskussion und die Anregungen bedanken. 73 6. TEILNEHMENDE Institution Mitarbeiter/in Veranstalter Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) Frau Simona Weisleder Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) Herr Dr. Matthias Sandrock Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) Herr Christian Maaß Referent/innen Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Ener-giesysteme (Solites) gGmbH Herr Thomas Pauschinger Amt der Steiermärkischen Landesregierung Frau Mag. Christine Schwaberger Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim Herr Gerold Kohler Stadtwerke Radolfzell Herr Andreas Reinhardt Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) Herr Helmut Böhnisch Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) gGmbH Frau Dr. Elke Bruns Regionalverbände Baden-Württemberg Verband Region Stuttgart (VRS) Herr Verbandsvorsitzender Thomas Bopp Verband Region Stuttgart (VRS) Frau Barbara Jahnz Regionalverband Neckar-Alb (RVNA) Herr Verbandsdirektor Dr. Dirk Seidemann Regionalverband Neckar-Alb (RVNA) Herr Joachim Zacher Regionalverband Neckar-Alb (RVNA) Frau Annabell Widmaier Regionalverband Donau-Iller (RVDI) Herr Hans-Christian Kiefert Regionalverband Hochrhein-Bodensee (RVVHB) Herr Felix Reichert Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) Herr Axel Finger 74 Regionalverband Nordschwarzwald (RVNSW) Herr Sascha Klein Gäste Hamburg Institut Consulting GmbH (HIC) Frau Dr. Annette Vollmer Energiekompetenzzentrum Regierungspräsidium Tübingen Frau Johanna Geiger-Mohr Energieagentur Zollernalb gGmbH Herr Jochen Schäfenacker Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft / Referat 64 Erneuer-bare Energien Frau Daniela Walter Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Ener-giesysteme (Solites) gGmbH Herr Patrick Geiger IER, Universität Stuttgart Herr Markus Stehle

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Mittwoch, 1. Januar, 2020|

Kommunalversorger setzen auf Sonne – Solarthermie als Baustein urbaner Fernwärmenetze

Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 4 www.solare-waermenetze.de 14.800 Quadratmeter – das wird der neue Maßstab sein für Solarthermie in Deutschland. Diese Größe hat das Kollektorfeld, mit dessen Bau die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), nördlich von Stuttgart, im Herbst 2019 begonnen haben. Der vorherige Rekord der Stadtwerke Senftenberg in der Lausitz hat immerhin drei Jahre gehalten. Doch der aktuelle Trend ist klar: Die Fernwärmebetreiber in Deutschland haben die Solarthermie entdeckt. Kollektorfelder, die Energie in ein vorhandenes Wärmenetz einspeisen, mehren sich und sie werden größer. STARKES WACHSTUM Allein im Jahr 2019 werden voraussichtlich weitere 33.000 m2 Kollektorfläche gebaut werden, so dass die vorhandene Anlagenleistung in Deutschland von derzeit 44 Megawatt um mehr als die Hälfte wachsen wird. Den Löwenanteil werden dazu allein die drei größten Projekte in Ludwigsburg/Kornwestheim, Bernburg (8600 m2) und Halle (5091 m2) beitragen. Aus Sicht der etablierten Fernwärmeunternehmen, die sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit der Herausforderung konfrontiert sehen, fossile Energien aus ihrem Energiemix herauszudrängen und stattdessen erneuerbare Energien zu integrieren, hat die Nutzung von solarer Wärme im Zusammenspiel mit anderen erneuerbaren Energien viele Vorteile. Solarenergie ist preisstabil. Sie unterliegt nicht den unberechenbaren Preisschwankungen des Energiemarktes. Einmal gekauft und installiert arbeitet eine moderne Solarthermie-Großanlage mindestens 25 Jahre lang fast ohne Wartungsaufwand. Je nach Auslegung kann sie hohe Anteile der Sommerlast oder sogar den gesamten sommerlichen Wärmebedarf decken. Zunehmend setzen in Deutschland Versorgungsunternehmen auf Solarwärme. Solarkollektoren helfen bei der schrittweisen Dekarbonisierung von Fernwärmenetzen. Eine wachsende Anzahl von Projekten belegt, dass Solarthermie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch inzwischen erste Wahl ist – gerade auch in Städten. Kommunalversorger setzen auf Sonne Solarthermie als Baustein urbaner Fernwärmenetze SENFTENBERG Die Stadtwerke Senftenberg haben im Sommer 2016 die bislang größte Solarthermieanlage Deutschlands an ihr Fernwärmenetz angeschlossen. 8300 m2 Vakuumröhrenkollektoren stehen auf einer ehemaligen Deponie. Technische Daten Bruttokollektorfläche: 8300 m2 CPC-Vakuumröhrenkollektoren Jahresertrag (Ø 2017/18): 4340 MWh Anbindung: Vorlauf (optional Rücklauf) Quelle: Stadtwerke Senftenberg Quelle: SWE/Steve Bauerschmidt Dabei sind die Preise für große Solarthermieanlagen heute – auch dank der Fördermöglichkeiten – konkurrenzfähig. Resultierende Wärmepreise aus großen Anlagen können je nach technischer Konstellation und Förderoption zwischen 50 und weniger als 20 Euro pro Megawattstunde liegen. Hinzu kommen schwer zu beziffernde Zusatznutzen wie etwa, dass eine Solarthermieanlage im Sommer die Anlagenlaufzeit von klassischen Wärmeerzeugern zu reduzieren hilft. So müssen diese auf den Winterbedarf ausgelegten Großaggregate weniger im Teillastbetrieb laufen und für Wartungsarbeiten entstehen komfortable Zeitfenster. HOHE FLÄCHENEFFIZIENZ Ein Pluspunkt, der die Solarthermie gerade für den Einsatz im Ballungsraum qualifiziert, ist ihr vergleichsweise geringer Platzbedarf. Die Suche nach geeigneten Flächen ist im urbanen Raum kein triviales Thema. Aber dabei ist es ein gewichtiges Argument, dass die Solarthermie gegenüber verschiedenen Formen des Biomasse- Anbaus eine 20- bis 50-fache Flächeneffizienz erreicht. Selbst gegenüber der Photovoltaik ist sie noch um Faktor vier im Vorteil. Die Fläche selbst ist außerdem nicht verloren; ein bodenständiges Kollektorfeld kann als Grünfläche extensiv beweidet werden – beispielsweise von Schafen. Oder es kann als Blumenwiese erholungssuchende Städter ebenso erfreuen wie nahrungsuchende Insekten. So ist die Solarthermieanlage in Ludwigsburg, die teilweise auf einer Altlast gebaut wird, als Lückenschluss für den rund um die Stadt entstehenden Grüngürtel eingeplant. Ein Spazierweg führt daran vorbei und macht das neue Highlight der Fernwärmeversorgung für Publikum erlebbar. Für die SWLB, die derzeit 14 Wärmenetze mit 22 Erzeugungsanlagen und 133 MW thermischer Leistung betreiben, spielt das Solarprojekt mit seinen 1088 Kollektoren und dem 2000 Kubikmeter großen Wärmespeicher eine Schlüsselrolle. In ihrem Projekt „Solar- HeatGrid“ schaffen sie einen Netzverbund zwischen Ludwigsburg und Kornwestheim und integrieren zugleich drei Inselnetze. Der größte Erzeuger ist hier heute und künftig ein wärmegeführtes Biomasseheizkraftwerk mit 9,75 MW thermischer und 2,1 MW elektrischer Leistung, die mit einer ORC-Turbine gewonnen wird. Die Anlage läuft bislang von Oktober bis Juni. In den Sommermonaten wird die Wärme mit fossil befeuerten Heizkesseln erzeugt, was die Klimabilanz der Fernwärme verschlechtert, sowie mit zusätzlicher BHKW-Leistung, die in der Heizperiode in „Konkurrenz“ zum Biomasse- Heizkraftwerk steht. Mit der solaren Jahreserzeugung von prognostizierten 5500 Megawattstunden sparen die SWLB daher nicht nur entsprechend viel Brennstoff und Treibhausgas ein, sondern auch viel Lieferverkehr im Ballungsraum. Die Heizperiode für die Biomasseanlage verkürzt sich künftig um einen Monat. JETZT KOMMEN DIE STADTWERKE Kein Wunder also, dass auch andere Versorger an der Solarisierung ihrer Wärmenetze arbeiten. Und während in den Jahren 2013 bis 2018 vor allem einige Solar-Bioenergiedörfer die solare Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 4 LUDWIGSBURG/KORNWESTHEIM Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim bauen die bislang mit Abstand größte Solarthermieanlage Deutschlands. Technische Daten Bruttokollektorfläche: 14.800 m2 Flachkollektoren Jahresertrag (Prognose): 5050 MWh Quelle: Guido Bröer CHEMNITZ Der kommunale Energieversorger eins energie in sachsen betreibt seit 2016 eine Solarthermieanlage an einem Niedertemperatur-Teilnetz für den Stadtteil Brühl. Besonderheit: Die Flachkollektoren werden zur Effizienzsteigerung ohne Frostschutzmittel betrieben. Technische Daten Bruttokollektorfläche: 2230 m2 Flachkollektoren Systemanbindung: Direktanbindung an Low-Ex-Netz Quelle: eins energie in sachsen Wärmewende im ländlichen Raum vorgemacht haben, ziehen jetzt die städtischen Fernwärmeversorger nach. So sieht das auch der Präsident des Fernwärmeverbandes AGFW, Werner R. Lutsch, der im Interview (Seite 4) darauf hinweist, dass die größeren Projekte in Städten wegen der höheren Komplexität einen längeren Vorlauf benötigen. So haben die Stadtwerke Erfurt nach längerer Planung im Mai 2019 eine Doppel-Solaranlage mit zwei Kollektorfeldern (1155 m2 Vakuumröhren, 550 m2 Flachkollektoren) eingeweiht. Sie wollen mit dieser relativ kleinen Installation zunächst Erfahrungen sammeln, um im nächsten Schritt größere Solaranlagen zu errichten. Sehr zufrieden ist derweil der Vattenfall-Konzern mit seiner 2018 gebauten 1000-m2-Anlage in Berlin-Köpenick. Sie hat in ihrer ersten Saison die Prognosen weit übertroffen und 550 MWh Wärme produziert. Die Stadtwerke Halle an der Saale haben kürzlich den Zuschlag zum Bau einer gut 5000 Quadratmeter großen Flachkollektor-Anlage vergeben. Ähnlich wie in Berlin-Köpenick wird diese auf einem Betriebsgelände der Stadtwerke gebaut. Unweit von Halle werden auch bei den Stadtwerken Bernburg noch im Jahr 2019 Kollektoren installiert. Mit 8600 m2 dürfte deren Anlage – zumindest vorübergehend – die zweitgrößte in Deutschland nach Ludwigsburg sein. LANGFRISTIGE PLANUNGEN Doch auch der Ludwigsburger Rekord wird nicht ewig halten, wenn einige Stadtwerke ihre bereits laufenden Planungen umsetzen. So haben etwa die Stadtwerke Greifswald sich mit der Idee für eine rund 15.000 m2 große Solarwärmeanlage erfolgreich an einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur für innovative KWKAnlagen beteiligt (iKWK). Dieses Fördermodell, bei dem regenerative Wärmeerzeugung – z.B. Solarthermie – indirekt über einen Zuschuss für den KWK-Strom gefördert wird, könnte sich zu einer attraktiven Alternative zur regulären KfW-Förderung entwickeln. In ähnlichen Größenordnungen denken die Stadtwerke in Hennigsdorf und in Neubrandenburg, die jeweils den Bau großer Multifunktionswärmespeicher planen und diese passend auslegen wollen, um im zweiten Schritt Solarthermieanlagen im Megawattmaßstab daran anzuschließen. Bei den Stadtwerken Kempen am Niederrhein ist geplant, dass innerhalb der nächsten drei Jahre ein Kollektorfeld entstehen soll, das groß genug ist, um 15 Prozent des Jahresfernwärmebedarfs der Stadt zu decken. Dieses hätte etwa die Größenordnung, die alle realisierten Fernwärme-Solaranlagen in Deutschland bislang zusammen erreichen. Um im Jahr 2050 rund 12 Terawattstunden Solarthermie für die Fernwärme zu ernten, so wie es sich als Ziel aus der Gebäudestrategie der Bundesregierung ableiten lässt, müssen freilich noch viele solcher Projekte an den Start gehen. Denn dafür wäre 30 Jahre lang ein Zubau von jeweils 1 Million Quadratmeter Kollektorfläche nötig. www.solare-waermenetze.de BERLIN-KÖPENICK Vattenfall hat für das Fernwärmenetz im Berliner Stadtteil Köpenick im Frühjahr 2018 eine Kollektoranlage in Betrieb genommen. Sie wurde auf einer brachliegenden Fläche auf dem Betriebsgelände des Heizkraftwerkes errichtet und speist über einen Wärmetauscher in den Rücklauf des Netzes ein. Technische Daten Bruttokollektorfläche: 1058 m2 Flachkollektoren Jahresertrag (1. Betriebsjahr): 550 MWh Systemanbindung: Rücklaufeinspeisung über Wärmetauscher Quelle: Guido Bröer ERFURT Die SWE Energie GmbH, Tochter der Stadtwerke Erfurt, betreibt seit Frühjahr 2019 eine Solarthermieanlage an ihrem Fernwärmenetz. Die Anlage besteht zu Versuchszwecken aus zwei vollständig voneinander getrennten Teilen. Ein Teil arbeitet mit Flachkollektoren, der andere mit CPC-Vakuumröhrenkollektoren. Technische Daten Bruttokollektorfläche: 1705 m2 1155 m2 CPC-Vakuumröhrenkollektoren 550 m2 Flachkollektoren Jahresertrag (Prognose): 700 MWh Quelle: SWE/Steve Bauerschmidt Gefördert durch: www.solare-waermenetze.de IMPRESSUM Das Infoblatt Solare Wärmenetze ist eine Initiative im Rahmen von Solnet 4.0, einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Vorhaben zur Marktbereitung für solare Wärmenetze. Die Projektpartner sind das Steinbeis Forschungsinstitut Solites, der Fernwärmeverband AGFW, das Hamburg Institut sowie die Herausgeber der Zeitschrift Energiekommune. Herausgeber: Steinbeis Innovation gGmbH vertreten durch Steinbeis Forschungsinstitut Solites (www.solites.de) Redaktion: Guido Bröer, Guido Bröer & Andreas Witt GbR Veröffentlichung: Oktober 2019 Haftungsausschluss: Das dieser Publikation zugrundeliegende Vorhaben wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie unter dem Förderkennzeichen 03EGB0002A gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieses Dokuments liegt bei den AutorInnen. Weder der Fördermittelgeber noch die AutorInnen übernehmen Verantwortung für jegliche Verwendung der darin enthaltenen Informationen. Energiekommune Herr Lutsch, in jüngster Zeit steigt in Deutschland die Zahl der großen Solarthermieanlagen von Energieversorgern. Erleben wir in Ihrer Branche gerade einen Bewusstseinswandel? Nicht nur einen Wandel des Bewusstseins. Wir erleben einen realen Wandel der Energieversorgung im Strom- und im Wärmebereich, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken wird. Im Grunde sind wir schon mittendrin. Die Fernwärme, die ja durch ihren hohen Anteil effizienter Kraft-Wärme-Kopplung ohnehin schon immer eine sehr umweltfreundliche Art der Wärmeversorgung gewesen ist, wird künftig immer weniger fossile und immer mehr erneuerbare Energien enthalten. Unsere Fernwärmeversorger stellen sich außerdem den ganz neuen Aufgaben und Chancen, die für sie im Zuge der Energiewende entstehen und die zum Teil aus dem Strombereich auf uns zu kommen. Fernwärme kann Sektorenkopplung, sie kann Energiespeicherung und sie kann erneuerbare Energietechniken – wie die Solarthermie – in einer viel effizienteren und kostengünstigeren Art und Weise integrieren, als dies in Einzelheizungen für Gebäude jemals möglich wäre. Warum interessieren sich Stadtwerke plötzlich für die Solarthermie? So plötzlich kam das gar nicht. Aber gerade die großen Projekte im urbanen Raum brauchten eine gewisse Anlaufzeit. Ich wage die Voraussage: In den nächsten Jahren werden wir von einer ganzen Reihe neuer Solarprojekte hören. Ein aktueller Anstoß sind dafür wohl auch die neuen europäischen Vorgaben für höhere Anteile erneuerbarer Energien in der Fernwärme. Mitgliedsstaaten bemühen sich also künftig, Wärmeversorger zu überzeugen, ihren Regenerativ- oder Abwärmeanteil jährlich um 1 Prozent zu steigern. Und inzwischen ist die Solarthermie nicht nur eine verlässliche und kostenstabile Energiequelle, sondern auch so preiswert, dass sie für viele Versorger zum tragenden Baustein für die „Dekarbonisierung“ ihrer Netze wird. Welche Anteile trauen Sie der Solarwärme zu? Europaweit gehen wir davon aus, dass 15 Prozent des Fernwärmebedarfs im Jahr 2050 solarthermisch gedeckt werden wird. In Summe sind dies dann 240 Terawattstunden. Wie fügt sich die Solarthermie in die Kakophonie der anderen Energieformen ein, die in sogenannten Wärmenetzen 4.0 eine Rolle spielen sollen? Sehr gut. Sie kann sogar dafür sorgen, dass aus der Kakophonie ein harmonischer Kanon wird. Denken Sie mal an die Multifunktionsspeicher, die mit den großen Solarthermieanlagen gebaut werden: Auf den ersten Blick werden diese großen Wassertanks dafür gebraucht, Solarwärme über Tage, Wochen oder gar saisonal zu speichern. Zugleich dienen sie aber auch zur besseren Integration der KWK-Anlagen in den Strommarkt und zur Optimierung des Zusammenspiels zwischen zahlreichen Energieerzeugern im Wärmenetz – künftig sogar zur Integration von Wind- und Solarstrom. Werner R. Lutsch ist Geschäftsführer des deutschen Fernwärmeverbandes AGFW|Effizienzverband für Wärme, Kälte, KWK sowie Präsident des europäischen Dachverbandes EuroHeat & Power. Im Interview spricht er über die Perspektiven der Solarthermie in der Ferwärme. Quelle: AGFW Infoblatt Solare Wärmenetze | Nr. 4 „Solarthermie wird zum tragenden Baustein“

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Freitag, 1. November, 2019|

Instruments for policy and legal framework – Best Practice Guide für SDH Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen

Solar district heating Instruments for policy and legal framework Best Practice Guide für SDH Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Thema: Verbesserung der regionalen und politischen Rahmenbedingungen Beschreibung: Best Practice Guide mit Empfehlungen für die Politik für SDHFlächenentwicklung und die Doppelnutzung / Multikodierung von Flächen Datum: 15.11.2018 Autor/innen: Simona Weisleder und Christian Maaß, Hamburg Institut Dokument Download: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung Region: Metropolregion Hamburg Beteiligte Partner: HIR Hamburg Institut Research Kurzbeschreibung: Die Flächenbereitstellung stellt ein großes Hindernis für die Umsetzung von SDH in urbanen Räumen dar. Es sind politische Instrumente erforderlich, um Barrieren zu überwinden und neue Konzepte, wie die Multikodierung von Flächen zu stärken. Der Best Practice Guide zeigt Möglichkeiten auf, wie SDH mit zahlreichen Doppelnutzungen realisiert werden kann. Es werden Empfehlungen für politische Instrumente zur Erleichterung solcher Lösungen entwickelt. Ausgangssituation Die Metropolregion Hamburg beheimatet in Norddeutschland ca. 5 Millionen Menschen und umfasst 28.500 km2 in vier Bundesländern (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern). In allen vier Bundesländern der Metropolregion gibt es zahlreiche Wärmenetze. Das größte Fernwärmenetz liegt in der Freien und Hansestadt Hamburg mit über 400.000 angeschlossenen Wohneinheiten. Die Metropolregion weist eine hohe wirtschaftliche Prosperität auf und eine kontinuierlich wachsende Bevölkerung, was zu einer enormen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt für Wohnung- und Gewerbe führt. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 1: Landkreise der Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern in der Metropolregion Hamburg (Quelle: Metropolregion Hamburg). Mit Projekten wie der Solarsiedlung Bramfeld (Karlshöhe), der HafenCity West und dem Energiebunker Wilhelmsburg ist die Stadt Hamburg ein Vorreiter bei der Etablierung von SDH. Der Anteil von Erneuerbaren Energien in Wärmenetzen und insbesondere der Anteil von SDH ist jedoch nach wie vor sehr gering. Die Entwicklung von SDH-Projekten scheitert oft am Flächenmangel. In Ballungszentren wie der Metropolregion Hamburg wird die Fläche für viele andere konkurrierende Zwecke wie Wohnen, Verkehrsinfrastruktur, Industrie und Handel, Naturschutz oder - in den ländlichen Regionen - für die Landwirtschaft benötigt. Unter diesen Umständen zögern die Stadtplaner, Flächen für SDH festzulegen. Es könnte die Umsetzung von SDH erleichtern, wenn die knappen Flächen parallel für andere Zwecke genutzt werden könnten. Beispiele für solche Doppelnutzungen sind nur in Ansätzen in der Metropolregion Hamburg zu finden. Die SDH-Flächenentwicklung und die doppelte Nutzung von Flächen für SDH und andere Zwecke werden bisher im nationalen und regionalen Planungsrecht oder anderen politischen Instrumenten kaum berücksichtigt. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Beispiele aus vielen Regionen der EU zeigen, dass Lösungen für die SDH-Flächenentwicklung und für Doppelnutzungen – sogenannte Multikodierung von Flächen - gefunden werden können. Die Ermittlung der Potenziale für eine solche Flächenentwicklung ist eine der Schlüsselmaßnahmen, die im strategischen Aktionsplan der Metropolregion Hamburg im Rahmen des SDHp2m Projektes identifiziert wurde. Ziele Der SDHp2m Aktionsplan für die Metropolregion Hamburg nennt sechs relevante Kategorien für die Flächenentwicklung und Multikodierung von Flächen für SDH: 1. Landwirtschaftliche Produktionsflächen 2. Naturschutz- und Wasserschutzgebiete 3. Belastete/ kontaminierte Flächen oder Industriegebiete 4. Große Infrastruktureinrichtungen 5. Große Dachflächen 6. Flächen entlang von Verkehrswegen Einige Erfahrungen können von der Flächenbereitstellung für große Photovoltaikanlagen übertragen werden, wo bereits Mehrfachkodierung häufiger ist, z.B. auf großen Parkdecks, als Lärmschutz und auf Gewächshäusern. In einigen Fragen ist es jedoch notwendig, die speziellen technischen Rahmenbedingungen der Doppelnutzung mit solarthermischen Anlagen zu untersuchen, z.B. das hydraulische System bei sehr langgestreckten und schmalen Anlagen entlang von Verkehrswegen oder auch Sicherheitsfragen, wie der Umgang mit heißen Flüssigkeiten in den Kollektoren auf Parkdecks. Ziel ist es, Best-Practice-Beispiele für SDH-Projekte aus der EU zu identifizieren, mögliche Chancen für ähnliche Projekte in der Metropolregion Hamburg zu identifizieren und Politikinstrumente zu formulieren, die die Entwicklung von SDH-Projekten in diesen Bereichen fördern. Maßnahmen und Aktionen In einem ersten Schritt wurden Best-Practice-Beispiele für die verschiedenen möglichen Entwicklungsbereiche gesichtet und analysiert. Zweitens wurde analysiert, ob, wo und wie diese Beispiele auf die Situation in der Region Hamburg übertragen werden können. Konkrete Möglichkeiten für die Projektentwicklung wurden teilweise in Fallstudien untersucht. Abschließend wurden Empfehlungen für die Politik formuliert um SDH weiter voranzubringen. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Barrieren und Möglichkeiten 1) Entwicklung der Doppelnutzung für landwirtschaftliche Produktion Die Solarthermieanlagen dänischen Vorbilds werden hauptsächlich in ländlichen Gebieten oder in der Nähe von kleinen und mittelgroßen Städten gebaut. In Großstädten gibt es bisher kaum Anlagen, vor allem wegen hoher Immobilienpreise und der hohen Flächenkonkurrenz. In Deutschland ist bei SDH-Projekten im ländlichen Raum der Wettbewerb um landwirtschaftliche Nutzungen von entscheidender Bedeutung. Die Biomasseproduktion stellt eine wichtige Einkommensquelle für die Bauern dar. Vergleicht man die Energieausbeute bei Biomasse mit der der Solarthermie, so ist diese allerdings um einen Faktor von 40-50% besser.  Best Practice Beispiele Das Beispiel des Forschungsprojektes "AGRO PV"1 untersucht, ob die landwirtschaftliche Produktion mit der Energieproduktion kombinierbar ist - dies könnte auf solarthermische Lösungen übertragen werden. Die Projektidee des Hamburg Instituts für Solare Nachbarschaftsgewächshäuser verbindet Solarthermie mit dem Trend des „Urban Gardenings“ und stärkt nachbarschaftlichen Gemeinsinn. Abbildung 2: Projektidee Solare Nachbarschaftsgewächshäuser(Quelle: Hamburg Institut) 1 www.agrophotovoltaik.de Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Im Stadtteil Hamburg-Harburg hat das kürzlich fertiggestellte "Integrierte Quartierskonzept" für den Bereich "Südöstliches Eißendorf / Bremer Straße" die Möglichkeit untersucht, solarthermische Wärme in das Wärmenetz einer lokalen Wohnungsgenossenschaft zu integrieren. Das Konzept schlägt mögliche Standorte vor, die sich für eine Freiflächen-Solarthermieanlage eignen würden. Heute werden die Flächen für Erdbeeranbau und Kleingärten genutzt. Eine Option zur Umsetzung könnte an dieser Stelle das Konzept der Solaren Nachbarschaftsgewächshäuser sein. Abbildung 3: Projektvorschlag für Solare Nachbarschaftsgewächshäuser in Hamburg-Harburg (Quelle: Geoportal Hamburg) 2) Entwicklung einer Doppelnutzung für Naturschutz- und Hochwasserschutzgebiete mit SDH  Best Practice Beispiel Crailsheim2 ist eines der überzeugendsten Best-Practice-Beispiele einer SDH-Anlage und der Einbindung von Naturschutzaspekten. Durch die Integration der großen Solarthermieanlage auf der Südflanke eines Lärmschutzwalls mit einem ökologischen Gesamtkonzept ist die Fläche zu einem Ort mit hohem Erholungswert geworden und bietet vielen heimischen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum - ein "Hot Spot" für seltene Arten konnte geschaffen werden. Mit dieser Maßnahme wurden wertvolle "Öko- 2 http://solar-district-heating.eu/Portals/0/NewFolder/BroschüreCrailsheimEN.pdf Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Punkte" gesammelt und dementsprechend finanzielle Mittel, die die SDH-Anlage noch wirtschaftlicher machen. In Châteaubriant3 in Frankreich wurde eine SDH-Anlage in einem Hochwasserschutzgebiet errichtet. In Graz ist die Planung für das BIG SOLAR GRAZ Projekt in einem Wasserschutzgebiet in einem weit fortgeschrittenen Stadium und soll ab 2019 realisiert werden. Beide Projekte zeigen, dass es von Vorteil sein kann, SDHProjekte auf Flächen zu planen, in denen es keine Flächenkonkurrenzen mit der Entwicklung von Wohnungsbau oder andere Bauprojekten gibt. Sie zeigen auch, dass es möglich ist, SDH-Projekte in Koexistenz mit der Erhaltung der natürlichen Gegebenheiten zu entwickeln.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Der Ansatz für die Entwicklung von SDH-Projekten mit dem Naturschutz ist richtig und vielversprechend und sollte auch in der Metropolregion Hamburg weiter verfolgt werden. Durch die enorm starke Bautätigkeit in der Region werden die Flächen für gesetzlich nötigen Ausgleichsmaßnahmen im urbanen Raum sehr knapp. Wenn durch die Flächenentwicklung bei SDH mit dem Naturschutz wertvolle „Ökopunkte“ gesammelt werden können, kann das ein wichtiger Faktor sein. Die ökologische Aufwertung von z.B. ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzten Fläche könnte ein Geschäftsmodell für Landwirte werden. 3) Entwicklung von belasteten oder kontaminierten Flächen oder Industriegebieten für SDH Nach den vorliegenden Erfahrungen scheint der rechtliche Rahmen für die Entwicklung von SDH-Projekten auf belasteten Flächen ausreichend zu sein. Es gibt zahlreiche umgesetzte Projekte, konkrete Projektentwicklungen und Machbarkeitsstudien. Unter Berücksichtigung der speziellen Rahmenbedingungen beim Bau auf belasteten oder kontaminierten Böden ist SDH generell möglich.  Best Practice Beispiel Es gibt dazu zahlreiche Beispiele in Deutschland, z.B. in Senftenberg4. Im August 2016 wurde auf einer rekultivierten Deponie in der Stadt Senftenberg die bisher größte solarthermische Anlage Deutschlands in Betrieb genommen. Mit einer Kollektorfläche von 8.300 m² ist sie gleichzeitig eine der weltweit größten Anlagen mit Vakuumröhrenkollektoren und die erste Anlage in Deutschland, die in ein klassisches Fernwärmenetz einspeist. In der "Solarhauptstadt" Graz feierte man 2017 die Einweihung des ersten Bauabschnitts des sogenannten HELIOS-Projekts mit 2.000 m2 auf einer ehemaligen Mülldeponie. 3 http://www.mairie-chateaubriant.fr/medias/2018/01/DP-inauguration-centrale-solaire-14bd.pdf 4 http://ritter-xl-solar.com/en/applications/district-heating/senftenberg-ger/ Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Auch in Städten wie Hamburg mit einer wachsenden Bevölkerung und derzeit rund 1,8 Mio. Einwohnern und einer daraus resultierenden starken Konkurrenz um Flächen, gibt es Potenziale für SDH. Der Hamburger Hafen ist der zweitgrößte in Europa und die Elbe muss jedes Jahr von der Hamburg Port Authority (HPA) ausgebaggert werden, um die Fahrrinnentiefe für den Containerschiffsverkehr sicherzustellen. Große Hafenschlickdeponien existieren, einige sind bereits rekultiviert und einige werden laufend in Betrieb bleiben. Erste Gespräche mit HPA fanden statt, um die Option einer multikodierte Nutzung auf diesen Flächen für SDH zu ermöglichen. Abbildung 4: Hafenschlickkhügel in Hamburg (Quelle: HPA) 4) Entwicklung von Flächen bei großen Infrastruktureinrichtungen für SDH Ähnlich dem Konzept der doppelten Nutzung von großen Dachflächen für SDH lohnt es sich, ein Flächenscreening durchzuführen, um Optionen zu identifizieren, die bisher nur monofunktional für große Infrastruktureinrichtungen wie Parkplatz- oder Industrieanlagen genutzt werden.  Best Practice Beispiel In Graz5 bekam ein Parkdeck eines privaten Unternehmens ein komplett neues Dach, um Schatten für die parkenden Autos zu bieten, bei dem eine Solarthermieanlage integrierte wurde. 5 https://www.klimafonds.gv.at/assets/Uploads/Projektberichte/2015/Solare-Groanlagen-2015/B368386-Solare-Groanlagen-publizierbarer- Zwischenbericht.pdf Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert In Thailand6 wurde über einem Produktionsbereich einer der größten Thunfischkonservenfabriken eine Solarthermieanlage realisiert.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Das Hamburger Institut hat zwei konkrete Ideen für potenzielle SDH Flächen entwickelt: ein Parkdeck und Klärbecken. Im Rahmen eines energetischen Quartiers-Energiekonzeptes in Hamburg-Harburg entstand die Idee, das Parkdeck eines zentral gelegenen Einkaufszentrums mit ca. 11.000 m² für SDH zu überdachen. Die gewonnene Solarwärme könnte in ein neues Wärmenetz eingespeist werden. Abbildung 5: Projektidee des Hamburg Institus in Hamburg-Harburg und ein gebuates Beipsiel in Neckarsulm (Quelle: Geoportal Hamburg + Solites) Auf der Suche nach großen Flächen für SDH entwickelte das Hamburger Institut die Idee, eine Solarthermieanlage über mehreren großen Klärbecken zu realisieren. Die Kläranlage Hamburg-Dradenau verfügt über große Nachklärbecken, die durch eine Stahlkonstruktion mit Solarthermiekollektoren überbaut werden könnten. Die Konstruktion würde über eine Länge von 9,5 m die Last in die Betontrennwände jedes Beckens abtragen. Alle Nachklärbecken zusammen haben eine Gesamtfläche von ca. 53.000 m². 6 http://denmark.dk/en/green-living/sustainable-projects/the-danish-clean-tech-sector-sunmark Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 6: Projektidee des Hamburg Instituts beim Klärwerk in Hamburg-Dradenau (Quelle: HSE) 5) Entwicklung großer Dachflächen für SDH  Best Practice Beispiel In Europa gibt es zahlreiche Beispiele für große SDH-Anlagen auf Dächern. Einige der gebauten Projekte werden im Best-Practice-Guide näher betrachtet. Zu den Beispielen im Ausland gehören Anlagen auf Gewerbedächern wie z.B. in Wels7 (Österreich). In Hamburg wurden Anlagen auf Dächern von Wohn- und Geschäftsgebäuden in der HafenCity8 (West) auf der Grundlage eines Landesgesetzes realisiert, das für die Immobilienentwicklung eine rechtsverbindliche Regelung zur Bereitstellung eines Mindestwärmeanteils mit Erneuerbaren Energien einforderte. Der Energiebunker9 in Hamburg-Wilhelmsburg ist ein weiteres bekanntes Best-Practice-Beispiel und der Ausgangspunkt für ein neu gebautes SDH-Netz in einem Bestandsquartier.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Die vorhandenen Beispiele zeigen, dass SDH-Anlagen auf großen Dachflächen realisierbar sind und dass es rechtliche Möglichkeiten gibt, um SDH auf Dächern zu einem verbindlichen Bestandteil der Immobilienentwicklung zu machen. Es gibt jedoch nach wie vor Barrieren, die die Kommunen von der Umsetzung solcher regulatorischen Maßnahmen abhalten: Insbesondere Solarthermie auf Dächern ist - im Vergleich zu auf fossilen Brennstoffen basierenden DH, Freiflächen-Solarthermie oder im Vergleich zur Einzelheizung mit Erdgas oder Öl - relativ teuer. Wenn Solarthermieanlagen auf sehr großen Dachflächen vor dem Bau mit einer integrierten Gebäudeplanung mit gedacht werden, können diese Kosten deutlich gesenkt 7 http://ritter-xl-solar.com/en/applications/district-heating/wels-austria/ 8 http://hafencity.com/upload/files/files/Waermeversorgung_HafenCity.pdf 9 https://www.iba-hamburg.de/en/projects/energiebunker/projekt/energy-bunker.html Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert werden. Abhängig von möglichen staatlichen Förderung kann dann SDH mit anderen Heizlösungen wettbewerbsfähig sein. Es könnte daher ein vielversprechender Ansatz sein, darauf hin zu wirken, Synergien mit der anhaltend starken Neubautätigkeit großer Gewerbegebäude zu nutzen. Ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden gilt, ist der Wettbewerb mit der Photovoltaik auf Dächern. Bislang sind die wirtschaftlichen Vorteile für den Betrieb einer großen PV-Aufdachanlage oft höher als der Betrieb einer SDH-Anlage, während die technischen und rechtlichen Barrieren für Dach-Solarthermie höher sind als für PV. Eine Möglichkeit, die verfügbare Fläche für Solarenergie zu erhöhen, ist das Baurecht. Speziell die Einführung einer Bauverordnungspflicht, die bei der Errichtung von Gewerbebauten mit großen Dachflächen (z.B. von 250 oder 500 qm Dachfläche mit einer geeigneten Ausrichtung nach Süden, Osten oder Westen), die Verpflichtung zur gleichzeitigen Errichtung einer Solarthermie oder PV-Anlage auf einem Mindestanteil des Daches beinhaltet. Es wäre auch denkbar, aber weniger umfassend, eine Pflicht festzulegen, nach der diese Gebäude statisch so ausgelegt werden müssen, dass die nachträgliche Installation einer Solaranlage ohne nennenswerte bauliche Eingriffe möglich ist (entsprechende Baustatik, Verankerungspunkte für die Anlage sowie von Leerrohre für Leitungen). 6) Entwicklung von Flächen entlang von Verkehrswegen für SDH 7) Best Practice Beispiel Anhand von Best-Practice-Beispielen entlang von Verkehrswegen evaluiert das EU-Life-Projekt "NOISUM"10 dieses Thema. Das Hauptziel des Projekts war es, innovative Lärmschutzwände für SDH zu entwickeln. Speziell angepasste Solarthermiekollektoren wurden in einem Pilotprojekt an einer großen Verkehrstrasse für den Straßen- und Schienenverkehr installiert und evaluiert. Das Projekt zeigt, dass es funktioniert, den Lärmpegel im Straßen- und Schienenverkehr in europäischen Städten erheblich zu senken. Gleichzeitig entsteht durch den Lärmschutz eine attraktivere Nahumgebung und Erneuerbare Energie können für das lokale Energienetz bereitstellt werden. Die Entwicklung eines Projekts in einer deutlich größeren Dimension könnte sehr interessant sein. Gerade in den wachsenden Städten ist die Verdichtung der Stadt entlang der Mobilitätsinfrastrukturen mit neuen Siedlungen virulent und der Lärmschutz spielt eine wichtige Rolle. Ein Beispiel aus den Niederlanden in Almere11 zeigt, dass SDH in die Stadt- und Landschaftsplanung integriert werden kann - mehr noch, SDH kann als Wahrzeichen und kreatives Element fungieren. 10 https://noisun.wordpress.com/2015/02/05/noisun-nagra-steg-narmare-varen/ 11 http://www.crrescendo.net/almere_noorderplassen.html Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Es lohnt sich die Entwicklung der PV-Branche zu beobachten, bei der das Gesetz in Deutschland für einen festgelegten Korridor entlang der Verkehrsstraßen die Möglichkeit der Ausweisung von PV-Flächen vorsieht.  Übertragbarkeit in die Metropolregion Hamburg Als logistischer Knotenpunkt in Norddeutschland mit dem Hafen gibt es viele Verkehrswege in und um Hamburg. In den nächsten Jahren werden in der Metropolregion mehrere neue Straßenprojekte geplant und umgesetzt, wie z.B. Autobahn A 26 (Hamburg), Autobahn A 20 (Bad Segeberg) oder die Westumgehung Pinneberg, bei denen das Thema Lärmschutz virulent wird. Abbildung 7: West-Umfahrung in Pinneberg im Bau – Fertigstellung bis 2019 (Quelle: Google Maps). In verschiedenen großen Stadtentwicklungsprojekten spielt der Lärmschutz eine wichtige Rolle, z.B. bei einem der neuesten Projekte in Hamburg: Oberbillwerder, wo in den nächsten 5 bis 20 Jahren ein Stadtteil mit rund 7.000 Wohneinheiten und 5.000 Arbeitsplätzen entlang einer Bahnlinie entstehen wird. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Abbildung 8: Gewinner der Masterplanverfahrens für Oberbillwerder in Hamburg (Quelle: ADEPT ApS mit Karres en Brands Landschapsarchitecten b.v. & Transsolar Energietechnik GmbH) Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Ergebnisse Man kann einen grundsätzlichen politischen Willen, SDH in Deutschland zu fördern, festhalten. Es gibt dementsprechend auch attraktive Förderbedingungen. Dennoch ist die Entwicklung von SDH aufgrund anderer Hindernisse sehr schleppend:  Mangel an wirtschaftlichem und rechtlichem Druck Die politischen Entscheidungsträger müssen dringend über die Regulierung der Verwendung fossiler Brennstoffe im Wärmesektor intensiver diskutieren. Mögliche Instrumente könnten Einschränkungen für neue dezentrale Heizanlagen mit fossilen Brennstoffen (wie in Dänemark) oder feste Quoten für Erneuerbare Energien in der Wärmeversorgung sein. Darüber hinaus würden höhere Steuern auf Erdgas und Heizöl dazu beitragen, dass Erneuerbare Energien wettbewerbsfähig werden.  Flächenkonkurrenz zur PV SDH konkurriert mit PV um die knappe Ressource Fläche. Während PV an vielen Orten weit entfernt von den Städten umgesetzt werden kann, ist SDH von Flächen abhängig, die in der Nähe der Verbraucher, der Wärmesenken, verfügbar sind. Um diesen Konflikt zu lösen, sollte es einen Planungsprozess auf regionaler oder kommunaler Ebene geben, der bestimmt, welche Gebiete für SDH ausgewiesen werden sollten. Dies könnte in kommunalen Wärmeplänen (wie in Dänemark) geschehen.  Regulierung und Transparenz In einigen Regionen ist der Ruf der Fernwärme aufgrund von Verbraucherbeschwerden über Preise oder fehlende Transparenz relativ negativ. Das mangelnde Vertrauen der Verbraucher kann ein Hindernis sein für die Erweiterung oder den Neubau von Wärmenetzen. Dies könnte durch eine strengere Preis- und Transparenzpolitik sowie die Einführung einer Preisregulierung durch die Kommunen geändert werden.  SDH ist immer noch nicht als eine Lösung hinreichend bekannt Die Politik sollte die Vorteile von Solarthermieanlagen als kostenstabile, nachhaltige und erneuerbare Option für Wärmenetze mehr kommunizieren und fördern. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert  Öffentliche Wahrnehmung: SDH ist "hässlich" und verschandelt Natur und Landschaft Die Politik muss deutlicher machen, dass Energie-/ Wärmeproduktion Fläche benötigt - besonders für die Wärmeversorgung, wo die Produktion in der Nähe des Verbrauchs stattfinden muss. Fossile Brennstoffe haben seit Jahrzehnten Natur und Landschaft geprägt - und tun es noch immer - meist nicht vor unserer Haustür, sondern in anderen Regionen und Ländern. SDH bietet die Möglichkeit integrierter Konzepte, bei denen die Wärmeproduktion mit dem Naturschutz einhergeht - belegt durch Projekte wie Crailsheim. Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sollten solche Konzepte stärken, vermehrt umsetzen und die Diskussion über eine neue Sicht auf eine landschaftsintegrierende Energieerzeugung anregen. Solar district heating Instrumente Verbesserung der regionalen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen Dieses Projekt wurde im Rahmen des Förderprogramms Nr. 691624 der Europäischen Union im Forschungsund Innovationsprogramm "Horizont 2020" gefördert Erkenntnisse Das Konzept der multikodierten Flächen für SDH ist ein vielversprechender Ansatz und es gibt ein großes und vielfältiges Potenzial. In vielen Fällen können großmaßstäbliche Projekte auf diesen Flächen wettbewerbsfähige Preise erzielen, selbst wenn zusätzliche Kosten anfallen. Manchmal kann die Multikodierung als "Türöffner" für das Thema verwendet werden und manchmal bleiben die Projekte Einzellösungen. Der Ansatz zeigt aber auch deutlich, dass SDH integrierte und interdisziplinäre Arbeitsgruppen erfordert, um den Abwägungs- und Aushandlungsprozessen der verschiedenen Akteure und Interessen gerecht zu werden. SDH-Projekte auf multikodierten Flächen können eine wichtige Ergänzung vor allem in urbanen Räumen zu den "Plug & Play" Lösungen für landwirtschaftliche Flächen darstellen, wie sie aus kleinen und mittelgroßen Städten in Dänemark bekannt sind. Für größere Städte und Flächen in dicht besiedelten Regionen könnten multikodierte Flächen ein Mittel sein, die Akzeptanz für SDH-Projekte zu erhöhen und die Produktion von erneuerbarer Wärme in der erforderlichen Menge und mit einem erschwinglichen Preisniveau zu steigern. ┘ Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Publikation liegt bei den Autoren. Es spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Europäischen Union wider. Weder die Europäische Kommission noch die Autoren sind verantwortlich für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Instruments for market support – Mieterwärmemodelle

Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Gegenstand: Marktbereitung Beschreibung: Mieterwärmemodelle Datum: 20.11.2018 Autor: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Dokumentendownload: www.solar-district-heating.eu/en/knowledge-database/ Zusammenfassung der Maßnahme Region: Freistaat Thüringen Beteiligte Partner: Projektpartner, Experten, regionale Akteure Kurzbeschreibung der Maßnahme: Solarthermie in Mehrfamilienhäusern / Mieterwärme - Erstellung eines Arbeitskonzepts zur Intensivierung der Investitionen in solarthermische Anlagen für die Warmwasser- und Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern Ausgangssituation Thüringen kann einen Beitrag zum international vereinbarten Klimaschutz leisten. Damit dies gelingt, ist es wichtig die Wärmewende als essentiellen Teil der Energiewende zu verstehen. Um die Treibhausgasreduktionspotentiale, die der Wärmesektor für eine Wärmewende leisten kann, nutzen zu können, verfolgt Thüringen eine Doppelstrategie: Auf der einen Seite soll der Wärmebedarf generell reduziert werden, während auf der anderen Seite der Anteil der erneuerbaren Energien und der effizienten Technologien an der Wärmebereitstellung langfristig steigen soll. Eine Untersuchung des Energieversorgungssystems Thüringens durch die Fachhochschule Nordhausen und die EKP Energie-Klima-Plan GmbH hat gezeigt, dass dieses heute neben Fernwärmesystemen auch von dezentralen Gas- und Ölfeuerungsanlagen dominiert wird aber insgesamt sehr heterogen ist. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass bereits im Jahr 2010 der Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung größer war, als dies für den bundesdeutschen Durchschnitt der Fall war. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärmeerzeugung lag in Thüringen im Jahr 2015 bei 21,5%. Der größte Teil der Wärme aus erneuerbaren Energien wird in Deutschland durch die Nutzung von Biomasse bereitgestellt deren Potentiale aber in Thüringen bereits nahezu erschöpft sind. Im Gegensatz Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 dazu werden die Potentiale anderer erneuerbarer Energien, wie der Solarthermie und der Geothermie, noch nicht umfänglich genutzt. Daher und auf Grund der Besiedelungsstruktur Thüringens mit einem hohen Anteil ländlicher Regionen bietet die Kombination der Biomasse mit der Solarthermie in Wärmenetzen einen vielversprechenden Ansatz um den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung zu steigern. Darüber hinaus sind die Thüringer Städte durch Mehrfamilienhausbebauungen geprägt, wo eine Installation von Solarkollektoren auf den Dachflächen eine gute Möglichkeit darstellt die Solarthermie auch in Städten in Wärmenetze zu integrieren. Etwa 75% der bestehenden Mehrfamilienhäuser sind bereits an ein – öffentliches oder gesellschaftseigenes – Wärmenetz angeschlossen. Der weitere Bestand der Mehrfamilienhäuser ist oftmals mit einem Anschluss an ein Gasnetz versehen. Da eine Phase der intensiven Bestandssanierungen bereits 20 bis 25 Jahre zurückliegt, ist mit neuerlichen umfassenden Gebäudesanierungen in der kommenden Zeit zu rechnen. Ziele Vor dem Hintergrund der Erarbeitung des Thüringer Klimagesetzes, der Integrierten Energie- und Klimastrategie sowie der Landeswärmestrategie, welche die besondere Bedeutung der Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien hiervorheben, soll in Zukunft der Einsatz der erneuerbaren Energien für die Wärmebereitstellung in Thüringen weiter intensiviert werden. Für den Einsatz der großflächigen Solarthermie stellt sich insbesondere in Städten die Frage nach Flächen für die Installation der Anlagen, wobei Mehrfamilienhäuser z.T. über große ungenutzte und verbrauchsnahe Dachflächen verfügen. Aus diesem Grund soll auf eine Aktivierung der Investitionen für solarthermische Anlagen für Mehrfamilienhäuser abgezielt werden. Mit dem Mieterstrommodell existiert in Deutschland bereits ein Betreibermodell, bei dem Mieter vom Einsatz erneuerbarer Energien für die eigene Stromversorgung direkt profitieren können. Insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Anteile zur Miete wohnender Personen, steigender Kosten für die Wärmeversorgung und der Tatsache, dass die Wärmeversorgung damit auch eine große soziale Komponente aufweist, wurden die Möglichkeiten zur Umsetzung eines analogen „Mieterwärmemodells“ sowie den generellen Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern beleuchtet. Maßnahmen und Aktivitäten Im Zuge der Erstellung eines Arbeitskonzepts, das Grundlage für weitere Aktivitäten des TMUEN zum Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern darstellen soll, wurde zunächst eine intensive Analyse der Ausgangssituation angestellt. Dazu wurden die regionalen Rahmenbedingungen des Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Mehrfamilienhausbestandes sowie nationale und regionale gesetzliche Vorgaben zur Wärmeversorgung, aber auch verfügbare Förderprogramme, analysiert. Zudem wurden die Ergebnisse zielgruppenspezifischer Arbeitstreffen hinsichtlich dieser Aspekte ausgewertet und zusammengefasst. Parallel dazu fand ein intensiver Austausch mit Projektpartnern sowie mit weiteren Experten zu diesem Thema statt. Letztlich konnten die gewonnenen Erkenntnisse über die Möglichkeiten zur Intensivierung von Investitionen in solarthermische Anlagen für die Warmwasser- und Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern als Arbeitspapier zusammengefasst werden. Zudem wurden zwei Konzepte für Folge-Fachveranstaltungen erarbeitet. Hürden und Möglichkeiten Die Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren sowie verschiedenen Experten zum Thema der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern gestaltete sich sehr ertragreich. Insgesamt zeichnete sich eine große Bereitschaft aller involvierten Akteure ab, zu diesem Thema künftig intensiver zusammen zu arbeiten um den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung in Mehrfamilienhäusern zu steigern. Für den Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern konnten verschiedene organisatorische, aber auch technische Hemmnisse, identifiziert werden. Während technische Hemmnisse wie eine zu geringe Tragfähigkeit der Dachflächen mitunter ein (ökonomisches) Ausschlusskriterium für den Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern darstellen, können verschiedene organisatorische Hemmnisse intensiv diskutiert werden. Eine besondere Betrachtung verlangen dabei künftig noch Fragen nach dem Betreibermodell und damit zusammenhängend auch steuerrechtliche Aspekte unter Berücksichtigung der Vorgaben der Heizkostenverordnung. Installieren Wohnungsgenossenschaften eine solarthermische Anlage, sind die entstehenden Kosten zu maximal 11% jährlich auf die Miete umlegbar. Gleichzeitig können die solaren Wärmegestehungskosten nicht nach Verbrauch abgerechnet werden. Mit dem Verkauf von Wärme nehmen Wohnungsgesellschaften dann zudem den Status eines Versorgers ein und entsprechende steuerrechtliche Vorgaben müssen berücksichtigt werden. Aus diesem Punkten ergibt sich das „Investor- Nutzer-Dilemma“. Ein Abrechnungsmodell besteht noch nicht. Für den Einsatz solarthermischer Anlagen empfiehlt sich insbesondere der Neubau. Mit der Anforderung an hohe Gebäudestandards ist auch eine entsprechende Gebäudetechnik verbunden, welche auf Grund niedriger Heizungsvorlauftemperaturen den Einsatz der Solarthermie begünstig. Für den Bestandsbau wiederum ist der Einsatz der Solarthermie oft mit weiteren (kosten)intensiven Anpassungsmaßnahmen verbunden, weshalb ein Einsatz im Bestandsbau von den Akteuren nicht favorisiert wird. Dennoch existieren Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 bundesweit verschiedene Projekte, welche belegen, dass ein Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern auf vielfältige Weise – auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – möglich ist. Ergebnisse Es konnte ein Arbeitspapier zusammengefasst werden, das den aktuellen Stand wiedergibt, Hürden und Möglichkeiten auflistet und weitere Ansätze zur zukünftigen Arbeit am Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern beschreibt. - Der Einsatz solarthermischer Anlagen in Mehrfamilienhäusern ist möglich. Ein Mieterwärmemodell könnte dazu beitragen, Mieter von stark steigenden Heizkosten zu entlasten und gleichzeitig den Wert einer Immobilie steigern. - Kernfrage dabei ist die Finanzierung der solarthermischen Anlage. - Ein gängiges Abrechnungsmodell besteht noch nicht und ist abhängig von steuerrechtlichen Vorgaben sowie Regelungen der Heizkostenverordnung. - Diskutiert wurde neben dem Mieterwärmemodell auch der Ansatz der „Flatrate-Miete“, bei der pauschal die Kosten für die Wärmeversorgung – unabhängig vom Verbrauch – vom Vermieter auf die Kaltmiete aufgeschlagen werden. Eine Umsetzung wird angestrebt, insbesondere vor dem Hintergrund der Sektorenkopplung. - Weiterhin rückte bei der Frage nach einem Betreibermodell als mögliche Lösung die Variante des Contractings in den Vordergrund, bei der regionale Versorger wie Stadtwerke den Betrieb der solarthermischen Anlage übernehmen. Eventuell könnte auf diese Weise auch der Anteil der erneuerbaren Energien an der Fernwärmeversorgung gesteigert werden. Eine intensive Zusammenarbeit zu diesem Thema ist notwendig. Zudem konnten zwei Konzepte für Fachveranstaltungen für die Akteure vor Ort erarbeitet werden, deren Ziel zum einen das „capacity building“ zu technischen und organisatorischen Aspekten des Einsatzes erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung ist, das aber auch darauf abzielt weiterhin eine Umsetzung von Projekten zur Solarthermie in Mehrfamilienhäusern / Mieterstrommodelle zu erleichtern. Letztlich konnte das Thema Contracting / Solarthermie in Mehrfamilienhäusern bei einem SDH-Workshop diskutiert werden, an dem etwa 30 regionale Akteure teilnahmen. Insgesamt konnte mit der Erarbeitung des Arbeitskonzepts eine Sensibilisierung für das Thema erzielt werden. Auch eine weitere Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren dazu ist geplant. Da parallel zu den Aktivitäten zu Solarthermie in Mehrfamilienhäusern auch an der Erarbeitung eines Konzepts für das Förderprogramm Solar Invest gearbeitet wurde, konnten auch dort Aspekte aus den Arbeiten zum Thema Solarthermie in Mehrfamilienhäusern berücksichtig werden. Beispielsweise ist angedacht, eine Förderung zur technischen Überprüfung / Anpassung bereits bestehender Solar district heating Instruments for market support Best-Practice Policy, Legal Framework or Financing Instrument This project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 691624 Solarthermieanlagen in Mehrfamilienhäusern in das Programm mit aufzunehmen. Auch Machbarkeitsstudien zum Einsatz der Solarthermie in Mehrfamilienhäusern sollen künftig gefördert werden. Gewonnene Erkenntnisse Die Wärmewende mit erneuerbaren Energien bedarf der Zusammenarbeit verschiedenster Akteure. Insbesondere im Bereich der Mehrfamilienhäuser sind die Rahmenbedingungen auf Grund der nationalen Gesetzeslage sehr anspruchsvoll. Gleichzeitig ist das Potential für den Einsatz der Solarthermie für die Wärmeversorgung von Mehrfamilienhäusern und auch die städtische Fernwärmeversorgung sehr groß. Aus diesen Gründen sollte weiter an diesem Thema gearbeitet werden. Insbesondere die künftig zu erwartenden gesetzlichen Änderungen auf Bundesebene werden dabei von entscheidender Bedeutung sein, wobei sich Thüringen künftig weiterhin für den Einsatz der erneuerbaren Energien stark machen wird. ┘ The sole responsibility for the contents of this publication lies with the authors. It does not necessarily reflect the opinion of the European Union. Neither the European Commission nor the authors are responsible for any use that may be made of the information contained therein. ┌

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Dienstag, 1. Januar, 2019|

Vernetzte Solarwärme im Wohnungsbau + Solarenergiedörfer liegen im Trend

9 Oktober 2018 Solare Wärmenetze Bei einer Umfrage des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, an der sich 131 Wohnungsbaugesellschaften beteiligten, erklärte jedes vierte Unternehmen, dass es eigene Wärmenetze betreibe. Ausdrücklich nicht erfasst waren dabei Netze, die von Contractoren wie beispielsweise Stadtwerken betrieben werden. Bislang ist dieser Bereich der Wärmeversorgung weitgehend statistische Grauzone. Simona Weisleder vom Ham burg Insti tut, das in diesem Bereich mit dem GdW koo pe riert, findet das Umfrageergebnis deshalb sehr interessant: „Dass ein derart hoher Anteil der Wohnungsunternehmen eigene Netze betreibt, bestätigt unsere These, dass hier im Zuge der Wärmewende ein Feld zu beackern ist.“ Während sich der Fokus der Wohnungswirtschaft nach Weisleders Einschätzung bislang eher auf den Bereich der Gebäudedämmung gerichtet habe, sei die Erzeugung von Wärme mittels erneuerbarer Energien bislang noch zu wenig im Mittelpunkt, meint Weisleder. Ein vorhandenes Wärmenetz biete al - ler dings die beste Voraussetzung, um erneuerbare Energien, wie beispiels - weise Solarthermie, Erdwärme oder Holz, in vielfältigen Va ria tionen für die Wärmewende in Quar tie ren zu nutzen. Das zeigen etliche Beispiele. Sonne und Eis So betreibt eine Hamburger Wohnungsgenossenschaft, der Eisenbahnbauverein (EBV), seit 2014 im Quartier Roseggerstraße für 480 Wohnungen einen zentralen Eisspeicher mit Wärmepumpe, der von 600 Quadratmetern Solarthermiekollektoren regeneriert wird. Der Betontank mit 20 Metern Durchmesser fasst 1500 Kubikmeter Wasser und rettet trotz dieser relativ geringen Ausmaße große Mengen der Solar wärme vom Sommer in den Winter. Dies funktioniert, weil im Phasenübergang zwischen Eis und flüssi - gem Wasser bei Null Grad relativ große Mengen Energie gespeichert werden kön nen. Allerdings wird eine Wärmepumpe benötigt, um die bei null Grad gespeicherte „Wärme“ auf ein nutz - bares Temperaturniveau für die Raumheizung zu heben. Im Winter entzieht die Wärmepumpe dem Speicher die Energie und lässt dabei das Wasser im Speicher gefrieren. Im Sommerhalbjahr wird der Speicher dann durch die Kollektor anlage wieder aufgetaut und erwärmt. Die Heizkosten der Mieter konnten nach Darstellung von EBV-Vorstand Joachim Bode mit dem neuar - tigen System im Schnitt um 30 Prozent gesenkt werden. In den nächsten Jahren sollen nach diesem Vorbild weitere Quartiere mit Eisspeichersystemen ausgestattet werden. Ganz ohne großen Speicher kommen hingegen fünf neue Solarhäuser der HOWOGE Wohnungsbaugesell - schaft in Berlin-Adlershof aus (Foto oben), obwohl diese sich übers Jahr bilanziell zu 100 Prozent mit der Solarthermie vom eigenen Dach versorgen. Dafür mussten sogar nur eineinhalb Flach dächer mit Solarwärmekollek - toren bestückt werden. Die restlichen Dachflächen können für die Stromerzeugung aus Photovoltaik genutzt wer- Wärmenetze mit Solarthermie-Einspeisung sind eine interessante Energiewende- Option für städtische Quartiere, die bislang aber im Markt noch kaum angekommen ist. Vernetzte Solarwärme im Wohnungsbau Foto: Guido Bröer B Solare Wärmenetze den. Möglich wird dies, weil der Fernwärmeversorger BTB sein Netz gewissermaßen als Solarspeicher zur Verfü - gung stellt: Was die hoch effiziente Solarthermieanlage im Sommer an Mehr ertrag produziert, der in den Häusern selbst nicht gebraucht wird, das speist sie in die Fernwärme leitungen der BTB ein und erwirbt damit für die Mieter ein Energieguthaben. Im Winter steht der Hausgemeinschaft dafür die gleiche Menge Fernwärme ohne Berechnung zu. Im ersten Betriebsjahr der Anlage ist die Bilanz aufgegangen: Die Sonne lieferte mehr Wärme als die Häuser verbraucht haben. Andreas Reinholz, der das Modell als Projektentwickler der BTB zu verantworten hat, freut sich, dass dabei das Temperaturniveau der Solaranlage fast immer hoch genug war, um in den heißeren Vorlauf des Wärmenetzes einzuspeisen. Die Option einer Rücklaufeinspeisung, die bei Netzbetreibern nicht so beliebt ist, musste kaum genutzt werden. Neue Geschäftsmodelle Reinholz lässt durchblicken, dass an diesem im Sinne des Klimaschutzes vorbildlichen Deal zwischen der BTB und dem Wohnungsunternehmen für den Wärme netz betrei ber nicht wirklich viel zu verdienen sei. Allerdings sei es aus Sicht der Fernwärmebranche wichtig, auch in hocheffizienten Neubauquartieren im Geschäft zu bleiben, indem man solche flexiblen Angebote mache. „Die Musik für die Wärmewende spielt allerdings im Altbau“, sagt er. Und auch dort würden großflächige Solaranlagen im Sommer Überschüsse erwirt schaf - ten, die bei attraktiven Verrechnungsmodellen – die es heute in Deutschland allerdings noch nicht gibt – an das Netz abgege ben werden könnten. Bei einem neuen Quartierskonzept der eG Wohnen in Cottbus wird zwar künftig auch Solarwärme an Nachbargebäude weitergegeben, allerdings will man dort mit Verrechnung nichts zu tun haben. Die Schlagworte des vom Energieexperten Timo Leukefeld entwickelten Energiekonzeptes heißen „Flat - rate-Miete“ und „vernetzte Autarkie“. Die beiden fast fertiggestellten Sonnenhäuser mit jeweils sieben Wohnungen sollen sich nicht nur zu 60 bis 70 Prozent selbst mit Strom und Wärme versorgen; sie werden darüber hinaus ihre unvermeidlichen sommerlichen Solarwärmeüberschüsse jeweils an einen benachbarten Platten bau aus DDR-Zeiten abgeben. In den ansonsten mit Fernwär me versorgten Altbauten werden nur kleine Pufferspeicher installiert. Leukefeld geht davon aus, dass die Überschüsse der Solarhäuser ausrei - chen werden, um die Nachbargebäude in den Sommermonaten vollständig mitzuversorgen. „Indem wir den Nach - ba r gebäu den die Überschussenergie schenken, verdoppeln wir in den Solarhäuser den jährlichen Kollektor ertrag.“ Den Mieter im Sonnenhaus kostet diese Freizügigkeit nichts. Er zahlt in diesem Gebäude eine sogenannte Flatrate- Miete, in der Wärme und Strom bereits enthalten sind. Guido Bröer Mit den schlüsselfertigen Solarwärme-Großanlagen von Arcon-Sunmark erzeugen Sie Ihre eigene Wärme und sparen damit nicht nur echtes Geld, sondern unterstützen aktiv den Umweltschutz. Als Marktführer mit über 25 Jahren Erfahrung in Großanlagen ist Arcon-Sunmark ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Beratung, Installation und Betreuung individueller Solarthermie-Anlagen. Wir freuen uns auf Sie! www.arcon-sunmark.com JETZT UMSTEIGEN AUF UMWELTFREUNDLICHE UND GÜNSTIGE WÄRME Arcon-Sunmark GmbH Clermont-Ferrand-Allee 26e 93049 Regensburg info@arcon-sunmark.com Tel. 0941-64090804 Die vernetzten Sonnenhäuser der eG Wohnen in Cottbus versorgen über kleine Wärmenetze im Sommer Bestandsgebäude in der Nachbarschaft mit. Foto: eG Wohnen 11 Solare Wärmenetze Oktober 2018 Als 2012 in Büsingen das erste deutsche Solar-Bioenergiedorf an den Start ging, bei dem die Holzkessel im Sommer abgestellt bleiben und die Wärme ausschließlich von der Sonne kommt, da sorgte dies nicht nur in Fachkreisen für Furore. Auch viele Delegationen aus Kommunen reisten teils über weite Strecken an den Hochrhein, um sich das Büsinger Wärmenetz erklären zu lassen. Doch bis die ersten Nachahmer in die Gänge kamen, dauerte es vier Jahre. Erst 2016 erhöhte sich die Anzahl der deutschen Solar-Bioenergiedörfer je nach Zählweise auf zwei bis drei. Die rheinland-pfäl zischen Nachbargemeinden Neuerkirch und Külz hatten sich mit ihrem Wärme netz zum siamesi - schen Zwillingsdorf verbunden – mit der Solar-Heizzentrale als Herz. Anfang 2017 stieß dann das fränkische Hallerndorf zum kleinen Kreis der Solarenergiedörfer. Erst 2018 ist der Club stark gewachsen: Gleich fünf neue Dorf-Solarheizungen nehmen im laufenden Jahr den Betrieb auf. Breklum im hohen Norden und Randegg ganz im Süden haben ihre Einweihungsfeiern schon hinter sich. In Liggeringen am Bodensee, Mengsberg in Hessen und Ellern im Hunsrück laufen die letzten Vorbereitungen zur vollständigen Inbetriebnahme von Wärmenetz und Solar- Heizzentrale in diesem Jahr. Alle diese fünf Projekte folgen der gleichen Grundidee: Im Som mer bleibt der Holzkessel für einige Monate ausgeschaltet. Dann über nimmt die Sonne die Restwärmeversorgung des Dorfes. Das spart einerseits Brennstoff, was sich mithilfe von Fördermitteln des Bundes auch für den heute noch relativ günstigen Energieträger Holz schon nach einigen Jahren rechnet. Andererseits wird damit der ineffiziente Teillastbetrieb der Kesselanlagen im Sommer vermieden. Das spart Wartungskosten und erhöht die Lebensdauer. 20 Prozent Solarbeitrag Der prognostizierte Beitrag zur jährlich verbrauchten Wärmemenge liegt in den neuen Solardörfern typischerweise bei knapp 20 Prozent. Diese Größenordnung ergibt sich fast automatisch, wenn das Solarfeld für eine Volldeckung im Sommer ausgelegt wird. Wollte man größere Solaranteile erreichen – wie es in Dänemark bereits häufig der Fall ist –, so müsste man deutlich größere Spei cher bauen oder in Kauf nehmen, dass die Kollektoren sich im Sommer mit unter abschalten und die Energie verloren geht. Beides würde die Kosten pro Kilowattstunde Solarwärme verteuern. Unterschiede im Detail So ähnlich sich die Solardorfprojekte auf den ersten Blick sind, so unterscheiden sie sich doch im Detail. Das fängt schon mit der Betreibergesellschaft an. In Mengsberg und Breklum haben sich lokale Bürgerenergiegenossenschaften gebildet, um das Netz zu betreiben. Wer angeschlossen werden möchte, wird Genosse und trägt mit seiner Einlage zum Stamm kapital des Unternehmens bei. Die Gegenleistung ist Wärme zum dauerhaft günstigen Preis. Und vielleicht gibt es sogar eine kleine Dividende am Jahresende. Der Auf - wand für Wartung der Anlagen, Abrechnung der Wärme und Betreuung der Mitglieder, dem sich die Genossenschaften hier über die Bauphase hinaus stellen müssen, ist allerdings erheblich. In den Gemeinden Ellern und Liggerin- Fünf neue Solar-Bioenergiedörfer nehmen 2018 in Deutschland den Regelbetrieb auf. Foto: Stadtwerke Radolfzell. Solarenergiedörfer liegen im Trend In Liggeringen am Bodensee haben die Stadtwerke Radolfzell das Solarthermiefeld bereits aufgestellt. Solare Wärmenetze gen hat sich die Dorfgemeinschaft deshalb entschieden, Bau und Betrieb des Netzes von vornherein dem jeweiligen Versorgungsunternehmen der Kommune zu überlassen. In Randegg hingegen wird das Netz von der Solarcomplex AG betreiben (vgl. Energiekommune 7/2018), einer als Aktiengesell schaft organisierten regionalen Bürgerenergiefirma, die schon im ersten Solarenergiedorf Büsingen Pionierarbeit geleistet hat. Technische Varianten Der auffälligste technische Unterschied zwi schen den einzelnen Solarsystemen ist die Bauform der Kollek toren. Drei der Anlagen (Ellern, Randegg, Breklum) arbeiten mit Vakuumröhrenkollektoren, die nach dem Thermoskannenprinzip isoliert sind und so bei kühler Witterung eine höhere Effizienz erreichen. In Liggeringen und Mengsberg kom men hin - ge gen Großflächen-Flachkollektoren zum Einsatz, wie sie im Vorreiterland Dänemark üb lich sind. Diese sind in der Anschaffung güns tiger, ha ben aber einen geringeren Flächenertrag. Für Thomas Pauschinger vom Steinbeis- Forschungsinstitut Solites in Stuttgart hat jedes System seine Vor- und Nachteile; für die Wärme wende in Deutschlands Dörfern seien diese aber letzt lich nicht entscheidend. Er sieht inzwischen einen klaren Trend zur Sonne: „Es liegt auf der Hand, dass sich die Solarthermie in immer mehr Energie dör - fern als verlässlicher und wirtschaftli - cher Wärmeerzeuger durchsetzt, denn solche Anlagen sind eine zukunftssi - chere Investition und genießen bei den Bewohnern eine hohe Akzeptanz.“ Mit der heutigen Technik sei dabei noch mehr möglich, so Pauschinger: „Wir rechnen damit, dass die Solarthermie zukünftig nicht nur den Sommerbedarf solcher Wärmenetze deckt, sondern durch größere Speicher auch höhere Solaranteile erzielt.“ Guido Bröer Das Solarthermiefeld im hessischen Mengsberg arbeitet seit dem 1. August. Die beiden Speicher sind schon prall gefüllt mit Solarwärme. Die ersten Gebäude werden versorgt. Foto: Viessmann Solarthermie Anlagen Im Norden geht die Sonne auf! garantiert höchste Erträge stabile Wärmepreise schlüsselfertig oder im Contracting Jetzt anrufen und eine unserer über 15.000 m² großen Referenzanlagen in Dänemark besuchen! Savosolar Kühnehöfe 3 | 22761 Hamburg info@savosolar.de | ✆ +49 (0) 40 500 349 7-0 GmbH 15. Oktober 2018 in Erfurt Wärmenetze mit erneuerbarer Ener gie und Multifunktions-Wärmespeichern Der kostenfreie Workshop des Umwelt- und Energie mi - nis teriums Thüringen richtet sich an Versorger, Kommu - nen, Genossenschaften, Wohnungswirtschaft und Planer. Info: A. Kornmann, aline.kornmann@tmuen.thueringen.de 25. Oktober 2018 in Stuttgart Regenerative Wärmekonzepte Der Stadtwerkeverbund ASEW gibt seiner Veranstaltung den Untertitel „Wärmewende mitgestalten und dabei Geld verdienen“. Es geht dabei unter anderem um die Verbindung von Solarthermie und Techniken der Sektorenkopplung in Wärmenetzen. www.asew.de/waermekonzepte 7. bis 9. November 2018 in Dänemark Exkursion zu dänischen Wärmenetzen Das Kompetenzzentrum Wärmenetze Baden-Württem - berg bietet eine Tour nach Dänemark an. Die Veran stal - tung richtet sich an Vertreter von Kommunen und Stadtwerken. Dänische Kommunen und Energiegenos - senschaften sind weltweit führend bei der Entwicklung von (Solar-)Wärmenetzen und Sektorenkopplung. KEA, www.energiekompetenz-bw.de/ddd TERMINE ZU SOLAREN WÄRMENETZEN Oktober 2018

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Montag, 1. Oktober, 2018|

Vernetzte Solarwärme im Wohnungsbau + Solarenergiedörfer liegen im Trend

9 Oktober 2018 Solare Wärmenetze ei einer Umfrage des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, an der sich 131 Wohnungsbaugesellschaften beteiligten, erklärte jedes vierte Unternehmen, dass es eigene Wärmenetze betreibe. Ausdrücklich nicht erfasst waren dabei Netze, die von Contractoren wie beispielsweise Stadtwerken betrieben werden. Bislang ist dieser Bereich der Wärmeversorgung weitgehend statistische Grauzone. Simona Weisleder vom Ham burg Insti tut, das in diesem Bereich mit dem GdW koo pe riert, findet das Umfrageergebnis deshalb sehr interessant: „Dass ein derart hoher Anteil der Wohnungsunternehmen eigene Netze betreibt, bestätigt unsere These, dass hier im Zuge der Wärmewende ein Feld zu beackern ist.“ Während sich der Fokus der Wohnungswirtschaft nach Weisleders Einschätzung bislang eher auf den Bereich der Gebäudedämmung gerichtet habe, sei die Erzeugung von Wärme mittels erneuerbarer Energien bislang noch zu wenig im Mittelpunkt, meint Weisleder. Ein vorhandenes Wärmenetz biete al - ler dings die beste Voraussetzung, um erneuerbare Energien, wie beispiels - weise Solarthermie, Erdwärme oder Holz, in vielfältigen Va ria tionen für die Wärmewende in Quar tie ren zu nutzen. Das zeigen etliche Beispiele. Sonne und Eis So betreibt eine Hamburger Wohnungsgenossenschaft, der Eisenbahnbauverein (EBV), seit 2014 im Quartier Roseggerstraße für 480 Wohnungen einen zentralen Eisspeicher mit Wärmepumpe, der von 600 Quadratmetern Solarthermiekollektoren regeneriert wird. Der Betontank mit 20 Metern Durchmesser fasst 1500 Kubikmeter Wasser und rettet trotz dieser relativ geringen Ausmaße große Mengen der Solar wärme vom Sommer in den Winter. Dies funktioniert, weil im Phasenübergang zwischen Eis und flüssi - gem Wasser bei Null Grad relativ große Mengen Energie gespeichert werden kön nen. Allerdings wird eine Wärmepumpe benötigt, um die bei null Grad gespeicherte „Wärme“ auf ein nutz - bares Temperaturniveau für die Raumheizung zu heben. Im Winter entzieht die Wärmepumpe dem Speicher die Energie und lässt dabei das Wasser im Speicher gefrieren. Im Sommerhalbjahr wird der Speicher dann durch die Kollektor anlage wieder aufgetaut und erwärmt. Die Heizkosten der Mieter konnten nach Darstellung von EBV-Vorstand Joachim Bode mit dem neuar - tigen System im Schnitt um 30 Prozent gesenkt werden. In den nächsten Jahren sollen nach diesem Vorbild weitere Quartiere mit Eisspeichersystemen ausgestattet werden. Ganz ohne großen Speicher kommen hingegen fünf neue Solarhäuser der HOWOGE Wohnungsbaugesell - schaft in Berlin-Adlershof aus (Foto oben), obwohl diese sich übers Jahr bilanziell zu 100 Prozent mit der Solarthermie vom eigenen Dach versorgen. Dafür mussten sogar nur eineinhalb Flach dächer mit Solarwärmekollek - toren bestückt werden. Die restlichen Dachflächen können für die Stromerzeugung aus Photovoltaik genutzt wer- Wärmenetze mit Solarthermie-Einspeisung sind eine interessante Energiewende- Option für städtische Quartiere, die bislang aber im Markt noch kaum angekommen ist. Vernetzte Solarwärme im Wohnungsbau Foto: Guido Bröer B Solare Wärmenetze den. Möglich wird dies, weil der Fernwärmeversorger BTB sein Netz gewissermaßen als Solarspeicher zur Verfü - gung stellt: Was die hoch effiziente Solarthermieanlage im Sommer an Mehr ertrag produziert, der in den Häusern selbst nicht gebraucht wird, das speist sie in die Fernwärme leitungen der BTB ein und erwirbt damit für die Mieter ein Energieguthaben. Im Winter steht der Hausgemeinschaft dafür die gleiche Menge Fernwärme ohne Berechnung zu. Im ersten Betriebsjahr der Anlage ist die Bilanz aufgegangen: Die Sonne lieferte mehr Wärme als die Häuser verbraucht haben. Andreas Reinholz, der das Modell als Projektentwickler der BTB zu verantworten hat, freut sich, dass dabei das Temperaturniveau der Solaranlage fast immer hoch genug war, um in den heißeren Vorlauf des Wärmenetzes einzuspeisen. Die Option einer Rücklaufeinspeisung, die bei Netzbetreibern nicht so beliebt ist, musste kaum genutzt werden. Neue Geschäftsmodelle Reinholz lässt durchblicken, dass an diesem im Sinne des Klimaschutzes vorbildlichen Deal zwischen der BTB und dem Wohnungsunternehmen für den Wärme netz betrei ber nicht wirklich viel zu verdienen sei. Allerdings sei es aus Sicht der Fernwärmebranche wichtig, auch in hocheffizienten Neubauquartieren im Geschäft zu bleiben, indem man solche flexiblen Angebote mache. „Die Musik für die Wärmewende spielt allerdings im Altbau“, sagt er. Und auch dort würden großflächige Solaranlagen im Sommer Überschüsse erwirt schaf - ten, die bei attraktiven Verrechnungsmodellen – die es heute in Deutschland allerdings noch nicht gibt – an das Netz abgege ben werden könnten. Bei einem neuen Quartierskonzept der eG Wohnen in Cottbus wird zwar künftig auch Solarwärme an Nachbargebäude weitergegeben, allerdings will man dort mit Verrechnung nichts zu tun haben. Die Schlagworte des vom Energieexperten Timo Leukefeld entwickelten Energiekonzeptes heißen „Flat - rate-Miete“ und „vernetzte Autarkie“. Die beiden fast fertiggestellten Sonnenhäuser mit jeweils sieben Wohnungen sollen sich nicht nur zu 60 bis 70 Prozent selbst mit Strom und Wärme versorgen; sie werden darüber hinaus ihre unvermeidlichen sommerlichen Solarwärmeüberschüsse jeweils an einen benachbarten Platten bau aus DDR-Zeiten abgeben. In den ansonsten mit Fernwär me versorgten Altbauten werden nur kleine Pufferspeicher installiert. Leukefeld geht davon aus, dass die Überschüsse der Solarhäuser ausrei - chen werden, um die Nachbargebäude in den Sommermonaten vollständig mitzuversorgen. „Indem wir den Nach - ba r gebäu den die Überschussenergie schenken, verdoppeln wir in den Solarhäuser den jährlichen Kollektor ertrag.“ Den Mieter im Sonnenhaus kostet diese Freizügigkeit nichts. Er zahlt in diesem Gebäude eine sogenannte Flatrate- Miete, in der Wärme und Strom bereits enthalten sind. Guido Bröer Mit den schlüsselfertigen Solarwärme-Großanlagen von Arcon-Sunmark erzeugen Sie Ihre eigene Wärme und sparen damit nicht nur echtes Geld, sondern unterstützen aktiv den Umweltschutz. Als Marktführer mit über 25 Jahren Erfahrung in Großanlagen ist Arcon-Sunmark ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Beratung, Installation und Betreuung individueller Solarthermie-Anlagen. Wir freuen uns auf Sie! www.arcon-sunmark.com JETZT UMSTEIGEN AUF UMWELTFREUNDLICHE UND GÜNSTIGE WÄRME Arcon-Sunmark GmbH Clermont-Ferrand-Allee 26e 93049 Regensburg info@arcon-sunmark.com Tel. 0941-64090804 Die vernetzten Sonnenhäuser der eG Wohnen in Cottbus versorgen über kleine Wärmenetze im Sommer Bestandsgebäude in der Nachbarschaft mit. Foto: eG Wohnen 11 Solare Wärmenetze Oktober 2018 Als 2012 in Büsingen das erste deutsche Solar-Bioenergiedorf an den Start ging, bei dem die Holzkessel im Sommer abgestellt bleiben und die Wärme ausschließlich von der Sonne kommt, da sorgte dies nicht nur in Fachkreisen für Furore. Auch viele Delegationen aus Kommunen reisten teils über weite Strecken an den Hochrhein, um sich das Büsinger Wärmenetz erklären zu lassen. Doch bis die ersten Nachahmer in die Gänge kamen, dauerte es vier Jahre. Erst 2016 erhöhte sich die Anzahl der deutschen Solar-Bioenergiedörfer je nach Zählweise auf zwei bis drei. Die rheinland-pfäl zischen Nachbargemeinden Neuerkirch und Külz hatten sich mit ihrem Wärme netz zum siamesi - schen Zwillingsdorf verbunden – mit der Solar-Heizzentrale als Herz. Anfang 2017 stieß dann das fränkische Hallerndorf zum kleinen Kreis der Solarenergiedörfer. Erst 2018 ist der Club stark gewachsen: Gleich fünf neue Dorf-Solarheizungen nehmen im laufenden Jahr den Betrieb auf. Breklum im hohen Norden und Randegg ganz im Süden haben ihre Einweihungsfeiern schon hinter sich. In Liggeringen am Bodensee, Mengsberg in Hessen und Ellern im Hunsrück laufen die letzten Vorbereitungen zur vollständigen Inbetriebnahme von Wärmenetz und Solar- Heizzentrale in diesem Jahr. Alle diese fünf Projekte folgen der gleichen Grundidee: Im Som mer bleibt der Holzkessel für einige Monate ausgeschaltet. Dann über nimmt die Sonne die Restwärmeversorgung des Dorfes. Das spart einerseits Brennstoff, was sich mithilfe von Fördermitteln des Bundes auch für den heute noch relativ günstigen Energieträger Holz schon nach einigen Jahren rechnet. Andererseits wird damit der ineffiziente Teillastbetrieb der Kesselanlagen im Sommer vermieden. Das spart Wartungskosten und erhöht die Lebensdauer. 20 Prozent Solarbeitrag Der prognostizierte Beitrag zur jährlich verbrauchten Wärmemenge liegt in den neuen Solardörfern typischerweise bei knapp 20 Prozent. Diese Größenordnung ergibt sich fast automatisch, wenn das Solarfeld für eine Volldeckung im Sommer ausgelegt wird. Wollte man größere Solaranteile erreichen – wie es in Dänemark bereits häufig der Fall ist –, so müsste man deutlich größere Spei cher bauen oder in Kauf nehmen, dass die Kollektoren sich im Sommer mit unter abschalten und die Energie verloren geht. Beides würde die Kosten pro Kilowattstunde Solarwärme verteuern. Unterschiede im Detail So ähnlich sich die Solardorfprojekte auf den ersten Blick sind, so unterscheiden sie sich doch im Detail. Das fängt schon mit der Betreibergesellschaft an. In Mengsberg und Breklum haben sich lokale Bürgerenergiegenossenschaften gebildet, um das Netz zu betreiben. Wer angeschlossen werden möchte, wird Genosse und trägt mit seiner Einlage zum Stamm kapital des Unternehmens bei. Die Gegenleistung ist Wärme zum dauerhaft günstigen Preis. Und vielleicht gibt es sogar eine kleine Dividende am Jahresende. Der Auf - wand für Wartung der Anlagen, Abrechnung der Wärme und Betreuung der Mitglieder, dem sich die Genossenschaften hier über die Bauphase hinaus stellen müssen, ist allerdings erheblich. In den Gemeinden Ellern und Liggerin- Fünf neue Solar-Bioenergiedörfer nehmen 2018 in Deutschland den Regelbetrieb auf. Foto: Stadtwerke Radolfzell. Solarenergiedörfer liegen im Trend In Liggeringen am Bodensee haben die Stadtwerke Radolfzell das Solarthermiefeld bereits aufgestellt. Solare Wärmenetze gen hat sich die Dorfgemeinschaft deshalb entschieden, Bau und Betrieb des Netzes von vornherein dem jeweiligen Versorgungsunternehmen der Kommune zu überlassen. In Randegg hingegen wird das Netz von der Solarcomplex AG betreiben (vgl. Energiekommune 7/2018), einer als Aktiengesell schaft organisierten regionalen Bürgerenergiefirma, die schon im ersten Solarenergiedorf Büsingen Pionierarbeit geleistet hat. Technische Varianten Der auffälligste technische Unterschied zwi schen den einzelnen Solarsystemen ist die Bauform der Kollek toren. Drei der Anlagen (Ellern, Randegg, Breklum) arbeiten mit Vakuumröhrenkollektoren, die nach dem Thermoskannenprinzip isoliert sind und so bei kühler Witterung eine höhere Effizienz erreichen. In Liggeringen und Mengsberg kom men hin - ge gen Großflächen-Flachkollektoren zum Einsatz, wie sie im Vorreiterland Dänemark üb lich sind. Diese sind in der Anschaffung güns tiger, ha ben aber einen geringeren Flächenertrag. Für Thomas Pauschinger vom Steinbeis- Forschungsinstitut Solites in Stuttgart hat jedes System seine Vor- und Nachteile; für die Wärme wende in Deutschlands Dörfern seien diese aber letzt lich nicht entscheidend. Er sieht inzwischen einen klaren Trend zur Sonne: „Es liegt auf der Hand, dass sich die Solarthermie in immer mehr Energie dör - fern als verlässlicher und wirtschaftli - cher Wärmeerzeuger durchsetzt, denn solche Anlagen sind eine zukunftssi - chere Investition und genießen bei den Bewohnern eine hohe Akzeptanz.“ Mit der heutigen Technik sei dabei noch mehr möglich, so Pauschinger: „Wir rechnen damit, dass die Solarthermie zukünftig nicht nur den Sommerbedarf solcher Wärmenetze deckt, sondern durch größere Speicher auch höhere Solaranteile erzielt.“ Guido Bröer Das Solarthermiefeld im hessischen Mengsberg arbeitet seit dem 1. August. Die beiden Speicher sind schon prall gefüllt mit Solarwärme. Die ersten Gebäude werden versorgt. Foto: Viessmann Solarthermie Anlagen Im Norden geht die Sonne auf! garantiert höchste Erträge stabile Wärmepreise schlüsselfertig oder im Contracting Jetzt anrufen und eine unserer über 15.000 m² großen Referenzanlagen in Dänemark besuchen! Savosolar Kühnehöfe 3 | 22761 Hamburg info@savosolar.de | ✆ +49 (0) 40 500 349 7-0 GmbH 15. Oktober 2018 in Erfurt Wärmenetze mit erneuerbarer Ener gie und Multifunktions-Wärmespeichern Der kostenfreie Workshop des Umwelt- und Energie mi - nis teriums Thüringen richtet sich an Versorger, Kommu - nen, Genossenschaften, Wohnungswirtschaft und Planer. Info: A. Kornmann, aline.kornmann@tmuen.thueringen.de 25. Oktober 2018 in Stuttgart Regenerative Wärmekonzepte Der Stadtwerkeverbund ASEW gibt seiner Veranstaltung den Untertitel „Wärmewende mitgestalten und dabei Geld verdienen“. Es geht dabei unter anderem um die Verbindung von Solarthermie und Techniken der Sektorenkopplung in Wärmenetzen. www.asew.de/waermekonzepte 7. bis 9. November 2018 in Dänemark Exkursion zu dänischen Wärmenetzen Das Kompetenzzentrum Wärmenetze Baden-Württem - berg bietet eine Tour nach Dänemark an. Die Veran stal - tung richtet sich an Vertreter von Kommunen und Stadtwerken. Dänische Kommunen und Energiegenos - senschaften sind weltweit führend bei der Entwicklung von (Solar-)Wärmenetzen und Sektorenkopplung. KEA, www.energiekompetenz-bw.de/ddd TERMINE ZU SOLAREN WÄRMENETZEN Oktober 2018

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Montag, 1. Oktober, 2018|

Mitmach-Stadtwerk setzt auf Sonne

rank van Balens Gedanken eilen seinen Worten oft schon ein Stück voraus. So auch wenn er von der Entstehung des Wärmenetzes in seiner Heimatgemeinde Breklum erzählt. Was dort, in der knapp 2800 Einwohner großen nordfriesischen Ort - schaft gerade geschieht, darf bereits in mehrfa cher Hinsicht als revolutionär gelten und ist für Frank van Balen doch nur der Anfang. Der Wärmeenergie-Mix im Breklu - mer Ortskern, wo bislang hauptsächlich fossil geheizt wird, soll schon bis zum Jahresende auf 100 Prozent erneuer - bare Energien ungestellt werden. 9 Prozent vom Jahreswärmebedarf soll dann die Sonne liefern. Das schafft ein Feld von Vakuumröhrenkollektoren des Herstellers Ritter XL solar mit 652 Quadratmeter Kollektorfläche. Für mehr reicht die Fläche direkt im Ortszentrum nicht, auf der in Kürze die Anlage errichtet werden soll. Den Löwenanteil am Wärmeenergie- Mix steuern zwei hocheffiziente Blockheizkraft wer ke (BHKW) bei, die kombiniert Strom und Wärme erzeugen und deren Brennstoff aus der Erdgasleitung kommt. Die kleinere der beiden Anlagen mit 80 kW Leistung heizt bereits ein Breklumer Möbelhaus, das nun ans Netz angeschlossen wird. Das größere mit einer Leistung von 480 kW wird in einem Container untergebracht. CO2-neutral von Anfang an Beide BHKW sollen zwar mit fossilem Erdgas betrieben werden. Der Brenn - stoff wird aber vom TÜV als CO2-neutral zertifiziert, indem für jede entnommene Kilowattstunde ein Obolus an ein CO2- Sparprojekt ge zahlt wird. Verdient wird der Mehrpreis über die Stromerzeu - gung der BHKW, die ans öffentliche Netz geliefert wird und dabei eine Einspeisevergütung erzielt. Dass ein BHKW und Solar kollek - toren gemeinsam ein Wärmenetz versorgen, ist für ein deutsches Solar-Bioenergiedorf ein Novum. Diese Kombination galt bislang schlicht als nicht wirt schaftlich, da BHKW sich hierzu - lande meist über den Strom verkauf finanzieren und daher nach herr schen - der Lehre eine Einschränkung ihrer Laufzeit durch den Einsatz einer Solarthermieanlage ihre spezifische Wirt - schaft lichkeit mindert. In Breklum sieht man das anders. Zum einen, weil die Genossenschaft gebrauchte BHKW anschafft, die sich schnell amortisieren. Zum anderen, weil van Balen und seine Energiegenossen die BHKW nur als Übergangslösung brauchen. Auf Dauer will die Genossenschaft nämlich kein Erdgas verheizen, dessen CO2-Kompensation sie nur als Not lö - sung sieht. Stattdessen soll als Ergän - zung zur Solarthermie überschüssiger Windstrom aus dem benach bar ten Windpark zu Wärme gemacht werden. Heute werden die Rotoren des Brek - lumer Bürgerwindparks, an dem viele der neuen Wärmegenossen seit Jahren beteiligt sind, häufig abgeschaltet, weil die Leitungen zum Abtransport der Strommengen nicht ausreichen. Tech- In der Kommune Breklum im Kreis Nordfriesland baut eine Bürger-Energiegenossenschaft Schleswig-Holsteins größte Solarthermieanlage. Sie ist Herzstück eines neuen Wärmenetzes, das sich in den kommenden Jahren noch stark verändern und auch Windstrom aufnehmen soll. Solare Wärmenetze Mitmach-Stadtwerk setzt auf Sonne Oktober 2017 F Foto: Guido Bröer Solnet 4.0 nisch ist es zwar ein leichtes, den Strom zum Heizen zu verwenden. Allerdings, so erklärt van Balen, verhinderten dies die bundesdeutschen Energie- und Steuergesetze, die die Nutzung des „Abfallstroms“ mit so hohen Steuern und Abgaben belegen, dass Power to Heat unwirtschaftlich ist. „Wir können aber nicht auf die Politik warten, sondern müssen jetzt Netze aufbauen, wenn wir den Altbaubestand CO2-neutral versorgen wollen,“ sagt van Balen. „So schaffen wir die Option, dass wir irgendwann unseren eigenen Windpark anschließen können.“ Sprit + Wärme lokal produziert Schon heute denkt van Balen dafür über technische Möglichkeiten nach. Einen schnöden Elektrokessel zu verwenden, wie dies einige Stadtwerke bereits tun, um negative Börsenstrompreise zu nutzen, ist für ihn dabei nicht die erste Wahl. Eine Option könne stattdessen ein Elektrolyseur sein, mit dem aus Windstrom Wasserstoff für Breklumer Fahrzeuge erzeugt werden könnte und dessen 25-prozentiger Abwärmeanteil im Dorfnetz Verwendung finden würde. Und die Breklumer machen bei diesen ungewöhnlichen Ideen mit. Van Balen: „Wir sind in Nordfriesland! Da sind es die Leute nicht nur gewohnt, dass sie sich an Windparks beteiligen können. Es ist mittlerweile typisch für uns im Norden, dass die Leute mit ihrer Daseinsvorsorge Geld verdienen wollen.“ Für den ersten Bauabschnitt im Ortskern, für 30 Einfamilienhäuser und 12 institutionelle Abnehmer vom Kindergarten bis zum Rathaus, wurden bereits 3,8 Kilometer Wärmeleitung im Sommer verlegt. Jeder zahlt 1000 Euro Genossenschaftsanteil und 3500 Euro einmalige Anschlusskosten. Und schon im kommenden Jahr geht es weiter: Eine Wohnsiedlung mit 140 Einfamilienhäusern ist dann an der Reihe. Obwohl dazu noch nicht einmal eine Informationsveranstaltung stattgefunden hat, sind schon jetzt viele der Eigentümer der Genossenschaft beigetreten, die nun 150 Mitglieder zählt. Sie unterstützen damit die Idee vom „Mitmach- Stadtwerk“, in dem – wie im Genossenschaftsgesetz verankert – jeder das gleiche Stimmrecht hat. In fünf Jahren, so das Ziel von Frank van Balen, soll dann im Endausbau das Wärmenetz für die ganze Gemeinde zur Verfügung stehen. Mit der Zahl der Hausanschlüsse soll auch die Solarthermiefläche mitwachsen. Dass im Zuge des Netzaus - baus mindestens eine weitere sehr große Solarthermieanlage gebaut wird, ist für van Balen ausgemachte Sache. Wind- und Solarwärme Ebenso sicher ist er, dass irgend wann Windstrom seinen Weg ins Wärmenetz finden wird. „Uns ist wichtig“, sagt van Balen, „dass alles in der Region bleibt und dass wir Herr unserer eigenen Energieversor gung werden.“ Dass sich hier viele Privatleute auf nachbarschaftlicher Basis zu einem „Mitmach-Stadtwerk“ zusammen - schließen, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Breklum Profis am Werk sind. Van Balen als hauptamtlicher Geschäftsführer ist ebenso vom Fach wie einige seiner Mitstreiter. Eine professionelle Organisationsform sei bei einem Wärmenetz unbedingt geboten, betont van Balen, da neben der Erzeugung auch die Abnahme der Energie, samt deren Abrechnung zu orga nisie - ren sei: „Die Organisiation unseres Wind parks war viel weniger komplex als dieses Nahwärmenetz.“ Guido Bröer BürgerGemeindeWerke Breklum e.G., Borsbüller Ring 25, 25821 Breklum, Tel. 04671 9331240, www.bgw-breklum.net Ritter XL solar, www.ritter-xl-solar.com Frank van Balen, Geschäftsführer der BürgerGemeindeWerke Breklum eG ist der profes sio nelle Kümmerer, den auch ein „Mitmach -Stadtwerk“ braucht. Solare Wärmenetze Foto: Guido Bröer Mit den schlüsselfertigen Solarwärme-Großanlagen von Arcon-Sunmark erzeugen Sie Ihre eigene Wärme und sparen damit nicht nur echtes Geld, sondern unterstützen aktiv den Umweltschutz. Als Marktführer mit über 25 Jahren Erfahrung in Großanlagen ist Arcon-Sunmark ein kompetenter Ansprechpartner rund um die Beratung, Installation und Betreuung individueller Solarthermie-Anlagen. Wir freuen uns auf Sie! www.arcon-sunmark.com JETZT UMSTEIGEN AUF UMWELTFREUNDLICHE UND GÜNSTIGE WÄRME Arcon-Sunmark GmbH Clermont-Ferrand-Allee 26e 93049 Regensburg info@arcon-sunmark.com Tel. 0941-64090804 Solarthermie meets Fernwärme Das Interesse von Stadtwerken an der Solarthermienutzung in Wärmenetzen wächst. Dies zeigte der erste Status - work shop „Solarthermie in der Fernwärme“, zu dem das Bundeswirtschaftsministerium Ende September nach Dresden eingeladen hatte. Die 200 Teilnehmer waren zu zwei Dritteln Mitarbeiter von Stadtwerken und anderen Fernwärmeversorgern. Werner Lutsch, Geschäftsführer des Fernwärmever ban des AGFW bestätigt, dass das Interesse seiner Branche an der Solarwärme gewachsen sei: „Wir haben früher noch gewisse Berührungsängste gehabt, aber mittlerweile sind wir darüber hinweg.“ Das Interesse der Stadtwerke wächst aber auch deshalb, weil seit gut einem Jahr erste Solaranlagen in bestehende deutsche Fernwärmenetze einspeisen, die auf Wirtschaft lich - keit getrimmt sind. Allen voran die vor Jahresfrist eingeweihte deutschlandweit größte Solarthermieanlage der Stadtwerke Senftenberg. Das 8300 Quadratmeter große Kollektorfeld mit einer Leistung von bis zu 5 Megawatt hat im ersten Betriebsjahr mehr als 4 Gigawattstunden an das Fernwär - menetz abgegeben –mehr als vorausberechnet. Senftenbergs Stadtwerke-Geschäftsführer Detlef Mosch - ke freut dabei, dass die vom Hersteller Ritter XL gelie ferte Röhrenkollektoranlage zumeist auf einem Temperaturniveau von 90 Grad und mehr direkt in den Vorlauf einspeist. Die Wirtschaftlichkeit der ebenfalls seit einem Jahr betriebene Solaranlage am Chemnitzer Heizkraftwerk mit 2136 Quadratmetern Flachkollektoren profitiert hingegen von den relativ niedrigen Vorlauftemperaturen, mit denen ein Subnetz den Stadtteil Brühl versorgt. Bei 70 Grad können die Flachkollektoren – die hier vom österreichischen Hersteller Green - onetech stammen – wesentlich effizienter arbeiten als in üblichen Hochtemperaturnetzen. Obwohl auch die Flachkollektoren hier ohne Glycol als Frostschutzmittel betrieben werden, hat die Chemnitzer Anlage laut ihrem technischen Mentor, Thorsten Urbaneck von der TU Chemnitz, den ersten Winter problemlos überstanden. Jedoch wurden vorsichts - halber 6 Prozent ihres solaren Jahresertrages für ihre Behei - zung bei Minusgraden eingesetzt, während die Senften - berger Vakuumröhrenkollektoren nach Angaben des Her stel - lers lediglich 0,1 Prozent ihrer Jahres-Wärme erzeu gung für den Frostschutz aus dem Fernwärmenetz bezogen haben. Der nächste Quantensprung für die solare Fernwärmeversorgung in Deutschland kündigt sich in der Stadt Hennigsdorf an. Die dortigen Stadtwerke wollen die Fernwärme kurzfristig klimaneutral machen. Neben einem Biomasse-Heizwerk und bislang ungenutzter Abwärme aus dem örtlichen Elektrostahlwerk ist auch die Solarthermie ein Baustein. Eine zentrale Rolle soll ein Wärmespeicher mit 22.000 Kubikmeter Wasser spielen. Einerseits puffert er plötzliche Schwankungen von bis zu 50 MW aus der Abwärme des Stahlwerkes. Zugleich soll er aber auch Power-to-Heat-Windstrom aufnehmen und große Mengen Solarwärme. In Hennigsdorf sind 20000 Quadrat - meter Solarkollektoren geplant, die überwiegend auf einer ehemaligen Schlackehalde des Stahlwerkes stehen sollen. Beeindruckt von solchen Aussichten äußert sich Frank Heidrich vom Bundeswirtschaftsministerium: „Fernwärme und Solarthermie – hier kommt zusammen, was zusammen gehört.“ gb Solare Wärmenetze Foto: Guido Bröer Zahlreiche Solaranbieter aus der Initiative Solare Wärmenetze stellten beim 22. Dresdener Fernwärmesymposium aus. 5000 m2 Kollektoren für Mürzzuschlag in der Steiermark Eine der größten Solarthermieanlagen Österreichs wird jetzt in der Stadt Mürzzuschlag gebaut. Die Anlage wird im Contracting betrieben. Seit 35 Jahren werden große Teile der 8600-Einwohner- Stadt im Bundesland Steiermark mit Fernwärme versorgt. 50 Prozent der Energie kommen bislang aus Biomasse. Nun wird eine große Solarthermieanlage gebaut, um den erneuerbaren Anteil der Fernwärme weiter zu erhöhen und zugleich wertvollen Rohstoff Holz einzusparen. 10 Prozent des Jahreswärmebedarfs sollen künftig Flachkollektoren mit rund 5000 Quadratmetern Kollektorfläche beisteuern. Das Kollektorfeld entsteht auf einer Wiese am nördlichen Stadtrand. Dort baut aber nicht der örtliche Fernwärmeversorger, sondern das Unternehmen S.O.L.I.D. aus Graz, das seit 1992 auf große Solarthermieanlagen spezialisiert ist. Es wird die Anlage auf eigenes Risiko als Contractor betreiben. gb S.O.L.I.D. GmbH, Detlev Seidler, Vertriebsleiter Deutschland, Tel. 0174 9474292, d.seidler@solid.at, www.solid.at Projekt Solnet 4.0 ist gestartet Koordiniert vom Forschungsinstitut Solites und gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium ist ein Projekt zur Marktbereitung für solare Wärmenetze gestartet. Bundesweit wollen die Projektpartner – neben Solites sind dies der Fernwärmeverband AGFW und das Hamburg-Institut sowie die Herausgeber der Energiekommune – über die Möglichkeiten solarthermisch unterstützter Fern- und Nahwärmenetze informieren und helfen, Markthemmnisse aus dem Weg zu räumen. Interessenten und mögliche Kooperationspartner sollten sich beim Projektleiter Thomas Pauschinger melden. gb Solites gGmbH, Thomas Pauschinger, Tel. 0211 6732000-40, www.solites.de WWW.SAVOSOLAR.DE SOLARTHERMIE FÜR BEWUSSTE UND NACHHALTIGE GEMEINDEN 11./12. April. 2017 in Graz/Österreich 5th International Solar District Heating Conference Die internationale Konferenz zur solaren Fernwärme nut - zung ist das Top-Event für alle Experten auf dem Gebiet der solaren Wärmenetze. In den vergangenen Jahren hat sich die Veranstaltung allerdings zunehmend für neue Zielgruppen geöffnet. Potenzielle Anwender aus Kommunen, Stadtwerken und Energiegenossenschaften sind hier willkommen und finden – bei moderaten Teilnahmegebühren – aktuellste Informationen zum Stand von Technik und Wirtschaftlichkeit. Wer Kontakte und Ansprechpartner sucht, ist hier richtig. Im April 2018 findet die Konferenz im österreichischen Graz statt. Konferenzssprache ist Englisch; ein Großteil der Teil - nehmer kommt allerdings erfahrungsgemäß aus den deutschsprachigen Ländern. http://solar-district-heating.eu Termin zum Thema solare Wärmenetze Solare Wärmenetze Auf der Mayerhoferwiese im Norden Mürzzuschlags entsteht eine Solarkollektoranlage (Computer-Visualisierung). Grafik: S.O.L.I.D. GmbH

Julian Kuntze2023-03-22T11:50:52+01:00Mittwoch, 1. August, 2018|
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